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Herta Heuwer Die Imbiss-Besitzerin aus Königsberg stieg im Westberlin der Nachkriegszeit zur Dampfwurst-Ikone auf. In ihrem Charlottenburger-Imbissstand erfand Herta Heuwer 1949 die Curry-Wurst, die bald darauf als Berliner Kult-Snack ihren Siegeszug durch beide Teile der Stadt antrat. Deren Bezirksregierung ehrte im Juni 2003 die Berliner Mutter der Curry-Wurst mit einer Gedenktafel. Für 2009 ist gar die Eröffnung eines Currywurst-Museum in der deutschen Hauptstadt vorgesehen ... Biografie Herta Heuwer wurde am 30. Juni 1913 im ostpreußischen Königsberg (heute Kaliningrad) geboren. Nachdem sie zwei Weltkriege überstanden hatte, lebte sie in der Nachkriegszeit in Berlin. Im Charlottenburger Zentrum der Vier-Zonen-Stadt betrieb Heuwer einen Schnell-Imbiss. Am 4. September 1949 litt die Wurstverkäuferin in ihrem Imbissstand an der Berliner Straßenkreuzung Kantstraße 101 / Ecke Kaiser-Friedrich-Straße an Langeweile, denn an dem verregneten Tag war kaum Laufkundschaft unterwegs. Angesichts der Geschäftsflaute begann die kreative Imbiss-Gastronomin, mit neuen Rezepturen zu experimentieren und aus verschiedenen Substanzen Soucen für ihre Snacks zusammenzustellen. Aus Tomatenmark, geriebenem Paprika, Pfeffer, dem damals noch eher unüblichen Curry und weiteren Gewürzen mixte Heuwer eine rötlich-braune Sauce, die sie über eine zerschnittene Dampfwurst verteilte: Die einzigartige Chillup-Sauce für ihre Bratwurst, die dann als „Curry-Wurst“ weltweite Anerkennung fand, war geboren. Im Januar 1959 ließ Heuwer ihre Rezeptur beim Münchener Patentamt unter der Nummer 721319 registrieren. 1960 führte Konnopke, der am Ostberliner U-Bahnhof Eberswalder Straße den gleichnamigen, seit 1930 in Familienregie geführten Imbiss betrieb, die Curry-Wurst auch in der Hauptstadt der DDR ein. Von „Konnopkes“ trat die Wurst, die seit 1976 von dessen Tochter Waltraud Ziervogel an der Schönhauser Allee verkauft wird, auch ihren Siegszug im Ostteil der Stadt und im „real existierenden Sozialismus“ an. 1978 vernichtete Heuwer alle schriftlichen Aufzeichnungen über die Rezeptur ihrer Sauce. Seither hütete sie deren Zusammensetzung wie ein Geheimnis, so dass sie durch den TV-Talkmaster Harald Schmidt schon einmal zur „Geheimnisträgerin 1. Klasse“ erhoben wurde. Im Zuge der Verbreitung der Curry-Wurst kam es bald zu konkurrierenden Urheberschaftsansprüchen. Nach Darstellung des Schriftstellers Uwe Timm („Die Entdeckung der Currywurst“) habe die Hamburger Kiosk-Betreiberin Lena Brücker bereits 1947 durch Zufall den einzigartigen Snack erfunden: Sie sei, in der einen Hand Curry, in der anderen Ketchup, auf einer Treppe gestolpert; als sie unten ankam, hätten sich die Zutaten zu der bekannten Sauce vermischt. Heuwer reagierte auf solche Anfechtungen, indem sie auf ihr Patent verwies. Um keine Zweifel an ihrer Urheberschaft aufkommen zu lassen, brachte sie auch an ihrer Imbissbude in Berlin-Charlottenburg ein Schild mit dem Titel „Erste Curry-Wurst-Braterei der Welt“ an. Trotz massiver Konkurrenz, welche den Snack heute im Zeichen von Globalisierung und multikultureller Gesellschaft in Gestalt von Döner, Gyros, Pizza und Baguette bedrängt, behauptet die Curry-Wurst ungebrochen ihre herausragende Stellung in der deutschen Imbiss-Landschaft. Heuwers Erfindung wird 70 Millionen Mal im Jahr allein in Berlin verkauft. In ganz Deutschland sollen es jährlich 800 Millionen Curry-Würste sein. Der Berliner Kult-Snack begeistert seit dem deutschen Regierungswechsel an die Spree auch rheinische Beamte und Funktionäre bis hinauf an die Kabinettsspitze. Selbst Bundeskanzler Gerhard Schröder machte in dieser Hinsicht aus seinen Geschmacksvorlieben keinen Hehl und verspeiste öffentlichkeitswirksam schon so manche Curry-Wurst. Auch Popstar Madonna wurde auf einer Deutschlandtournee von Fotografen mit der Berliner Fastfood-Spezialität erwischt. Herta Heuwer verstarb am 3. Juli 1999 in Berlin, wo sie die ursprüngliche Rezeptur ihrer pikanten Chillup-Sauce mit ins Grab nahm. Kurz nach ihrem Tod flammte in der Öffentlichkeit der Meinungsstreit über den mutmaßlichen Berliner oder Hamburger Ursprung der Curry-Wurst mit großer Vehemenz wieder auf. Die Berliner Seite versuchte, den Streit durch vollendete Tatsachen für sich zu entscheiden: Am 29. Juni 2003 ließ das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf an der Stelle, wo sich der Imbiss von Heuwer befunden hatte, eine Gedenktafel zu Ehren der Berliner Schöpferin des Snacks errichten. An der Wiege der Curry-Wurst bescheinigt die Edelstahltafel seither der gastronomischen Erfinderin: „Ihre Idee ist Tradition und ewiger Genuss!“ Das im Juni 2005 für 2009 angekündigte
Deutsches Currywurst-Museum in der deutschen Hauptstadt wurde am 15.08.2009 eröffnet.
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