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Die Burg war Sitz des Ordensmarschalls, seit 1457 auch des Hochmeisters, hier sammelten sich die ritterlichen Kreuzfahrer aus vielen Ländern Europas zu den »Reisen« gegen Litauen. Herzog Albrecht, der den Ostflügel neu baute, und Herzog Georg Friedrich, der von seinem Baumeister Blasius Berwart den gewaltigen Westflügel mit der Schloßkirche neu errichten ließ, machten die Burg zum Sitz einer Hofhaltung im Stil der Renaissance. Wenn auch seit dem Großen Kurfürsten der Landesherr nicht mehr in Königsberg residierte, lebte doch die nie ganz erloschene höfische Tradition in den Königskrönungen von 1701 und 1861 wieder auf. An die erste erinnerte das 1697 von Andreas Schlüter geschaffene, aber erst 1802 gegenüber dem Schloß aufgestellte Denkmal des Königs, an die zweite das große Gemälde von Menzel. Nach 1701 sollte die Ostfront vom Oberbaudirektor Schultheiß v. Unfriedt im Stile des preußischen Barock umgebaut werden; doch wurde nur der Südteil fertiggestellt. Im übrigen blieb der Albrechtsbau erhalten. Die letzte größere Veränderung war der Umbau eines Teiles des Nordflügels für das Oberlandesgericht 1810. Hauptstadt des preußischen Staates war Königsberg noch einmal zwei Jahre lang, als sich Hof und Regierung 1808/1809 in der Stadt aufhielten. Die wichtigsten Reformgesetze sind damals in Königsberg erlassen worden. Die Erhebung Deutschlands gegen Napoleon hat von dem Königsberger Landtag im Februar 1813 ihren Ausgang genommen. Stätten der Erinnerung an diese Zeiten waren das Luisenhäuschen im Park von Luisenwahl auf den Hufen (Huben), in dem die königliche Familie gewohnt hat, und der Saal im Hause der Landschaft, in dem General Yorck v. Wartenburg die Deputierten des Landtages zur Volksbewaffnung aufgerufen hatte. Künstlerisch wertvoll sind besonders die reformierten Kirchen, die 1690/1699 erbaute Burgkirche für die deutsch-ref. Gemeinde nach einem Entwurf von Joh. Arnold Nehring, und die 1736 für die Französisch-ref. (Hugenotten) nach einem Plan von Unfriedt errichtete. Die altstädtische Kirche wurde 1826/1828 abgebrochen, die neue an andrer Stelle 1838 nach einem Entwurf von Schinkel erbaut. Eine wehrhafte Stadt ist Königsberg immer geblieben. Nach dem
Zerfall der mittelalterlichen Stadtbefestigung wurde im
Schwedenkrieg 1626/1628 ein Wallring
um die gesamte Stadt gelegt und 1843-1864 eine neue Befestigung errichtet, deren
Tore und Bastionen zum großen Teil bis 1945 erhalten geblieben sind, wenn sie auch
nach der Verlegung der Verteidigung auf einen Kranz von Außenforts keinen militärischen
Wert mehr hatten. Als Baudenkmäler bildeten sie mit den baumreichen Grünanlagen
einen Schmuck der Stadt, wie man ihn selten trifft. Königsberg hat auch stets eine
starke Garnison gehabt und war Sitz des Generalkommandos des 1. Korps, das so
Wissenschaft und Bildung sind schon im Mittelalter von den Priesterbrüdern des Ordens, den Domherren und in den drei Stadtschulen gepflegt worden, gegen Ende dieser Zeit auch von Humanisten am Hofe der letzten beiden Hochmeister. Zu einem Vorort humanistischer Wissenschaft und protestantischer Theologie wurde aber erst die 1544 von Herzog Albrecht gegründete Universität, die Albertina. Sie befand sich 300 Jahre lang in zwei kleinen Kollegiengebäuden am Dom und erhielt 1862 einen Neubau im Stile der Florentiner Renaissance nach den Plänen des Schinkelschülers Friedrich August Stüler. Ein großer Anbau von 1927 störte nicht die geordnete Schönheit dieses im nordischen Königsberg zunächst fremd anmutenden Gebäudes. Neben die drei alten Stadtschulen trat das 1698 im Geiste des Pietismus gegründete Friedriehskollegium, dessen größter Schüler