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Der Landkreis Goldap
Der Landkreis Goldap hat eine Flächengröße von 993,34 qkm und 45.825 Einwohner, d. s. 46,1 auf 1 qkm. Seine Ostgrenze ist gleichzeitig Landesgrenze, im nördlichen Teil läuft sie etwa 10 km am Ostufer des 17,63 qkm großen Wystiter Sees entlang. Der gesamte Südteil des Kreises wird von dem Seesker Höhenzug, einer breitgelagerten Hügelgruppe, eingenommen; sein höchster Berg im Kreise ist der 7 km südlich Goldap gelegene Tannenkopf, im Volksmund auch Gayak genannt, 308 m über NN. Die am weitesten nach Norden vorgeschobene Bergkuppe des Höhenzuges ist der Goldaper Berg mit 272 m über NN. Im Nordosten des Seesker Höhenzuges erstreckt sich eine Senke mit dem Scharner See (1,65 km), der Jarke, dem Oberlauf der Goldap, und dem Goldaper See (2,26 qkm). Es handelt sich um typische Rinnenseen, wie sie die Eiszeit zwischen Grund- und Endmoränen geschaffen hat. Eine ähnliche Senke zieht sich im Gebiet der Rominter Heide bis zum Wystiter See hin; in ihr überragen nur einige Bergkuppen die 200-m-Linie, wie z. B. der Bernsteinberg mit 260 m. Das Kreisgebiet gehörte ursprünglich zur Wildnis, in der es nur wenige Siedlungsplätze gab. Sie wurde vom 16. Jahrhundert ab von den Hauptämtern Insterburg und Angerburg aus erschlossen und besiedelt. Im Jahre 1590 bestanden bereits fast 95 v. H. aller heutigen Ortschaften des Kreises. Von der Wildnis blieben die Rominter Heide und im äußersten Süden des Kreises der Rothebuder Forst erhalten. Der Kreis Goldap gehört auch heute noch zu den waldreichsten Kreisen Ostpreußens. Seine Bewohner waren bis ins 18. Jahrhundert hinein Prußen, Litauer und Deutsche. In den Jahren 1709/1711 raffte die Pest in fast allen Dörfern Menschen fort so daß mehrere von ihnen fast ganz ausstarben. In Summau (Summonen) blieben von 266 Einwohnern nur ein Mann, eine Frau und ein Kind am Leben. Dombrowken, Thomasfelde (Glowken) / Prosnitza waren „ganz ausgestorben". König Friedrich Wilhelm I. hat das durch den schwarzen Tod verödete und entvölkerte Land mit Schweizern, Pfälzern, Nassauern und vor allem mit Salzburgern neu besiedelt. In 45 Orten wurden Salzburger angesetzt. Während des Ersten Weltkrieges war der Kreis von August 1914 bis Februar 1915 Kampf- bzw. von den Russen besetztes Gebiet. Mehrere Heldenfriedhöfe - der größte ist wohl der von Waldaukadel - erinnern an jene schweren Kämpfe und hohen Verluste. Auf beachtlicher Höhe standen im Kreise die Land- und die Forstwirtschaft. Die sandigen, meist aber lehmhaltigen Böden ermöglichten einen intensiven Ackerbau, Rindvieh-, Pferde- und Schweinezucht. 1939 waren 47,9 v. H. der Bewohner in der Landwirtschaft tätig. Neben der Land- und Forstwirtschaft standen Handwerk und Gewerbe auf beachtlicher Höhe. Holz-, Stein- und Kiesindustrie, die Papiermühle Klauten und nicht zuletzt der Fremdenverkehr trugen zu dem lebhaften Wirtschaftsleben des Kreises bei.
Im Forsthaus Schuiken (Spechtsboden) in der Rominter Heide wurden die Schriftsteller Skowronnek geboren, Fritz am 20. August 1858 (+ 1939), Richard am 12. März 1862 (+ 1932). - In dem an der Rominte landschaftlich herrlich gelegenen Zellmühle (Kiauten) erbaute Ludwig Zieser 1734 eine Papiermühle, die bis 1871 im Besitz der Familie blieb. Sie lieferte verschiedene Papiersorten für den einheimischen Bedarf, auch nach Grodno und Wilna. In den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts stellte sie sich auf Maschinenbetrieb um, vergrößerte sich und blieb bis zur Vertreibung 1944 die einzige private Zellstoffabrik Ostpreußens. - Im Kirchdorf Tollmingen (Tollmingkehmen) amtierte von 1743 bis 1780 der Dichter Christian Donalitius. - In Gnadenheim (Meldienen) entstand 1872 das Waisenhaus Bethanien; es wurde 1898 in die Erziehungsanstalt Emmaus umgewandelt, 1926 wurden die Fürsorgezöglinge nach Carlshof bei Rastenburg abgegeben, Emmaus wurde wieder Waisenhaus. - Im östlichen Kreisteil liegt an einem Quellfluß der Rominte das Kirchdorf Wehrkirchen (Szittkehmen); von dem in seiner Nähe gelegenen Pellkauer Schloßberg genießt man einen wunderbaren Fernblick über die Rominter Heide. Die unweit von ihm stehende „Kaiserfichte" hat einen Umfang von mehr als 3 m. - Das am Südrande der Rominter Heide gelegene Dorf Dubeningen erhielt 1620 ein Gotteshaus. - Von dem riesigen Waldgebiet der Rominter Heide gehören 180 qkm zum Kreis Goldap. Bereits 1572 wird die „Bude Romitten", eine Jagdhütte, erwähnt. 1683 hatte der Kurfürst in Rominten „die hohen und besten Jagden". Die Rominter Heide war in die Wildnisberitte Warnen und Nassawen eingeteilt, 1869 kamen die Beritte Wehrkirchen und Goldap hinzu. Der Wildbestand war im 18. Jahrhundert stark zurückgegangen. Um 1860 setzte eine neuzeitliche Hege ein, vornehmlich für Rotwild. 1890 erklärte Kaiser Wilhelm II. Rominten zum kaiserlichen Hofjagdrevier und ließ im folgenden Jahr unweit Theerbude das Jagdhaus Rominten in norwegischem Stil erbauen. 1893 kam die Hubertuskapelle hinzu. Nach 1918 wurde die Heide Staatsjagdrevier. 1936 ließ Hermann Göring den Jägerhof Rominten erbauen. In der Rominter Heide wurden jährlich zahlreiche hochkapitale Rothirsche erlegt, deren Geweihe auf Ausstellungen, auch bei internationalen, Anerkennung fanden. Im Zweiten Weltkrieg brannte der Jägerhof bei den Kämpfen im Oktober 1944 ab. Seit 1946 verläuft mitten durch die Rominter Heide die Demarkationslinie zwischen dem russisch und polnisch besetzten Teil Ostpreußens.
Patenschaftsträger für den Kreis Goldap ist der
Kreis Stade, für die Stadt Goldap die Stadt Stade.
Quellen: |
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