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Deutsche übernehmen
Schlesien:
Subventionen für Volksgruppe retten Schule vor dem Aus
von Christian Rudolf
In der Woiwodschaft Oppeln steht das staatliche
Schulwesen vor empfindlichen Reduktionen: Aufgrund klammer Stadt- und
Gemeindekassen, einer zu geringen Geburtenrate und Abwanderung werden dort ab
September über 120 Schulen geschlossen werden. Auch andere Regionen der
Republik Polen sind von dem Schrumpfungsprozess betroffen – und das Ende der
Fahnenstange ist noch nicht erreicht.
Auch im oberschlesischen Kandrzin-Cosel, das zur
Oppelner Woiwodschaft gehört und ein Siedlungsschwerpunkt der deutschen
Volksgruppe geblieben ist, sollte die Grundschule Nr. 13 im Stadtteil Rogau
geschlossen werden. Doch es kam anders: Die Deutsche Bildungsgesellschaft
Cosel-Rogau übernahm nach einer selten einmütigen Kooperation von der Stadt die
Trägerschaft für die Schule und wird sie ab September, mit Beginn des neuen
Schuljahres, in eigener Regie weiterführen. Die vor acht Jahren eingerichtete
zweisprachige Schule hat für die am Ort lebenden Deutschen eine besondere
Funktion: Sie nimmt in einem Klassenzug die Kinder aus dem in deutscher und
polnischer Sprache betriebenen Kindergarten auf. Bedingung für den Weiterbetrieb
ist, dass die Eltern der Schüler schriftlich erklären, dass ihre Kinder mit
erweitertem Deutschunterricht als Volksgruppensprache beschult werden sollen –
was eine Zugehörigkeitserklärung zur deutschen Volksgruppe mit einschließt.

„Wir haben uns von der Bildungseinrichtung des
Vereins ,Pro Liberis Silesiae‘ in Raschau inspirieren lassen. Diese bilinguale
Einrichtung mit Kindergarten und Grundschule ist vorbildlich, freute sich der
Vorsitzende der Bildungsgesellschaft, Bruno Kosak, der bekundete, es sei höchste
Zeit, Bildungsangelegenheiten der heimatverbliebenen Deutschen selbst in die
eigene Hand zu nehmen. Der 75-Jährige saß zwölf Jahre lang für die deutsche
Volksgruppe im Oppelner Landtag. „Für uns bedeutet die Gründung einer solchen
Bildungseinrichtung einen Meilenstein“, erklärte Kosak. Er gab sich überzeugt,
dass sich die Umwandlung in eine vom Verein geführte Schule „für alle Seiten
lohnen“ werde – „und zwar auch dann, wenn die städtische Sondersubvention etwas
höher ausfallen sollte, als aktuell vorgeschlagen“.
Unterdessen hat dieser Aspekt des Vorhabens –
höhere Subventionen für eine Schule, die von einem Trägerverein der deutschen
Volksgruppe unterhalten wird – erheblichen und erwartbaren Unmut und Neid bei
polnischen Chauvinisten hervorgerufen. Die der nationalkonservativen
Kaczynski-Partei PiS nahestehende Zeitung „Rzeczpospolita“ entrüstete sich:
„Reiche Schulen nicht für Polen.“ Die höheren Zuwendungen des Staates für
Schulen der nicht-polnischen Volksgruppen seien in der Oppelner Woi-wodschaft
ein Mittel, um „Geld abzugreifen“. In der südlich Oppeln gelegenen Kleinstadt
Pros-kau [Prószków] sei die Einführung des Deutschen als Minderheitensprache ein
Mittel gewesen, eine der Grundschulen vor der Schließung zu bewahren. Allen
Ernstes kritisierte das Blatt, dass niemand geprüft habe, wie viele von den 123
Schülern der Schule Nr. 13 tatsächlich zur deutschen Volksgruppe gehören. Nun
schürt die nationalistische Presse die Angst vor dem Entstehen von „Enklaven mit
Minderheiten-Schulen“, zumal führende Funktionäre der Deutschen die Gründung
einer „Bildungsachse“ mit einem Netz von zweisprachigen Schulen von Oppeln bis
nach Ratibor angekündigt haben.
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