Kant (*1724 in Königsberg) war und an dem der Student Herder (*1744 in Mohrungen) eine Zeitlang unterrichtete. Kant hat der Universität fast 50 Jahre lang angehört, Gipfel und Überwinder der Aufklärung. Sein Geburtshaus ist nicht erhalten, sein Wohnhaus 1893 abgerissen worden; sein Grabmal am Dom wurde 1924 von dem Architekten Friedrich Lahrs in würdiger Form erneuert. Gelehrte von Weltruf waren auch der Naturforscher v. Baer, die Philosophen Herbart und Rosenkranz, Carl Gottfried Hagen, der Begründer der wissenschaftlichen Pharmazie, und sein Sohn, der Kunsthistoriker August Hagen sowie seine Schwiegersöhne, der Astronom Bessel, (*1784 in Minden) für den 1811/1812 die Sternwarte erbaut wurde, und der Physiker Franz Neumann, ferner die Mediziner Ernst Burdach, Bernhard Naunyn und Joachim Schönborn, der Philologe Lobeck, der Mathematiker Richelot, der Rechtshistoriker Felix Dahn, der hier 1878 seinen »Kampf um Rom« schrieb, und der Sprachforscher Adalbert Bezzenberger. Die Künste traten hinter den Wissenschaften zurück. Universitätsprofessoren waren so bedeutende Dichter wie der erste Rektor Georg Sabinus, ein glänzender Lateiner, und Simon Dach, der bewusst deutsch dichtete. Bürgermeister waren der Barockdichter Michael Kongehl und der geistvolle Schriftsteller Theodor Gottfried v. Hippel. Die bildende Kunst sank ab, nachdem es keine Hofhaltung mehr gab, doch hat es an tüchtigen Goldschmieden und Bernsteinschnitzern in Königsberg nie gefehlt. Eine Pflegestätte fand die bildende Kunst in der 1845 auf Betreiben Theodor v. Schöns gegründeten Kunstakademie (Neubau 1916 von Lahrs in Ratshof), von deren Lehrern nur der Maler Ludwig Dettmann genannt sei. Eine Theater- und Musikstadt ist Königsberg stets gewesen. 1745 errichtete Conrad Ernst Ackermann ein ständiges Theater, das erste in Preußen. Als der bescheidene Bau den Ansprüchen nicht mehr genügte, wurde 1808 nach einem Plan von Valerian Müller ein für die Zeit großartiges Theater am Paradeplatz erbaut, das, vielfach umgebaut und erweitert, bis 1945 als Stadttheater, nach der Gründung eines Schauspielhauses auf den Hufen nur als Opernhaus gedient hat. Die politische Geschichte Königsbergs zeichnet sich durch ihre Gradlinigkeit aus. Seit ihrer Gründung ist die Stadt, ob im Ordensstaat, in der Hohenzollernmonarchie oder in der Republik, die Hauptstadt des Preußenlandes geblieben. Daran haben auch Kriege nichts geändert. Der Versuch des altstädtischen Bürgermeisters Andreas Brunau 1455, Königsberg zu einem Freistaat zu machen wie Danzig und Riga, scheiterte an dem Widerstand der Handwerker, die dem Ratsregiment misstrauten und dem Orden treu blieben. Litauer, Polen und Schweden sind in mehreren Kriegen in die Nähe der Stadt gekommen, haben sie aber nicht belagert. Im 30jährigen Kriege erlebte sie eine Blütezeit, da Preußen von ihm verschont blieb. Erst im 7jährigen Kriege haben die Russen 3 1/2 Jahre Königsberg besetzt gehabt und die Bürgerschaft gezwungen, der Zarin zu huldigen. Die Franzosen haben sie 1807 fünf Wochen drangsaliert und ausgesogen. Vor der Belagerung 1914 bewahrte sie der Sieg Hindenburgs bei Tannenberg. - Verlief die äußere politische Geschichte bis 1945 stetig, machte Königsberg doch im Innern eine Wandlung durch, von der Hauptstadt eines Herzogtums zu der einer Provinz. Die Einordnung in den preußischen Staat ist der selbstbewussten Bürgerschaft nicht leicht gefallen, zumal sie mit der Aufgabe mancher Eigenrechte und wirtschaftlichen Vorteile verbunden war. Sie musste vom Gr. Kurfürsten durch einen heilsamen Gewaltakt erzwungen werden, und auch solche Fortschritte von einschneidender Bedeutung wie die Vereinigung der drei Städte 1724 - Sitz der gemeinsamen