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Wenn Anklamer in Litauen Weihnachtsmann spielen
Seit
1991 bringen Manfred Schukat und Friedhelm Schülke Weihnachtspakete ins
Memelland – eine sehr lange und auch beschwerliche Reise. Dafür sammeln die beiden in den Monaten vorher. Geld, aber vor allem Lebensmittel, Spielsachen und Kleidung – beim Bund der Vertriebenen, an Schulen, bei Unternehmern und Privatleuten. Mehr als 200 Pakete mit Lebensmitteln waren es in diesem Jahr, die von Anklam ins Memelland gingen. „So ein Paket kostet gut zehn Euro. Davon wird hier niemand arm und dort drüben wird auch niemand reich“, sagt Schukat. Trotzdem ist die Freude groß, bei den Empfängern. „Es ist wie damals mit den Westpaketen. Der ganze Tag war irgendwie gleich schöner, weil man wusste, dass jemand an einen denkt“, erinnert sich Schülke. Für die beiden Männer ist es eine anstrengende Tour. Im vollgepackten Auto ist es eine Tagesreise nach Klaipeda (deutsch: Memel), wo sie bei der Diakonie einen großen Teil der Päckchen abgeben. Doch neben den Hilfsorganisationen, mit denen sie zusammenarbeiten, besuchen sie viele der Empfänger persönlich. So wie Waltraud Bakutjene. Die ältere Dame lebt alleine in dem kleinen Örtchen Russ. „Das ist immer ein besonders herzlicher Besuch, wir kennen uns seit unserer ersten Reise im Jahr 1991“, erzählt Schukat. Jedes Jahr erwartet sie die beiden und liest ihnen ihre neusten Gedichte vor. In all den Jahren haben sich viele Freundschaften gebildet, die Schukat und Schülke pflegen. Sechs Tage lang sind sie unterwegs, um anderen Menschen eine Freude zu machen. Manchmal überlegt Manfred Schukat, ob es nicht besser wäre ein neues Auto zu kaufen. Aber dann denkt er daran, was er in den vergangenen 20 Jahren mit dem gelben Minibus schon alles erlebt hat.
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