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Erinnerung in
Sachsen Die Völkerschlacht bei Leipzig gilt als die bis dahin größte Schlacht der Weltgeschichte. Da ist es nicht unangemessen, dass ihr am Orte des Geschehens eines der größten Denkmale Europas gewidmet ist. Während die Befreiungshalle als Bayerns Erinnerungsstätte an dieses historische Ereignis bereits 50 Jahre danach eingeweiht wurde, bedurfte es für das Monument in Leipzig doppelt so lange. Und das lag nicht nur an dessen Ausmaßen von 91 Metern Höhe, 70 Metern Länge, 80 Metern Breite und 300.000 Tonnen Gewicht. Noch während der Befreiungskriege regte Ernst Moritz Arndt ein Denkmal zu Ehren der Gefallenen an: „groß und herrlich“, „wie ein Koloss, eine Pyramide, ein Dom zu Köln“. Zwei Jahre später legte Karl Friedrich Schinkel einen Entwurf für einen „Nationaldom aller Deutschen“ vor. Die Zeit war allerdings noch nicht reif. Nach den Befreiungskriegen war die deutsche Nationalbewegung durch Reaktion und Restauration zurückgeworfen worden. Deutschland drohte wieder zu einem rein geografischen Begriff zu werden. Es hatte zwar die Befreiungskriege an der Seite Russlands gewonnen. Aber der König von Sachsen hatte die Völkerschlacht bei Leipzig an der Seite des Kaisers der Franzosen verloren. Und das war vorerst entscheidend. Sachsens Könige verspürten wenig Lust, ihrer eigenen Niederlage beziehungsweise der ihres Vorgängers ein Denkmal zu setzen. So blieb das Denkmalprojekt Privatleuten überlassen und erst nach der Reichsgründung, als das deutsche das sächsische Bewusstsein zurückdrängte, gewann es an Fahrt. 1894 gründete der Architekt Clemens Thieme, Projektleiter des Königreichs Sachsen beim Bau des Leipziger Hauptbahnhofs, mit Gleichgesinnten den Deutschen Patriotenbund zur Errichtung eines Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig. Der zeitweise über 90.000 Mitglieder zählende Verein brachte die für den Bau nötigen sechs Millionen Goldmark (gut 30 Millionen Euro) auf. Die Stadt Leipzig stellte das kostenlose Baugelände und 20.000 Mark für einen Architektenwettbewerb zur Verfügung. Diesen Wettbewerb des Jahres 1895 gewann Wilhelm Kreis. Dessen Entwurf wusste jedoch Thieme nicht zu überzeugen. Stattdessen bekam 1896 der Architekt des im selben Jahr fertiggestellten Kyffhäuserdenkmals, Bruno Schmitz, den Auftrag. Am 18. Oktober 1898 wurde der Grundstein gelegt. Genau eineinhalb Jahrzehnte später wurde das Völkerschlachtdenkmal im Beisein des Deutschen Kaisers und des Königs von Sachsen eingeweiht. Erinnerung in
Bayern Als das Land mit der größten Neigung zum Separatismus gilt in Deutschland gemeinhin Bayern. Nichtsdestotrotz hat dieser Staat mit Ludwig I. einen der größten Patrioten auf Deutschlands Königsthronen hervorgebracht. Dessen Liebe zu Deutschland ging mit jener zur Kunst eine sehr produktive Verbindung ein und so verdanken die Deutschen dem Bayern nicht nur ein Nationalsymbol. Neben der Walhalla bei Donaustauf ist hier die oberhalb der Stadt Kelheim ähnlich schön gelegene Befreiungshalle zu nennen. Am 29. Jahrestag des Einzugs der Alliierten in Leipzig nach der von ihnen gewonnenen Völkerschlacht eröffnete Ludwig die Ruhmes- und Ehrenhalle für die größten Deutschen an der Donau. Und bereits einen Tag später, am 19. Oktober 1842, legte er auf dem Michelsberg den Grundstein für die Befreiungshalle, die nun den Kriegern der Befreiungskriege gewidmet war. Der königliche Bauherr hatte Kelheim samt dessen reizvoller Umgebung bereits in seiner Kronprinzenzeit kennengelernt. 1838/1839 erwarb er das Baugrundstück. Mit der Planung beauftragte der König den Architekten Friedrich von Gärtner. Die dritte Stufe des 18-eckigen Unterbaus war noch nicht fertig, als Gärtner 1847 plötzlich und unerwartet starb und die Arbeiten vorerst eingestellt wurden. Zu seinem Nachfolger wurde der Klassizist Leo von Klenze bestimmt. Kaum waren die Arbeiten wieder aufgenommen, musste der König abdanken und die Arbeiten wurden abermals unterbrochen. Durch die Abdankung verlor Ludwig zwar den Zugriff auf die Landesmittel, doch setzte er den Bau auf seine eigenen Kosten fort. So war es denn auch Ludwig und nicht sein Nachfolger als Regent, der die Eröffnung im Jahre 1863 vornahm. Symbolträchtig wählte er mit dem 18. Oktober den 50. Jahrestag des Sieges. Wenn auch Ludwig nicht mehr Landesherr war, so gaben sich doch hochrangige Vertreter der damaligen Alliierten Bayerns, darunter auch einige Veteranen, aus diesem Anlass ein Stelldichein. In gewisser Hinsicht war Ludwig bei diesem Werk demokratischer als die Bundesrepublik. Denn während letztere Deutschland – wie jetzt erst wieder im Ersten Programm mit dem TV-Mehrteiler „16x Deutschland“ – bevorzugt über die Bundesländer, sprich Teilstaaten, definiert, erklärt Ludwig in seinem Bauprogramm das Land weniger über die Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes denn über Deutschlands Volksstämme. Mehr oder weniger zufällig waren auch dieses nun wieder 18, wie überhaupt die Zahl 18 sich wie ein roter Faden durch das ganze Gebäude zieht. M.R.
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