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Die Ereignisse 1945 Schon vier Wochen nach Beginn der sowjetischen Großoffensive am 12. Januar 1945 erreichte die Rote Armee bei Elbing, wenige Kilometer nordöstlich von Marienburg, die Ostsee. Nicht nur Ostpreußen war damit vom übrigen Reich abgeschnitten. Die frühe Anwesenheit der Roten Armee in Westpreußen führte dort zu besonders hohen Verlusten unter der Zivilbevölkerung. Hier lagen die Dinge ähnlich wie in Ostbrandenburg, das die sowjetischen Truppen ebenfalls früh erreichten und wo die höchsten Verluste sämtlicher Vertreibungsgebiete zu beklagen sind. Während Elbing schon am 10. Februar fiel, wurde seit Ende Januar um Marienburg heftig gekämpft. Die Stadt wechselte mehrfach den Besitzer, in der Burg selbst, die schwer zerstört wurde, hielten sich die deutschen Verteidiger bis zum endgültigen Rückzug aus der Stadt am 9. März. Um Verluste unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden, war Marienburg evakuiert worden. Fast nur noch in den Außenbezirken waren deutsche Zivilisten anwesend. Unter ihnen kam es vermutlich auch im Zuge der Kämpfe zu Verlusten, aber nach Lage der Dinge sicher nicht in der Größenordnung von 1800 Personen – eben weil die Stadt evakuiert worden war. Nach den Kämpfen kehrten offenbar noch manche Deutsche in die zerstörte Innenstadt zurück, bevor die Vertreibung begann. Von solche Rückkehrern sind nun in den zurückliegenden Tagen zwei frappierende Zeugenaussagen gemacht worden, die helfen können, das Rätsel des Massengrabes zu lösen. Die „Welt“ zitiert den damals zehnjährigen Gerhard M., der kurz nach dem Krieg seinen Onkel in Marienburg besuchte. „Damals hat man mir auch das Loch gezeigt. Es waren Panzer darüber gefahren, damit man nichts mehr sah. Es war schon zu.“ Vielleicht die Hälfte der Toten, so habe man ihm damals erzählt, seien Marienburger gewesen, die übrigen entkräftete Flüchtlinge aus Ostpreußen. „Die wurden von allen Seiten auf den Platz getrieben, dann ging die Schießerei los.“ Sowohl Deutsche als auch Polen hätten ihm gesagt, daß Russen die Täter waren. Eine weitere, ganz neue Zeugenaussage verweist allerdings auf polnische Täter in Marienburg – aber ohne Bezug auf das nun gefundene Massengrab. Auf der Internetseite des Heimatkreises Marienburg ist zu lesen: „Im November 1945 hielt ich mich als 15jähriger in der unmittelbaren Nähe des Marienburger Bahnhofs auf. Mit großem Geschrei stürzten plötzlich unter massiver Gewaltanwendung (Knüppeleinsatz) durch die polnische Miliz etwa 200 bis 300 Personen, Frauen und Kinder, durch das Haupttor des Bahnhofs auf die Straße. Sie wurden wie Vieh in Richtung Innenstadt getrieben … Ein auf die Straße gefallener Junge wurde dabei niedergetrampelt und unversorgt liegen gelassen ... Mit dieser Mitteilung, die ich auch beeiden würde, möchte ich der Aufklärung dienen.“ Die Identität des Zeugen ist dem Heimatkreis bekannt. - K.B. Alle könnten identifiziert werden Im Krieg der Zukunft gibt es keine unbekannten Soldaten mehr“ – diese Aussage eines Kriminologen beruht vor allem auf den Fortschritten der Gentechnik. Selbst kleinste Körperreste lassen sich heute anhand genetischer Spuren sicher zuordnen. Beispielsweise erlauben winzige Haar- und Blutreste des anno 1833 ermordeten Kaspar Hauser die Aussage, daß das geheimnisumwitterte Findelkind nicht wie lange vermutet mit dem Hause Baden verwandt ist. Im übrigen ist die Gentechnik in den vergangenen Jahren nicht nur weitaus exakter, sondern auch kostengünstiger geworden. Wenn also der Wille bestehen würde, die Namen der Toten von Marienburg festzustellen, dann wäre das – wenn auch mit einigem Aufwand – in den weitaus meisten Fällen möglich. Die Hauptschwierigkeit würde darin bestehen, daß „Gegenproben“ der Verstorbenen fehlen. Doch Nachkommen und andere Verwandte (und zwar auch entferntere) könnten nach und nach die zur Identifizierung der Toten notwendige Vergleichsproben zur Verfügung stellen. Die Namen der in Frage kommenden Vermißten sind prinzipiell ganz überwiegend ebenfalls dokumentiert: Soweit es sich um Militärangehörige handelt, sind alle Namen bei der Deutschen Dienststelle in Berlin erfaßt. Soweit es sich um Zivilisten handelt, sind die weitaus meisten Namen im Zuge der „Gesamterhebung“ der Jahre 1958 bis 1964 ermittelt worden. Die damals erstellten Karteien für Ost- und Westpreußen werden heute beim Kirchlichen Suchdienst in Stuttgart aufbewahrt, bis 2001 wurden sie in Lübeck verwahrt. - K.B.
Fotos vom Massengrab
in Marienburg 2008/2009 ___________________________
PDF-Dateien: Berichte zum Massengrab Marienburg: 25.01.2009: Polnische Medien: Wurde Massengrab in Marienburg vertuscht?; 23.01.2009: Massengrab Marienburg - Kein Verbrechen der Russen?; 17.01.2009: Massengräber stellen die deutsche Versöhnungspolitik auf die Probe; 17.01.2009: Aufklärung ist möglich; 17.01.2009: Viele zivile Opfer in diesem Raum – Zwei neue Zeugenaussagen; 14.01.2009: Massengrab Polen: Behörden im Widerspruch; 10.01.2009: Auswärtiges Amt hält sich für nicht zuständig; 10.01.2009: Das Geheimnis um das Massaker von Marienburg; 07.01.2009: Berlin schweigt zu gigantischem Massengrab in Polen (mit Video); 07.01.2009: Massengrab: Polen entdecken immer mehr deutsche Opfer; 30.12.2008: Marienburg ein polnisches Katyn? Schon 1.500 Schädel gefunden; 29.12.2008: Kriegs-Verbrechen oder Kriegs-Folge?; 10.12.2008: Massengrab nahe der Marienburg entdeckt; 06.12.2008: Großes Massengrab mit Zivilisten in Polen entdeckt;
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