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Ein Beitrag zur Völkerverständigung Meppen. Die Reservistenkameradschaft Emsland/Grafschaft Bentheim wird nicht müde, ihre selbst gewählte Aufgabe zu verfolgen: Seit 1995 fahren jeweils 10 bis 25 Männer ins ehemalige Ostpreußen oder nach Polen, um dort Kriegsgräber zu pflegen. In diesem Jahr standen Arbeiten an vier Friedhöfen auf dem Programm. Für Horst Richardt, Gerd Jaske, Alfred Wenning, Eugen Dubs, Heinrich Ahaus, Hermann Kampeling, Wilhelm Deters, Rudi Henckel und Georg Schröer stand dabei von vornherein fest, dass die 15 Tage Anfang Juni im heutigen Kaliningradskaja Oblast (= Königsberger Gebiet; WM) kein Erholungsurlaub, sondern eine sehr arbeitsreiche Zeit werden würden. 1750 Soldatenfriedhöfe gibt es im ehemaligen Ostpreußen, viele sind inzwischen bis zur Unkenntlichkeit verwittert, verwachsen, verschwunden. Deshalb kümmern sich im Auftrag des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge seit 1992 immer wieder Freiwillige um die Instandsetzung der Grabanlagen, darunter seit 1995 auch Emsländer und Grafschafter. „Wir wollen zeigen, dass der Krieg nicht vergessen ist und so einen Beitrag zur Völkerverständigung leisten“, betont Georg Schröer. Das sieht auch Horst Richardt so, der die Einsätze seit 1995 organisiert: „Wir stellen uns unserer moralischen Verantwortung.“ Dass diese ehrenamtliche Arbeit Früchte trage, könne man Jahr für Jahr sehen, sagt Schröer. „Wir erfahren immer größere Unterstützung durch die Einheimischen. Selbst wenn wir sie für ihre Arbeit bezahlen wollen, nehmen sie nichts.“ In diesem Jahr haben neun Freiwillige die Friedhöfe Uljanowo (Breitenstein), Maeskoje (Malmen), Habichtsau und Birkenried instand gesetzt. Beim Herausheben zentnerschwerer Grabeinfassungen aus dem Erdboden halfen russische Bauern mit eigenen Schleppern. „Außerdem haben wir Kreuze aufgestellt, Denkmäler restauriert oder einen Zaun gegen herumstreifende Kuhherden gebaut“, berichtet Josef Schröer. Auch für den kommenden 17. Einsatz, der am 23. Juni 2012 starten wird, haben die Reservisten schon einen Arbeitsplan. Dann sollen fünf Friedhöfe restauriert werden. Dass die Deutschen mehr als 60 Jahre nach Kriegsende immer sehr gut aufgenommen werden, mag auch an ihren sonstigen Aktivitäten liegen. So kümmern sie sich um etwa 70 Kinder, die in der Diakonie in Gusev (= Gumbinnen; WM) ihr Mittagessen bekommen. Dort wohnen die Reservisten während des Einsatzes. Der Frauengemeinschaft Kaliningrad (= Königsberg/Pr.; WM) brachten sie Kaffee-Geschirr mit, weshalb sie in diesem Jahr zum Picknick eingeladen wurden. Und wenn mal dringend eines der maroden Häuser repariert werden muss, die fast alle noch aus der Vorkriegszeit stammen, dann sind die Reservisten auch hier im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur Stelle. Vor allem eines falle auch nach 16 Jahren im ehemaligen Ostpreußen auf: „Die Armut auf dem Lande ist erschreckend und ändert sich nicht“, sagt Hordt Richardt. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., in dessen Auftrag die Reservistenkameradschaft tätig wird, ist eine humanitäre Organisation. Er widmet sich im Auftrag der Bundesregierung der Aufgabe, die Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland zu erfassen, zu erhalten und zu pflegen. Auf den Friedhöfen, die die emsländischen Reservisten pflegen, wurden fast immer deutsche und Russen gemeinsam beerdigt.
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