Herkunft und Bedeutung des Namens »Masuren«
sind ethnographischer Natur. Das polnische Wort »Mazur« bezeichnet ursprünglich
die Bewohner des bis 1526 bestehenden polnischen Herzogtums Masowien. Mit den masowischen
Einwanderern ist der Name auf den südlichen Teil des Preußenlandes übergegangen.
Das durch sein Volkstum abgegrenzte Land umfasste acht Kreise:
Treuburg (Rbz.
Gumbinnen), Lyck,
Lötzen, Sensburg,
Johannisburg,
Ortelsburg,
Neidenburg und ein
Stück
des Osteroder Kreises (Alle Rbz. Allenstein). Bis Mitte
19. Jh. war dieses Land unbestrittener Besitz des
Deutschen Ordens, dann des preußischen Staates.
In
frühgeschichtlicher Zeit war es von den preußischen Stämmen der
Galinder und
Sudauer bewohnt.
Anfang 14. Jh. setzte die planmäßige Kolonisation von den westlichen Randgebieten
aus ein. Bis Anfang 15. Jh. war die Hauptmasse der Siedler preußisch und deutscher
Herkunft. Seit dieser Zeit wurde der gering gewordene Kolonistenstrom aus dem Reich
von dem westlichen Gebiet des Ordenslandes aufgesogen und gelangte somit nicht mehr
in den östlichen Raum Masurens. Daher war der Orden, um das
Gebiet nicht veröden zu lassen, in zunehmendem Maße auf masowische Einwanderer angewiesen.
Der Orden nahm diese fremdsprachigen Elemente ohne Bedenken auf. Nationalpolitische
Tendenzen lagen ihm fern. Das religiöse Bekenntnis war im Masowischen lebendiger
im Bewusstsein als die völkliche Zugehörigkeit. - So hat sich in der 2. Hälfte des
15. Jh. das Zahlenverhältnis zwischen den drei Stämmen entscheidend zugunsten der
Masowier verschoben. Die Zunahme des masowischen Volkstums bedeutete nicht allein
eine Verbreitung der masurischen Sprache. Bei der ungewöhnlichen Absorptionskraft
des masurischen Volkstums machte sich allmählich eine Aufsaugung der übrigen Volksteile,
vor allem der sozial schwachen Preußen, bemerkbar.
Der Übergang von einem zum anderen Volkstum vollzog sich in aller Stille und war
bei dem generationslangen Nebeneinanderleben ein natürlicher Vorgang. Je mehr die
Nachkommen der Kolonisten im Lande heimisch wurden, je erfolgreicher die Arbeit
am gemeinsamen Werk der Erschließung des Landes wurde, um so mehr entwickelte sich
ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, das Deutsche, Preußen und Masuren umfasste.
Im Zuge dieses Annäherungs- und Verschmelzungsprozesses war
am Ende der Ordenszeit ein Volk entstanden, dessen Wesenszüge im sprachlichen
Bereich durch den Einfluss der Masuren, im kulturellen Sektor durch die starke Einwirkung
deutscher Tradition bestimmt waren. Der Zusammenschluss der verschiedenen Volkselemente
Masurens erfuhr im Reformationszeitalter eine bedeutsame Förderung. Die Masuren
in Preußen wurden Protestanten, zwischen ihnen und den Stammverwandten in Polen
bestand fortan glaubensmäßig ein starker Gegensatz. Die Einwanderung aus Masowien
hörte nach der Gegenreform auf. Die bisher Eingewanderten wurden durch die Verschiedenheit
des Bekenntnisses von ihren Stammesgenossen jenseits der Grenze getrennt und durch
die Gemeinsamkeit luth. Bekenntnisses mit der preußischen Bevölkerung noch inniger
als bisher verbunden.
Ein weiteres Band umschloss in den folgenden Jahrhunderten
alle Masuren: das preußische Staatsbewusstsein. Die Tradition der Ordnung und Gerechtigkeit,
auf der der alte preußische Staat ruhte, hatte ein Fundament der Treue geschaffen,
in das sich die Masuren willig einordneten. Diese Entwicklung wurde durch den im
19. Jh. aufkommenden Nationalismus gestört. Das zum nationalen Selbstbewusstsein
erwachte polnische Volk erhob um die Mitte 19. Jh. - zum ersten Male in seiner Geschichte
- Anspruch auf Masuren mit der Begründung, »dass die Masuren ein bodenständiger
polnischer Volksstamm wären«. Die Masuren haben sich aber allen Werbungen der Polen
gegenüber verschlossen. Die entscheidende Abwehr gegenüber den polnischen Absichten
auf Masuren erfolgte durch die unter Kontrolle der Siegermächte durchgeführte Volksabstimmung
am 11. Juli 1920. 99,3% der masurischen Bevölkerung entschieden sich für ein weiteres
Verbleiben bei Deutschland. Dieses Bekenntnis hat jedoch keine endgültige Entscheidung
gebracht. Am Ende des zweiten
Weltkrieges wurde die Bevölkerung aus ihrer Heimat
vertrieben.
Quellen:
Farbfoto:
Herbert Soyka, Osnabrück, 1993;
Melodie: "Wild flutet
der See", alte masurische Volksweise,
Musikalische Ausführung: Gerwald
G. Stanko (www.ggstanko.de/),
2001;
s/w-Foto: Ostpreußen in schönen Bildern,
Verlag Der Eiserne Hammer,
Königstein im Taunus und Leipzig, (undatiert, vor 1945), Seite 27;
Text: Handbuch der historischen Stätten Ost- und Westpreußen,
Kröner Verlag Stuttgart, 1966-1981, Seite 137-138
Masuren unsere Heimat – ein
Naturparadies
mit Bildern von Gerhard Bosk und Herbert
Wallner
weitere Informationen:
Die
Winterschlacht in Masuren 7. - 21. Februar 1915;
der redliche Ostpreuße, Kalenderbuch 1986, Seite 122-125, Alte Mühlen in Masuren;
Guttzeit: Ostpreußen in 1440 Bildern, Verlag Rautenberg, 1972-1996, Seite 543-553;
Blau-Weiß-Rot. Die Farben der Masuren. - Ortelsburger Heimatbote 1999, Seite 144-151;
Statistiken zur Heimatforschung. - Ortelsburger Heimatbote 1999, Seite 156-157;
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