Einweihung des
Gedenksteins für die Trümmerfrauen in München im Mai 2013
Grüne protestieren gegen Denkmal für Trümmerfrauen
MÜNCHEN. Der bayerische Kultusminister Ludwig
Spaenle (CSU) hat ein Denkmal zur Erinnerung an die
Aufbauleistung der
Trümmerfrauen in der Landeshauptstadt des Freistaats verteidigt. Das im Mai
eingeweihte Denkmal zolle nicht nur den „Trümmerfrauen und der Aufbaugeneration
Dank und Anerkennung“, sondern weise auch auf deren „Verantwortung“ hin, sagte Speanle dem Münchner Merkur. „Ich habe bei der Einweihung des Denkmals außerdem
ausdrücklich die deutsche Schuld an der Shoah benannt“, betonte er.
Hintergrund ist der Protest der Grünen gegen den
auf dem Marstallplatz aufgestellten Stein. Die Münchner Grünen-Chefin Katharina
Schulze und der grüne Landtagsabgeordnete Sepp Dürr hatten diesen am Mittwoch
verhüllt und den Freistaat aufgefordert, das Denkmal vom zuständigen Verein auf
dessen Kosten wieder entfernen zu lassen. In München habe es keine Trümmerfrauen
gegeben, argumentierte Schulze. Auf einem braunen Tuch, mit dem die beiden
Grünen-Politiker den Stein verhüllten, stand deshalb: „Den Richtigen ein Denkmal
– nicht den Altnazis. Gegen Spaenles Geschichtsklitterung.“
Dürr für Ehrung von Kurt Eisner
Die Grünen stützen sich bei ihrer Kritik auf das
Münchner Stadtarchiv. Laut diesem seien nach Kriegsende etwa 1.500 Menschen bei
den Aufräumarbeiten in München eingesetzt gewesen. 1.300 davon sollen Männer
gewesen sein. „Mehr als 90 Prozent der Männer und Frauen seien zum Trümmerräumen
zwangsverpflichtet worden, weil sie zu Kriegszeiten in NS-Organisationen aktiv
gewesen seien“, heißt es im Bericht des Merkur.
Der Grünen-Landtagsabgeordnete Dürr warf
Kultusminister Speanle daher vor, er habe mit dem Denkmal im Wahlkampf am
rechten Rand fischen wollen. Seiner Ansicht nach sollte lieber an Personen
erinnert werden, die die Demokratie nach Bayern gebracht hätten, sagte er. Zum
Beispiel an Kurt Eisner.
Der Sozialist Eisner (zuerst SPD, später USPD)
hatte am 7. November 1918 den „Freistaat Bayern“ ausgerufen und als Kopf des
Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrats den bayerischen König Ludwig III. für
abgesetzt erklärt. Tags darauf wurde er vom Arbeiter- und Soldatenrat zum
Ministerpräsidenten des Freistaats Bayerns ernannt. Nach der deutlichen
Niederlage der USPD bei den bayerischen Landtagswahlen mußte Eisner im Januar
1919 jedoch zurücktreten. Am 21. Februar 1919 wurde er von dem monarchistischen
Offizier Anton Graf von Arco auf Valley erschossen. (krk)
Die deutschen Trümmerfrauen
Die wahren Helden des deutschen Wiederaufbaus!
Als Trümmerfrauen werden die Frauen
bezeichnet, die nach dem Zweiten Weltkrieg die deutschen und
österreichischen Städte von den Trümmern der zerbombten Gebäude befreiten.
Sie schufen damit die Grundvoraussetzung für den Fortbestand der
Innenstädte.
Statistisch waren Trümmerfrauen zwischen 15 und 50 Jahre alt, weil die
alliierten Besatzungsmächte Befehle herausgegeben hatten, wonach alle
Frauen zwischen 15 und 50 Jahren sich zu dieser Arbeit zu melden hatten.
