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Gedenkstätten entfachen Historienstreit Verbände wehren sich gegen Überprüfung der Weingartener Kriegsdenkmäler Von Dirk Grupe Sie alle wenden sich in einem gemeinsamen Brief gegen eine historische Überprüfung der Weingartener Gedenkstätten, das hat die Fraktion der Grünen/Unabhängigen im Gemeinderat beantragt. In dem Brief heißt es: „Die Forderung der Grünen-Fraktion Weingarten nach einer ,kritischen Überprüfung' von Denkmälern, Mahnmalen, Gedenktafeln usw. in Weingarten zeugt von einer völligen Geschichts-Unkenntnis sowohl der kommunalen Geschichte Weingartens wie der deutschen und bundesrepublikanischen Geschichte.“ So sei das „Mahnmal des Ostens“ eine würdige Gedenkstätte zur Erinnerung und Dokumentation der Flucht und Vertreibung von bis zu 14 Millionen Deutschen aus den Ostgebieten.... August Schuler (Kyffhäuser Soldatenkameradschaft, Oberstleutnant d. R. und CDU-Fraktionschef in Ravensburg), Verfasser des Briefes, ergänzt gegenüber der Schwäbischen: „Selbstverständlich gelten die Friedenverträge mit Polen, und kein Mensch will Königsberg zurück. Das Mahnmal ist den Vertriebenen jedoch ein Erinnerungsort und ein Stück Heimat.“ Die Grünen erinnert das Mahnmal dagegen „eher an den Kalten Krieg und nicht an sein Ende“. Ausgangspunkt der Debatte war die eiserne Gedenktafel zu Ehren Erwin Rommels in der Kirchstraße 16, auf der es heißt: „Ehre diesem tapferen Manne und Soldaten“. Wohlgemerkt einem Nationalsozialisten, der Hitler lange verehrte, sagen die Kritiker. „Möglicherweise sehen Historiker Rommel heute anders“, räumt Schuler ein. Diese wie auch andere Gedenktafeln (etwa im Torbogen des Schlossbaues, die an die Gefallenen des 1. Weltkrieges erinnern, verbunden mit dem Satz „viele Tausende zogen hier aus zu schützen Heimat und Herd“) seien „historische Zeugnisse und sollen auch als ,historische Zeugnisse ihrer Zeit’ belassen werden“. Mit anderen Worten: Die Tafeln dienen nicht als Erinnerung an Rommel, Kriegsopfer und andere, sondern sie erinnern an jene Menschen, die sie aufgehängt haben, quasi als Zeitdokument. Dieter Pfleghar, CDU-Fraktionschef in Weingarten, unterstützt die Verbände: „Die Debatte um die Gedenkstätten ist überflüssig wie ein Kropf. Wir haben andere Sorgen.“ Nicht zimperlich gehen auch die Verbände mit den Antragstellern um, heißt es doch unter anderem: „Die Grünen-Fraktion und Grünen-Stadträtin Susanne Münz beweisen mangelndes Geschichtsbewusstsein, wenn sie sich aus der heutigen, langen Friedenszeit heraus zu Zensoren und Kritikastern vorhergehender Generationen aufschwingen.“
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