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Der Landkreis
Wehlau
Der Landkreis Wehlau hat 1.067,27 qkm Flächengröße
und 50.236 Einwohner, das sind 47,1 auf 1 qkm. Er wird von dem Pregel, der Alle
und der Deime durchflossen und ist reich an größeren Forsten; es sei an den Frisching
und den Leiper Forst erinnert. Die Kreisstadt
Wehlau war ursprünglich eine Inselstadt; denn in früheren Zeiten mündete
die Alle in einem Delta in den Pregel. Außerdem war die Stadt von Sumpf umgeben.
Auf der zwischen Pregel und Allearmen gelegenen Insel errichteten die Prußen 1255,
als der
Deutsche Orden die Burg Königsberg gründete, die Feste Wetau oder Wetalo,
woraus später Velowe bzw. Wehlau geworden ist. Bereits 1258 war der Orden
im Besitz der Prußenfeste. Er baute sie aus, sie wurde aber 1280 von den Sudauern
zerstört und nicht wiederaufgerichtet. Im Jahre 1349 erbauten Franziskanermönche
an der alten Burgstelle ein Kloster. - Im Jahre 1336 gründete der Deutsche
Orden auf dem östlichen Alleufer die Stadt Wehlau. Sie erhielt einen rechteckigen
Grundriß. In der Mitte des rechtwinkligen Marktes entstand 1380/1382 das Rathaus.
Es brannte 1540 ab, wurde neu erbaut und 1555 vollendet. Die erste Kirche wurde
1347 von den Litauern zerstört, um 1380 erfolgte ihr Neubau an der südlichen Stadtmauer,
sie wurde 1896 renoviert. Die Befestigung der Stadt mit Mauern, vier Türmen, zwei
Toren und Graben wurde um 1380 durchgeführt. Von ihr ist nur noch das Stein- oder
Alletor erhalten geblieben, es wurde 1863 instand gesetzt. Wegen ihrer niedrigen
Lage litt die Stadt häufig unter Überschwemmungen, und es war dann schwierig, zu
ihr zu gelangen. Damals soll das Sprichwort entstanden sein: „Wer nicht wagt, kommt
nicht nach Wehlau." Erst als die auf massiven Pfeilern ruhende Brücke 1880 erbaut
worden war, hörten die Mißstände auf. Außer dem Franziskanerkloster hatte Wehlau
auch ein 1447 gegründetes Bernhardinerkloster; beide wurden 1520 aufgehoben. Das
im 14. Jahrhundert erbaute Deutsche Haus schenkte Herzog Albrecht 1561 der Stadt,
die es als Kornmagazin ausbaute. Nach 1641 war es ein privates Brauhaus, eine Zeitlang
Schule und schließlich Hotel. Nach der Reformation entstand 1537 die Lateinschule,
die im 17. und 18. Jahrhundert zahlreiche Schüler für die Universität vorbereitet
hat. Sie ging vor 1810 ein. Am 19. September 1657 gewann der Große Kurfürst im Vertrag von Wehlau
die 1525 verlorengegangene Souveränität in Preußen vom König in Polen zurück. In
den Jahren 1549, 1589, 1602, 1625, 1710 erlagen Hunderte von Einwohnern der Pest.
1679 war die Stadt von den Schweden, 1757 von den Russen besetzt. Im Kriegsjahr
1807 starben etwa 500 Menschen an der Ruhr und an Typhus. Mitte Juni 1807 zog Napoleon
in Wehlau ein und ließ die Stadt zwei Tage lang plündern. Das Wirtschaftsleben erstreckte
sich hauptsächlich auf Getreidehandel, Mühlengewerbe und Brauerei; seit dem 19.
Jahrhundert erbrachte der große Pferdemarkt hohe Einkünfte, besonders als Wehlau
seit 1860 an die Ostbahn angeschlossen war. Zu den jährlichen Märkten erschienen
durchschnittlich 9.000 Pferde und 300 Rinder. Wie in alter Zeit hatte Wehlau, das
1939 8.538 Einwohner hatte, auch einen guten Ruf als Stadt der Schulen. Für den
im wesentlichen landwirtschaftlich ausgerichteten Kreis war die Gründung der 1879
gegründeten Landwirtschaftsschule von großer Bedeutung, ebenso die 1906 vom Landwirtschaftlichen
Zentralverein gegründete Landfrauenschule Wehlau; es war eine gute Ausbildungsstätte
für die weibliche Landjugend, sie wurde 1907 von der Landwirtschaftskammer übernommen
und bestand bis 1944.
Patenschaftsträger für den Landkreis Wehlau ist
der Kreis Grafschaft Hoya, für die Stadt Tapiau die Stadt Bassum, für die Stadt
Allenburg die Stadt Hoya in Niedersachsen.
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Quellen:
Wappen: Ostpreußische Städtewappen,
Landsmannschaft Ostpreußen e.V., Hamburg 1996, Seite 21;
Text: Guttzeit: Ostpreußen in 1440 Bildern, Rautenberg, 1972-1996, Seite
35-37
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