| |
Der Landkreis
Preußisch Holland
Der Landkreis Pr. Holland hat eine Gesamtfläche
von 858,28 qkm und 37.492 Einwohner, das sind 43,7 auf 1 qkm. Seine Nordostgrenze
wird von dem Mittellauf der Passarge gebildet, seine Grenze im Westen verläuft ostwärts
der Elbinger Höhe, durch den Drausensee und an der Sorge entlang. Der Kreis gehörte
zu den wohlhabendsten Landkreisen Ostpreußens und besaß mit seinen Buchenwäldern,
Seen, fruchtbarem Boden, den mittelalterlich anmutenden Städten und großartigen
Herrensitzen einen seltenen Reichtum. Schon die Kreisstadt Pr.-Holland war ein
bemerkenswerter Anziehungspunkt. Sie liegt an der Weeske auf einer 40 m hohen Anhöhe
am Rande der Niederung, die sich um den Drausensee ausbreitet. In alter Zeit lag
in der Nähe der Stadt ein von der Weeske durchflossener See, von dem nur noch ein
Sumpf übriggeblieben ist. Unmittelbar am Abhang zum Weesketal hat der Deutsche
Orden - wahrscheinlich in der Stelle der Prußenfeste des Gebiets Paslok
- das Ordenshaus Paslok errichtet, das bereits 1267 erwähnt wird und später nach
der Stadt Holland benannt war. Es wurde im Reiterkriege 1521 bis
auf die kreuzgewölbten Keller zerstört. Herzog Albrecht leitete 1543
seinen Wiederaufbau ein, den Markgraf Georg Friedrich beendete, er ließ auch die
beiden runden Ecktürme, die weit ins Land hinausschauen, erbauen. Als Elbing 1466 an Polen
fiel, machte der Elbinger Komtur Holland zu seinem Wohnsitz. 1525 traten an seine
Stelle die Amtshauptleute. In neuerer Zeit diente das Schloß als Gefängnis. - Vor
dem Ordenshause entwickelte sich eine Stadt, der der Landmeister Meinhard von Querfurt
1297 die Handfeste ausstellte. In ihr bestätigte er, daß Holländer die ersten
Lokatoren waren. Ihnen verdankt die
Stadt den Namen. Sie hat einen straßenförmigen, rechteckigen Marktplatz. Von der
mittelalterlichen Befestigung sind zwei Tore, das Mühlen- und das Steintor, und fast
die ganze Stadtmauer erhalten geblieben. Die Stadt hatte im 13jährigen Ständekriege
und 1521 unter starken
Zerstörungen zu leiden, aber auch unter den Bränden von 1539, 1543, 1630, 1695,
1852. Sie hemmten die Entwicklung der Stadt. Das Rathaus, ein Backsteinrohbau aus
dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts, ist das älteste der erhaltenen ostpreußischen
Rathäuser. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde es durch einen Laubenvorbau erweitert.
Bei der am Fuße der Ordensburg gelegenen Pfarrkirche St. Bartholomäus steht der
Turm seitlich, wie es bei den meisten Kirchen des Oberlandes üblich ist. In der
Kirche wurden 1635 vor dem Altar die Friedensbedingungen des 1. Schwedisch-Polnischen Krieges
entworfen, die zum Waffenstillstand von Stuhmsdorf führten. Das wahrscheinlich um
1400 gegründete St.-Georgs-Hospital mit einer Kirche lag vor der Stadt. Herzog Albrecht gründete 1534
in Pr.-Holland eine Lateinschule, sie ging in die Bürger-, später in die Stadt bzw.
Realschule über. Die Volksschule wurde erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts ausgebaut.
Als die Franzosen am 24. Februar 1807 in Pr.-Holland einrückten, machte es Marschall
Bernadotte bis Anfang März zu seinem Hauptquartier. Die zum Teil mittelalterlich
wirkende Stadt hatte einige bemerkenswerte Häuser, z. B. das von Thaddensche Haus
auf der Vorstadt (Sitz des Amtsgerichts) und das im niederländischen Stil erbaute
von Lengefeldsche Haus in der Langgasse. Pr.-Holland erhielt 1882 Eisenbahnanschluß
nach Königsberg und Elbing; es hatte 1939 6.605 Einwohner.
Patenschaftsträger für den Kreis Pr.-Holland ist
der holsteinische Kreis Steinburg, für die Stadt Pr.-Holland die Stadt Itzehoe und
für die Stadt Mühlhausen die Stadt Krempe in Holstein.
|
Quellen:
Wappen: Johannisburger Heimatbrief 2000, Seite 108;
Text: Guttzeit: Ostpreußen in 1440 Bildern, Rautenberg,
1972-1996, Seite 28-30
|
|