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„Habermanns Mühle" Die Debatte über die Gewaltverbrechen nach dem 2. Weltkrieg an den Sudetendeutschen ist in der Tschechischen Republik voll im Gang. Regisseur Juraj Herz – dem Sohn deutschsprachiger jüdischer Eltern aus Käsmark / Slowakei – ist ein guter, ausgewogener Film gelungen. Ihm gelang dies, weil er eine ähnliche Situation persönlich erlebte – als Kind hat er bei der Vertreibung Dinge gesehen, die noch schlimmer gewesenen seien, als man das in einem Film darstellen könne oder solle! Aber auch die Familie hatte Verluste zu beklagen. „Habermann" – so heißt der Film in Deutschland und startet am 25. November in den deutschen Kinos – beruht auf wahren Begebenheiten und ist deshalb nicht immer typisch. Er beleuchtet das Zusammenleben von Tschechen und Deutschen, und die Vertreibung – nachdem die Deutsche Wehrmacht bereits kapituliert und sich zurückgezogen hatte. Die Novelle „Habermanns Mühle" schrieb Josef Urban – die tschechische Fassung des Filmes heißt „Habermannuv mlýn", Drehbuchautor Wolfgang Limmer und Regisseur Herz verzichten in der 1937 beginnenden Handlung darauf, die Unterdrückung deutscher Gewerbetreibender durch ČSR-Behörden darzustellen. Die öfters behauptete Vertreibung oder gar Massenvertreibung von Tschechen nach dem Münchener Abkommen im Oktober 1938 findet auch nicht statt. Der unpolitische Habermann gerät unversehens zwischen die Fronten: bei den NS-Behörden gilt er als Tschechenfreund – für die Tschechen ist er plötzlich in dem mehrheitlich tschechischen Ort kein Mitbürger mehr, sondern ein verhasster Besatzer. Mit „Habermann" beweist Herz, dass eine heikle Geschichte, wie die gegenseitige Gewalt im Sudetenland, eine besonders sensible Filmsprache braucht, ohne irgendetwas zu beschönigen. Klassisch erzählend, dabei ungemein spannend, aber eben nicht reißerisch. Ehrlich, klar, aber nicht kühl. Packend, aufwühlend, aber nie effekthaschend sentimental. Gerhard Zeihsel, der Bundesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich (SLÖ), war bei der Premiere in München dabei und war sehr beeindruckt von der sehr kritischen Darstellung verschiedener, tschechischer Charaktere und der äußerst realistisch dargestellten Vertreibung der Deutschen. August Habermann wird gefoltert – am Mühlenrad angebunden – und stirbt durch die Hand des bis zuletzt kollaborierenden tschechischen Bürgermeisters Hartl, der Habermanns tschechisch-jüdische Frau Jana an SS-Sturmbannführer Koslowski verraten hatte. Die Tschechen – meist Arbeiter in Habermanns-Mühle – vertreiben brutalst auch Jana die „Deutschenschlampe" mit Tochter Melissa. Der Film ist eine deutsch-tschechisch-österreichische Co-Produktion mit deutschen und tschechischen Darstellern. Die tschechische Premiere fand am 6. Oktober im Prager Kino „Lucerna" statt und über 100.000 Tschechen haben ihn bereits gesehen. Er hat zu kontroversiellen Diskussionen in der tschechischen Gesellschaft geführt. Wann der Film in Österreich zu sehen sein wird ist noch unbekannt, wir werden darüber berichten. Mitwirkende:
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