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Der Stadtkreis
Königsberg (Pr) Der Stadtkreis Königsberg (Pr) mit einer Fläche von 192,76 qkm hatte 372.164 Einwohner, das sind 1.930,7 auf 1 qkm. Er wird von Osten nach Westen vom Pregel durchflossen; seine beiden Arme, Alter und Neuer Pregel, vereinigen sich mitten in der Stadt zweimal und bilden eine Insel, den Kneiphof. Der Stadtkreis ist durch immer neue Eingemeindungen von angrenzenden Ortschaften, Vororten und Villenkolonien bis 1939 zu dem genannten Umfang vergrößert worden. Den Kern bildet die Provinzialhauptstadt Königsberg (Pr). Sie liegt 7 km vom Frischen Haff entfernt und breitet sich im hier verengten Urstromtal des Pregels und auf seinen diluvialen Uferhöhen aus. Auf dem nördlichen einst von Bächen durchfurchten Höhenrand hatten die Prußen auf einer Bergkuppe, Tuwangste genannt, eine Fliehburg erbaut. In deren Schutz lagen am Nordufer das Fischerdorf Lipnick mit dem Hafen Lipze und die Dörfer Tragheim und Sackheim. Als der Deutsche Orden mit Hilfe des Königs Ottokar von Böhmen und anderen Kreuzfahrern das Samland eroberte, errichtete er auf der Stätte der zerstörten prußischen Feste 1255 eine Ordensburg, die dem König zu Ehren den Namen Königsberg erhielt (1256 erstmals als „castrum Coningsberg in Zambia" urkundlich erwähnt); in jüngster Zeit stand an dieser Stelle die Reichsbank. Nordwestlich der Burg entwickelte sich eine deutsche Marktsiedlung; deren Kirche dürfte an der Stelle der späteren Steindammer Kirche zu suchen sein. Diese älteste deutsche Siedlung zwischen Burg und Kirche wurde 1262 bei dem Aufstand der Prußen zerstört und nicht wiederaufgebaut. Der Orden gründete vielmehr zwischen Burg und Pregel eine neue Stadt, die Altstadt; sie wurde planmäßig mit gitterförmigem Straßennetz angelegt. Landmeister Konrad von Thierberg verlieh ihr 1286 die Handfeste. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts entwickelte sich an der Katzbach im Osten des Ordenshauses eine zweite Stadt, die 1299 Nova civitas genannt wird, bald aber (1338) den Namen des prußischen Dorfes Lipnick, Löbenicht, trug. Der Königsberger Komtur Berthold Brühaven erteilte ihr 1300 die Handfeste. Eine dritte Stadt, Kneiphof, entstand auf der Pregelinsel Vogtswerder, sie erhielt ihre Handfeste 1327 vom Hochmeister Werner von Orseln. Der im bischöflichen Ostteil der Insel von 1325 bis etwa 1380 erbaute Dom, eine dreischiffige Hallenkirche mit zweitürmiger Westfassade, war Bischofs- und Pfarrkirche. Alle drei Städte hatten eine günstige Verkehrslage; sie wurden von der alten Bernsteinstraße durchquert und waren Ausgangspunkte für mehrere Wege ins Samland, nach Litauen, Polen und nach der See. Jede der drei Städte besaß eine eigene Verfassung, ein eigenes Marktrecht und eine eigene Befestigung. Reste jener mittelalterlichen Umwehrungen waren der alte Turm am Gesekusplatz, das Dombrückentor in der Badergasse und der Blaue Turm neben der Honigbrücke. Bis zu ihrer Vereinigung im Jahre 1724 entwickelten sich die Altstadt, der Löbenicht und der Kneiphof nach ihren Besonderheiten. Das Bindeglied zwischen ihnen bildete die Ordensburg, das Schloß, das der Deutsche Orden als großräumiges Konventshaus westlich der ersten Burganlage erbaut hatte. Dem Haupthaus war