Das Kontrollratsgesetz Nr. 32 vom 10. Juli 1946 hob frühere
Arbeitsschutzbestimmungen der Frauen dafür teilweise auf. Unter den
Trümmerfrauen waren (statistisch) auch meist Witwen mit ein bis zwei
Kindern, weil es laut Bevölkerungsstatistik von 1945 rund 7 Millionen
Frauen mehr als Männer in Deutschland gab.
Im Krieg waren etwa vier Millionen Wohnungen in Deutschland durch
alliierte Luftangriffe zerstört worden und zahlreiche Fabriken lagen in
Trümmern. Schätzungen zufolge gab es in Deutschland nach Kriegsende mehr
als 400 Millionen Kubikmeter Schutt.
Firmen, die die Aufträge zur Trümmerbeseitigung in den deutschen Städten
erhielten, führten die Trümmerfrauen im Arbeitsbuch als
Bauhilfsarbeiterin, Trümmerarbeiterin oder Arbeiterin für
Enträumungsarbeiten. Die hauptsächliche Arbeit bestand im Abriss stehen
gebliebener Gebäudeteile mit Handwinden oder Spitzhacken, selten kam
schwerere Technik zum Einsatz. Nach dem Abriss mussten Wandteile soweit
zerkleinert werden, dass die Ziegelsteine, ohne diese zu beschädigen,
abgetrennt werden konnten, die dann für Reparaturen oder Neubauten
wiederverwendet werden konnten. Die Ziegelsteine wurden in einer
Personenkette von Hand zu Hand aus den Ruinen an den Straßenrand
weitergereicht, dort wurden sie auf Holzböcken oder anderen festen
Unterlagen abgelegt und mit einem Maurer- oder Putzhammer von den
Mörtelresten befreit. Danach wurden die gesäuberten Steine aufgeschichtet.
Die Vorgaben waren: 16 Stück in einer Fläche (4 x 4), jeweils 12 Schichten
übereinander und abschließend ein Mittelhäufchen von 8 Stück, sodass
Stapel von 200 Steinen entstanden, deren Standsicherheit gewährleistet war
und die Abrechnung der Leistung sich übersichtlich gestaltete. Zum
Wiedereinsatz kamen zusätzlich halbe Ziegel, Balken, Stahlträger, Herde,
Waschbecken, Toilettenbecken, Rohre und anderes. Schutt wurde von den
Frauen auf Schubkarren, Pferdewagen, Feldeisenbahnen (den Trümmerbahnen),
Lastwagen oder Arbeitsstraßenbahnen abtransportiert. Die nicht mehr
verwendbaren Ziegelsteinbruchstücke kamen auf große Lagerflächen, wo dann
die Trümmerberge wuchsen, oder sie wurden in Ziegelmühlen (die auch
Trümmeraufbereitungsanlagen, Brecheranlagen, Trümmerverwertungsanlagen
genannt wurden) zerkleinert, die häufig in der Nähe der Ruinengrundstücke
aufgebaut wurden. Das entstandene Mehl oder Granulat kam beim Zuschütten
von Bombenkratern, im Straßenbau, beim Ausbau von Wasserstraßen oder bei
der Herstellung neuer Mauersteine zum Einsatz.
Neben der beruflich tätigen Trümmerfrau gab es auch Freiwillige, die die
Trümmerfrauen bei ihrer Arbeit unterstützten. Sie arbeiteten bei jedem
Wetter, in Arbeitsgruppen von 10 bis 20 Personen, die Kolonnen genannt
wurden.
Von 16 Millionen Wohnungen in Deutschland waren etwa 25 Prozent total
zerstört und etwa gleich viele stark beschädigt. Die Hälfte aller
Schulgebäude war nicht nutzbar und rund 40 Prozent der Verkehrsanlagen
unbrauchbar.
In der Sowjetischen Besatzungszone wurde 1951 das Nationale Aufbauwerk
gegründet, das die Arbeit der Trümmerfrauen koordinierte.
In der Bundesrepublik wurden die Enttrümmerungsarbeiten als
Notstandsarbeiten weitergeführt.
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