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Der Landkreis
Braunsberg
Der Landkreis Braunsberg liegt im nördlichen Ermland und hatte eine Landflächengröße
von 946,34 qkm und 62.317 Einwohner, das sind 65,9 auf 1 qkm. Damit war er der am
dichtesten besiedelte Landkreis im Regierungsbezirk Königsberg.
Er wird von der Passarge durchflossen, die viele km seine Südwestgrenze bildet.
An dem schiffbaren Unterlauf der Passarge liegt 7 km vor ihrer Mündung ins Frische
Haff die Kreisstadt Braunsberg;
sie ist neben der gleichnamigen Burg entstanden, die 1240 vom Deutschen Orden
angelegt worden ist, aber nach einigen Jahren in bischöflichen Besitz überging.
Sie war bis 1340 Residenz des Bischofs von Ermland, wurde aber später abgebrochen.
An ihrer Stätte stand das Lehrerseminar, danach die Aufbauschule. Die Burgsiedlung
erhielt 1254 vom Bischof Anselm das lübische Stadtrecht. Burg und Stadt wurden 1260
von den Prußen zerstört, entstanden später neu. Die Altstadt erhielt 1284 vom Bischof
Heinrich I. Fleming aus Lübeck die Handfeste. Um 1342 gründete der Bischof Hermann
von Praga auf dem rechten Ufer der Passarge die Neustadt. Beide Städte hatten einen
viereckigen Grundriß. Auf dem Marktplatz der Altstadt wurde um 1350 das Rathaus
erbaut, 1739/1741 barock umgestaltet. Das Neustädter Rathaus wurde 1900 abgebrochen;
es hatte zuvor als Theater gedient. Die mittelalterliche Befestigung der Stadt war
bis in die jüngste Vergangenheit teilweise erhalten geblieben, z. B. Teile der Stadtmauer,
der Pfaffen- und der Roßmühlenturm. Im Schwedisch-Polnischen Kriege (1626/29)
hatte Braunsberg unter Gustav
Adolf viel zu leiden, wertvolle Sachen wurden nach Schweden geschafft. Die katholische
Pfarrkirche St. Katharina, ihr Bau wurde 1343 begonnen, ist neben dem Frauenburger Dom
die einzige ermländische Hallenkirche mit Chor, und ihr sechsgeschossiger Glockenturm
war der großartigste des Ermlands. In das einstige Franziskanerkloster zogen die
Jesuiten ein; sie gründeten ein Kolleg, dem ein Priesterseminar (das Steinhaus)
angegliedert wurde. Als der Jesuitenorden 1780 aufgehoben worden war, entwickelten
sich aus dem Kolleg das Staatliche Gymnasium und das Lyceum Hosianum mit einer philosophischen
und einer theologischen Fakultät; seit 1912 hieß die Hochschule Staatliche Akademie.
Die 1571 gegründete Kongregation der Schwestern von der hl. Katharina widmete sich
der Krankenpflege und der Mädchenerziehung. Die um 1730 erbaute Kreuzkirche, 1 km
flußabwärts an der Passarge gelegen, war die einzige ermländische Kirche mit kreuzförmigem
Grundriß. Die ev. Kirche wurde nach einem Plan Schinkels 1837 vollendet. Braunsberg war seit
dem 14. Jahrhundert Mitglied der Hanse und hatte das Stapelrecht für ermländische
Erzeugnisse, Getreide, Flachs, Garn, Leinwand, die nach den nordischen Ländern und
England ausgeführt wurden. Jahrhundertealte Speicher an der Passarge erinnerten
an jene und eine spätere wirtschaftliche Blütezeit. Der Konkurrenz von Elbing, Danzig und Königsberg war Braunsberg nicht
gewachsen, obgleich die Stadt im 17. und 18. Jahrhundert noch einige wirtschaftliche
Hochzeiten erlebte. In jüngerer zeit gewann Braunsberg einige
Bedeutung als Garnisonstadt, erlebte wirtschaftlichen Aufstieg durch eine Zigarren-,
einige Lederfabriken wie eine Brauerei; 1890 wurde es Standort eines Gestüts. Von
Vorteil war auch Braunsbergs Anschluß an die Eisenbahnstrecke Königsberg Elbing Berlin. 1939 hatte die
Stadt 21.142 Einwohner.
Patenschaftsträger für Kreis und Stadt Braunsberg
ist die Stadt Münster.
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Quellen:
Wappen: Das Ostpreußenblatt (www.Ostpreussenblatt.de),
2000;
Text: Guttzeit: Ostpreußen in 1440 Bildern, Verlag Rautenberg,
1972-1996, Seite 17-19
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