Gewirbelt und gewurzelt
Von Matthias Bäkermann
Das
Gebiet von Nordrhein-Westfalen erfuhr in der Vergangenheit immer wieder
demographischen Zufluß aus dem Osten. Da waren die während der
Industrialisierung an die Ruhr strebenden Polen – oft aus der preußischen
Provinz Posen –, die den Anteil der Rogallas und Kowalskis unter den Kumpeln
erhöhten.
Entscheidender waren aber
natürlich die infolge von Flucht und Vertreibung nach 1945 in das spätere
Bundesland strömenden 2,5 Millionen Ostdeutschen, denen nach 1950 bis heute noch
weitere 300.000 Landsleute – vorwiegend aus Oberschlesien – als sogenannte
Spätaussiedler folgten.
Auf der
offiziellen Netzseite des vom
CDU-Politiker Andreas Krautscheid geführten NRW-Ministeriums für
Bundesangelegenheiten, Europa und Medien wird das alles ein bißchen
durcheinandergewirbelt. Eine „Einwanderung polnischer Familien“ wird sogar als
Beleg für die besonderen, „historisch begründeten“ Beziehungen
Nordrhein-Westfalens zu Polen angeführt. (Quelle:
www.mbem.nrw.de/unsere-themen-von-a-z/polen-18.html)
„Menschen, die ihre polnische
Heimat nach 1945 verlassen haben“
Zu den in der „Kohle und
Stahlindustrie Beschäftigten“ kamen nämlich auch „Menschen, die ihre polnische
Heimat nach 1945 verlassen und an Rhein und Ruhr eine neue Heimat gefunden
haben. Sie haben beim Wiederaufbau des Landes erheblich mitgeholfen“.
Das multikulturelle Happy End
ließ dann auch nicht lange auf sich warten, denn „mit der Zeit verschmolzen die
Kulturen, ohne daß die Wurzeln vergessen wurden. (...) Vor diesem Hintergrund
wird der Pflege der freundschaftlichen Beziehungen zu Polen eine hohe Bedeutung
beigemessen“, erklärt das Ministerium und mahnt „kulturellen Austausch“ zur
Förderung von „Verständigung zwischen Polen und Deutschen“ an.
Update 25.01.2010
Ein kleiner Erfolg war
in den letzten Tagen zu verzeichnen. Die Staatskanzlei NRW hat Aussagen wie, daß
"hunderttausende von Menschen, die nach 1945 ihre polnische Heimat verlassen
mußten" und daß "Deutsche mit polnischem Migrationshintergrund" (Aussiedler)
sich in NRW niedergelassen haben und die Kulturen verschmolzen seien, am
vergangenen Freitag geändert.
www.mbem.nrw.de/unsere-themen-von-a-z/polen-18.html
Wir möchten an dieser
Stelle abermals dem CDU-Landtagsabgeordneten Horst Westkämper, seines Zeichens
Beauftragter der CDU-Landtagsfraktion für Vertriebene und Spätaussiedler danken.
Er hat sich, wie auch schon bei dem Vorgang rund um die
Broschüre der Landesstelle Unna-Massen,
sehr stark eingebracht und sich unmittelbar an die Staatskanzlei gewandt.
Wahrscheinlich ist die zügige Bearbeitung des Vorganges auch seinem Einsatz zu
verdanken.
Mit der aktuellen
Darstellung
www.mbem.nrw.de/unsere-themen-von-a-z/polen-18.html kann man als
Angehöriger der Erlebnis- bzw. Bekenntnisgeneration durchaus zufrieden sein.
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Quelle:
Tobias
Körfer
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