Balga (russisch: Weselnoje, Kr.
Heiligenbeil). Das Kirchdorf
Balga liegt auf dem
Steilufer der diluvialen Halbinsel, die zungenförmig ins Frische Haff hineinragt. Vor
Jahrtausenden wurde sie von einem Arm des Urpregels umflossen, der
später verlandete und bis ins Mittelalter hinein einen Sumpfgürtel bildete, der die
Höhen von Balga, Kahlholz und Schneckenberg umzog. Sie waren von der Jungsteinzeit
bis zur Preußenzeit besiedelt, wie zahlreiche urgeschichtliche Funde beweisen.
Unmittelbar auf dem etwa 30 in hohen Haffufer lag eine starke Prußenfeste,
deren Name Honeda nicht gesichert ist. Sie fiel 1239 in die Hände des Deutschen
Ordens, der sie nach dem damaligen Nehrungstief oder Balge (Wasserrinne) Balga
nannte. Mehrere Versuche der Prußen, die strategisch und militärisch
bedeutsame Burg zurückzuerobern oder sie durch zwei neue Festen, Schrangenberg
bei Groß Hoppenbruch und Partegal bei Partheinen, abzuriegeln, schlugen fehl. Herzog Otto (d. Kind) zu Braunschweig und Lüneburg zerstörte die
Prußenburgen
und entsetzte Balga Der Orden blieb auch während der Aufstände des 13. Jh. im
Besitz von Balga. Er hat die Burg zwischen 1270 und 1290 in Stein ausbauen lassen; das unregelmäßige
Sechseck
des Haupthauses ist aus der ursprünglichen Form der Prußenfeste zu erklären. Die
später errichtete Vorburg zeigt regelmäßigere und gradlinigere Formen. Die
Bauweise leitet in der Entwichlung der Ordensbaukunst einen bedeutsamen Wandel
ein.
In Balga saß während der Ordenszeit ein Ritterkonvent (1250-1499), dem ein Komtur vorstand; er war seit mindestens 1308 gleich- zeitig
Vogt von Natangen und von 1451-1499 auch Obertrapier. Die Komturei
Balga erstrechte
sich in schmalem, nach südosten verbreitertem Streifen vom Frischen Haff bis zur
polnischen
Grenze. Das Gebiet wurde im 13. Jh. in zahlreichen Eroberungszügen besetzt und
anschließend nach 1320 besiedelt. Von Balga aus wurden in der großen Wildnis
1325 die Burg Barten, 1326 die Leunenburg, etwa 1329 die
Rastenburg, 1345 die
Johannisburg, um 1350 die Burg Seehesten, kurz vor 1376 Burg Rhein und 1398 Burg
Lyck erbaut. Die StädteHeiligenbeil,
Zinten, Kreuzburg,
Bartenstein.
Preußisch
Eylau, Landsberg, Schippenbeil, Rhein, Sensburg,
Lyck
u. a. sind von Balga aus neu gegründet bzw. neu beliehen worden. Die Befestigungen der
Burg Balga wurden um 1457 und auch 1518 gründlich ausgebessert; 1516 wurden die
Mauern zum Schutz gegen Feuerwaffen von Wällen umschüttet, die sich 1520 bewährten, als die Polen
Balga belagerten. 1627 wurde Balga für kurze Zeit schwedischer
Stützpunkt. Der Verfall setzt im 16. Jh. unter Bischof Georg v. Polenz ein, dem
das Amt Balga 1525 verliehen war und der bis 1550 gelegentlich im Schloß wohnte.
Ende des 17. Jh. war das Haupthaus stark verfallen; von 1701 ab ließ König Friedrich
I.
in Balga Steine zum Festungsbau in Pillau brechen. Bis
Ende des 18. Jh.
war das Haupthaus bis auf die Fundamentreste abgetragen. Von der Vorburg blieben
ein Wartturm und ein verfallener Flügel erhalten. Von 1525-1752 wohnten in der
Burg Amtshauptleute bzw. -verweser und deren Amtsschreiber, die das Hauptamt Balga verwalteten. Der Turm der Ruine erhielt 1836 ein neues Dach. Er wurde 1929 in alter
Form wiederhergestellt. Seine Stockwerke enthielten von 1931-1945 ein Heimatmuseum,
das die Kreisverwaltung Heiligenbeil unterhielt. - Aus dem Hof
Balga, der in der
Ordenszeit bedeutende Pferde-, Vieh- und Schafzucht hatte, entstand die
Domäne, die 1849 an die Familie v. Glasow verkauft wurde und bis 1945 als
Rittergut in ihrem Besitz blieb. Neben Burg und Hof Balga entwickelte sich der
Flecken Balga mit Gärtnern, Kleinbauern und Fischern, später auch
Seefahrerfamilien.
Die Kirche hat ein eigenartiges Portal aus dem 1. Drittel des 14. Jh. Zur
700-Jahr-Feier wurde vor dem Pfarrhaus ein Gedenkstein mit den Jahreszahlen
»1239-1939« errichtet. Im März 1945 war Balga letzter Brückenkopf deutscher
Heereseinheiten am östlichen Haffufer. Dorf und Ruine wurden zerstört. Der Ort
hegt jetzt im sowjetisch verwalteten Teil von Ostpreußen.
Quellen:
Flagge und Foto: Archivmaterial;
Bild: Ostpreußen in schönen Bildern, Verlag Der
Eiserne Hammer,
Königstein im Taunus und Leipzig, (undatiert, vor 1945), Seite 48;
Text und Grafik: Handbuch der historischen Stätten Ost- und Westpreußen,
Kröner Verlag Stuttgart, 1966-1981, Seite 8-10
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