Stadtverwaltung wurde das Ende 17. Jh. im Stil der holländischen Renaissance ausgebaute kneiphöfsche Rathaus -, und die Städteordnung 1809 gingen nicht von der Bürgerschaft, sondern von der Staatsführung aus. Erst im Liberalismus des Vormärz regte sich wieder kräftig der Geist bürgerlicher Selbstverantwortung. Führer der Liberalen waren zwei voneinander so verschiedene Männer wie der Arzt Joh. Jacoby und der Jurist Prof. Eduard Simson, der erste Präsident des Reichsgerichts. Königsberg blieb eine liberale Stadt, bis der nationale Liberalismus seinen Frieden mit Bismarck machte und später die Sozialdemokratie an Einfluss gewann. Ihre bedeutendsten Politiker waren Otto Braun, der 1920-1933 preußischer Ministerpräsident war, und der sehr viel radikalere Rechtsanwalt Hugo Haase, einer der sechs Volksbeauftragten der Revolution von 1918. Die Bevölkerung Königsbergs war lange Zeit sprachlich gemischt. Die eigentliche Bürgerschaft war immer rein deutsch, vorwiegend nieder- und mitteldeutscher Herkunft. In der Unterschicht wurde aber im 16. Jh. noch viel preußisch (Anm. gemeint ist hier prußisch), polnisch und litauisch gesprochen. Die Einwohnerschaft war ein Spiegelbild der sprachlichen Verhältnisse des Landes. Außer den preußischen Masowiern und Litauern hielten sich viele Polen und Litauer als Handelsleute und Flößer zeitweilig in der Stadt auf. Sie alle sind, sofern sie sesshaft waren oder wurden, ohne Zwang im Deutschtum aufgegangen, ebenso wie die holländischen, englischen und französischen Kaufleute, obgleich sie alle ihre Sprache frei gebrauchen konnten und für sie bis ins 19. Jh. hinein Gottesdienste in polnischer, litauischer und französischer Sprache gehalten wurden. Als im Zeitalter des Nationalismus die Verschiedenheit der Sprachen ein nationales Problem wurde, war die Einwohnerschaft längst einheitlich deutsch. Eine nationale Minderheit im politischen Sinne hat es also in Königsberg nie gegeben. An dem wirtschaftlichen Aufschwung des Reichs nahm Königsberg gemessenen Anteil. Die Einwohnerzahl stieg auf 385.000, und auch der Flächenraum nahm durch die Eingemeindung von Vororten und Villenkolonien stark zu. Die hemmenden Auswirkungen des Versailler Friedens wurden durch den Selbstbehauptungswillen der Bürgerschaft und mit tatkräftiger Hilfe von Reich und Staat überwunden, nachdem die Willkürherrschaft der sogenannten Volksmarinedivision durch den vom Oberpräsidenten August Winnig veranlassten Einsatz von Freiwilligenverbänden am 4. März 1919 beseitigt worden war. Bis 1918 hatte Siegfried Körte, einer der größten deutschen Oberbürgermeister, mit Energie und Geschick seine Stadt geleitet; von 1920-1933 steuerte sie Hans Lohmeyer erfolgreich durch alle Schwierigkeiten der Inflations- und Nachkriegszeit, unterstützt von Bürgermeister Carl Gördeler, bis dieser 1930 als Oberbürgermeister nach Leipzig ging. Der Ausbau des Hafens, die Einrichtung der Ostmesse, des Flughafens, des Ostmarkenrundfunks, die Erneuerung der Bahnanlagen, die neuen Gebäude für die Stadtverwaltung, die Oberpostdirektion, die Polizei, die Gerichtsbehörden, das alles waren Beweise eines wirtschaftlichen Gedeihens, das den Nährboden für ein reiches kulturelles Leben abgab. -
Von dem Kriegsgeschehen des zweiten Weltkrieges
wurde Königsberg lange Zeit unmittelbar wenig betroffen, bis
zwei furchtbare nächtliche
Angriffe westlicher Flieger am 26./27. und 29./30. August 1944 die ganze Innenstadt
und einen Teil der nördlichen Außenstadt mit Tausenden von Spreng- und Brandbomben
vernichteten. Sämtliche historische Gebäude wurden zerstört,
der Dom und zwölf weitere
Kirchen, die alte und die neue
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