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Luftangriffe rund um die Uhr Die Bomber kamen Tag und Nacht. Die United States Army Air Forces (USAAF) flog bei Tag, die Royal Air Force (RAF) bei Nacht. Ab dem 6. März 1944 beteiligten sich die US-amerikanischen Luftstreitkräfte an der systematischen Bombardierung Berlins. Obwohl der Zerstörungsgrad mehrerer deutscher Städte höher war, gingen auf keine deutsche Stadt mehr Bomben nieder. Die Zahl der Todesopfer der 310 Angriffe schwankt zwischen 11000 und 50000, Hunderttausende verloren ihr Zuhause. Dennoch verfehlte das „Moral Bombing“ mit über 45.000 Tonnen Bomben sein Ziel: Die Menschen standen nicht gegen das NS-Regime auf. Der Angriff der US-Amerikaner vom 6. März 1944 war die erste Bombardierung Berlins bei Tag. 627 viermotorige Maschinen steuerten die Reichshauptstadt an. Sie warfen 1600 Tonnen Bomben ab. Der massive Angriff forderte vergleichsweise wenige Opfer: 896 Tote, 57 Verwundete, 2.245 Ausgebombte. Zahlreiche Bomben gingen auf locker bebautes oder nicht bebautes Gelände nieder. Unverhältnismäßig größer waren die Verluste der Amerikaner. 68 Bomber und elf Jäger wurden von deutschen Jägern und Flugabwehrkanonen abgeschossen. Mit der Hälfte hatten die Amerikaner für den schlimmsten Fall gerechnet. Die Verluste wurden in den USA verschwiegen. Stattdessen wurde ein großer Erfolg bejubelt. Er stützte sich auf maßlos übertriebene Berichte heimgekehrter Piloten. Joseph Goebbels höhnte: „Die US-Zeitungen prahlen mit ihren erfolglosen Tagesangriffen auf Berlin. Je stärker die Amerikaner und Engländer davon überzeugt sind, dass ihre Luftangriffe Berlin völlig zerstören, desto besser für uns.“ Tatsächlich waren die Auswirkungen dieses Luftschlages nicht mit denen der Royal Air Force zu vergleichen. Britische Bomber flogen Berlin erstmals in der Nacht zum 26. August 1940 an. Es folgten bis zum Herbst 1941 immer wieder Luftschläge, dann wurden die Angriffe bis zum Januar 1943 nahezu eingestellt. Für Winston Churchill war die Reichshauptstadt vorrangiges Ziel. Bombenabwürfe über Berlin glichen Niederlagen am Boden moralisch aus. Zudem arbeitete in Berlin eine bedeutende Rüstungsindustrie. 800000 Arbeiter waren 1939 in ihr beschäftigt. Jeder zehnte Flugzeugmotor, so gut wie jeder U-Boot-Motor, jeder vierte Panzer und die Hälfte aller Geschütze kamen aus Berlin. Der erste massive Anflug britischer Bomber 1940 bildete den Auftakt bis zum Ende des Krieges wiederkehrender und sich steigender Angriffe. Als Vergeltung für Angriffe auf London schickten die Briten 50 Bomber, die aber im Nebel die Orientierung verloren und vornehmlich landwirtschaftliche Betriebe am Stadtrand trafen. Die Berliner spotteten, die Briten wollten sie wohl aushungern. Zum Spott bestand bald kein Anlass mehr. Fünf Jahre lang war Berlin das Ziel der britischen und später US-amerikanischen Bomber. Allein 1940 flogen Bomber 36-mal über die Reichshauptstadt. Der britische Luftmarschall Arthur Harris hatte das Ziel ausgegeben, Deutschland durch massive Bombardierungen bis zum April 1944 zur Kapitulation zu zwingen. Entsprechend wurden die Luftangriffe auf Berlin ab November 1943 forciert. In fünf Monaten – vom 18. November 1943 bis zum 31. März 1944 – warfen 9111 Bomber ihre Last ab. Dabei wurden zwar große Areale zerstört, die Industrie jedoch kaum beschädigt. Harris musste eingestehen, sein Ziel nicht erreicht zu haben. Die Konsequenz: Steigerung massiver werdender Angriffe. Nachdem die US-Amerikaner am 6. März 1944 angefangen hatten, sich an der systematischen Bombardierung Berlins zu beteiligen, gab es mehr Angriffe als in der Zeit ab 1939. Kaum ein Tag verging ohne das Heulen der Luftschutzsirenen. Ungeachtet ihrer großen Verluste beim ersten Angriff, flogen die US-Amerikaner bereits zwei Tage später einen neuen Tagesangriff. Diesmal kamen 540 Bomber, begleitet von 200 Jagdflugzeugen. Wieder waren die Verluste mit 38 abgeschossenen Bombern und elf Jägern groß. Bei dem Angriff am darauffolgenden Tag verloren die US-Amerikaner nur sechs Flugzeuge, da die deutschen Abfangjäger nicht rechtzeitig zum Einsatz kamen. Die US-Amerikaner passten ihre Taktik den britischen Fliegern an, sie nahmen die Wohnbezirke in der Innenstadt zum Ziel. Bei einem nächtlichen Angriff vom 24. auf den 25. März 1944 setzte die RAF 810 Bomber ein, 762 gelangten ans Ziel. Davon wurden 72 abgeschossen, 50 durch Flugabwehrkanonen. Straßenzug um Straßenzug wurde nun in Schutt und Asche gelegt. Drei Viertel der Bombenopfer kamen in dieser relativ kurzen Zeitspanne vom März 1944 bis zur Kapitulation ums Leben. Für den August 1944 hatten die Alliierten eine totale Vernichtung der Innenstadt geplant. Bei der Aktion „Thunderclap“ (Donnerschlag) sollte das Zentrum vier Tage ohne Unterbrechung bombardiert werden. Der Schlag sollte in seiner Wirkung dem einer Atombombe gleichkommen. Man wolle, hieß es, Deutschland aus dem Krieg bomben. Man rechnete mit 220.000 Toten. Am 27. August starteten 1.203 Bomber. Wegen schlechten Wetters erreichten sie ihr Ziel nicht. Die Aktion wurde abgeblasen. Als das Ende des Krieges absehbar war, wurden die Angriffe auf Berlin noch einmal verschärft. Fast täglich flogen angloamerikanische Verbände die Stadt an. Sie sollten die sowjetische Bodenoffensive unterstützen. Einen der folgenschwersten Angriffe flogen die US-Amerikaner am 3. Februar 1945 mit 937 Bombern und 613 Jägern. 2500 Menschen kamen dabei um, 100.000 verloren ihr Zuhause. In Berlin-Mitte sei jedes Haus vernichtet, wurde gemeldet. Erstmals wurde eine Aktion von den Alliierten offiziell als „Terrorangriff“ bezeichnet. Der nächste schwere Schlag erfolgte bereits am 26. Februar 1945, als 1.184 US-Bomber 1.628 Tonnen Sprengbomben und 1258 Tonnen Brandbomben abwarfen. Eine bis dahin unvorstellbare große Bomberformation
setzten die USA am 18. März 1945 ein: 1221 Bomber, begleitet von 14 Jägergruppen.
Drei Wochen später, am 10. April 1945, flogen die US-Amerikaner ihren letzten Angriff
auf Berlin. Sie kamen mit der größten Formation, die jemals auf eine Stadt angesetzt
wurde: 1232 Maschinen. Die Briten bombardierten noch ein paar Tage länger, sie stellten
die Angriffe am 19. April 1945 ein. Nun tauchten erstmals sowjetische Kampfflieger
auf.
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