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»Wenn nicht wir, wer sonst?«
4. Deutsch-Russisches Forum:
Engagement für den Erhalt alter deutscher Bausubstanz
von Manuela Rosenthal-Kappi

In diesem Jahr fand die grenzüberschreitende Veranstaltung vom 14. bis 16. Oktober in Nürnberg und Ellingen statt. Brigitte Stramm, Mitglied des Bundesvorstands der Landsmannschaft Ostpreußen (LO), hatte Kulturschaffende aus dem Königsberger Gebiet zum inzwischen traditionellen Deutsch-Russischen Forum „Zukunft braucht Vergangenheit“ eingeladen.

Unaufhaltsam schreitet die Zeit voran und neben historischer Bausubstanz geht auch das Wissen der Erlebnisgeneration verloren, wenn es nicht Menschen gibt, die dafür sorgen, dass Erfahrungen, Wissen und Traditionen an Jüngere weitergegeben werden. „Lassen Sie uns beginnen!“ − Mit diesem Appell beendete Brigitte Stramm ihre Begrüßung der Teilnehmer. Als Aufgabe des Forums formulierte sie das Ziel, das, was noch erhalten ist, zu bewahren, durch Diskussionen und Gespräche die Zusammenarbeit in der Zukunft zu intensivieren.

Das sah LO-Sprecher Stephan Grigat ebenso. Er ermutigte die Teilnehmer, wirkliche Partnerschaften, die von Zuverlässigkeit und Verlässlichkeit geprägt sein müssen, mit ihren deutschen Kollegen einzugehen, um ihr gemeinsames Interesse an der Geschichte des Königsberger Gebiets und der Erhaltung ihrer Zeugnisse voranzubringen. In der heutigen Woiwodschaft Ermland und Masuren, dem südlichen Ostpreußen, und dem litauischen Memelgebiet, die beide seit ihrer Zugehörigkeit zur Europäischen Union praktisch Inland geworden sind, ist die Tätigkeit der LO und ihrer Untergliederungen keinen Beschränkungen mehr unterworfen. „Die Zusammenarbeit mit Öffentlichen und Privaten ist dort nicht mehr Ausnahme, sondern regelmäßige Normalität. Der mittlere Teil Ostpreußens, das Königsberger Gebiet, hat hier deutlichen Nachholbedarf. Die als Belastung empfundene Insellage birgt auch Chancen, die wahrgenommen werden wollen.“ Grigat unterstützt deshalb die Zusammenarbeit der LO und ihrer Untergruppen mit den heute im Königsberger Gebiet lebenden Menschen in Projekten, wohl wissend, dass nicht alles in der Hand der Forumsteilnehmer liegt. Das Deutsch-Russische Forum bietet dennoch die Möglichkeit Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wo etwas getan werden kann.

Erstes aktenkundiges Ergebnis vorangegangener Foren ist der im vergangenen Jahr in Gumbinnen zustandegekommene Vertrag zur Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Archiv in Königsberg, der den Teilnehmern langwierige Formalitäten bei der Ausübung ihrer grenzüberschreitenden Kulturarbeit erspart. Wichtigste Verbindungsleute vor Ort sind Klaus und Valentina Lunau, die enge Kontakte zu Behörden und Kulturschaffenden halten.

Es braucht Enthusiasmus und Durchsetzungsvermögen, um sich dem Erhalt beinahe verschwundener Architektur- und Kulturdenkmäler zu widmen, hüben wie drüben. Was im diesjährigen Tagungsort die „Altstadtfreunde Nürnbergs e.V.“ bewirken, teilen sich im Königsberger Gebiet Museumsleiter, Heimatforscher, Lehrer und Bürgerinitiativen. Erfreulich zu beobachten ist, dass gerade in Ostpreußen unter den Enthusiasten erstaunlich viele junge Menschen anzutreffen sind, die dem Verfall des deutschen Kulturerbes nicht gleichgültig zusehen wollen und sich auch gegen Widerstände für ihre Projekte einsetzen. „Wenn wir es nicht tun, wer denn sonst?“, brachte es ein Referent auf den Punkt. Die hier nur angerissenen Arbeitsthemen wird die PAZ/OB noch in loser Folge einzeln vorstellen. Für 2012 ist das nächste Forum in Ostpreußen geplant, auf dem dann konkrete Ergebnisse angestrebt werden.

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt Ausgabe 42/11, 22.10.2011

 


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