im Osten ohne Graben und Mauer die Vorburg vorgelagert, es lag im Westteil des späteren Schloßhofes; 1454 wurde es im 13jährigen Ständekrieg zerstört. Markgraf Georg Friedrich ließ 1584/1594 den Westflügel mit der geräumigen (späteren) Schloßkirche auf den alten Grundmauern neu errichten. Der einstige Wart- und Glockenturm (Schloßturm) stand außerhalb des Haupthauses an der Innenseite der südlichen Vorburgmauer. Von der Außenbefestigung, dem doppelten Mauerring und den vier Ecktürmen, blieb nur der siebeneckige Haberturm erhalten. Das stattliche Ordenshaus wurde 1312 Sitz des Marschalls, für ihn wurde im Nordflügel um 1320 das Marschallhaus erbaut. Seine Kellerräume beherbergten im 19. und 20. Jahrhundert das „Blutgericht". Die Gemächer, in denen der Marschall, später der Hochmeister wohnte, hatten ein Sterngewölbe. Nach der Ordenszeit dienten sie dem Hofgericht, dem Etatsministerium, der Kriegs- und Domänenkammer und seit dem 19. Jahrhundert dem Staatsarchiv als Unterkunft. Nach dessen Auszug waren es Ausstellungsräume der Staatsbibliothek (Silberbibliothek Herzog Albrechts.). Der östliche Nordflügelteil wurde 1810 stark verändert und dem Oberlandesgericht zugewiesen. Den Ostflügel des Schlosses ließ Herzog Albrecht mit einem starken Torbau und zwei vorspringenden Erkern erbauen. Unter König Friedrich I. errichtete der Oberbaudirektor Schultheiß von Unfriedt von 1705 bis 1712 den Südostflügel in preußischem Barock. Der Südflügel entstand von 1565 bis 1569; er enthielt wie der Ostflügel Wohn- und Repräsentationsgemächer. Nach dem Ersten Weltkrieg zogen in zahlreiche Räume des Südflügels die Kunstsammlungen der Stadt und das Prusisa-Museum ein. Auch der 83 m lange und 18 m breite Moskowitersaal, einer der größten Säle Deutschlands, diente Museumszwecken. In der Schloßkirche, an deren Pfeilern und Wänden die Wappen der Ritter des Schwarzen Adlerordens hingen; fanden 1701 und 1861 die Krönungsfeierlichkeiten der preußischen Könige statt. Das Schloß war seit 1457 Residenz des Hochmeisters, später der Herzöge. Seit dem Großen Kurfürsten war es nicht mehr Residenzsitz; in ihm wohnten fortan bei besonderen Anlässen für kurze Zeit Könige, Kaiser und hochgestellte Persönlichkeiten, im Juni 1812 z. B. Napoleon I. Nach dem unglücklichen Kriege, als Hof und Regierung Berlin verlassen hatten, war Königsberg 1808/1809 Hauptstadt des preußischen Staates; die königliche Familie wohnte nicht im Schlosse, sondern im Luisenhäuschen im Park von Luisenwahl. Eine unrühmliche Rolle spielte das Schloß nach dem Ersten Weltkrieg, als sich die „Volksmarinedivision" in ihm eingenistet hatte und durch Freiwilligenverbände am 4. März 1919 zerschlagen wurde. Die drei Städte Königsberg waren im Laufe der Jahrhunderte über ihre Mauern hinausgewachsen und hatten sich durch Vorstädte erweitert. Auf dem Gebiet der Burgfreiheit hatten sich der Tragheim und der Sackheim, der Roßgarten und die Neue Sorge entwickelt. Altstädtische Vorstädte waren der Steindamm, die Laak, die Lomse, der Neue Rößgarten und die Hufen. Zum Kneiphof waren die Vordere und die Hintere Vorstadt und der Haberberg hinzugekommen. In diesen neuen Stadtteilen erbauten die meist evangelischen Bürger Kirchen; aber auch die reformierten, katholischen Lind jüdischen Glaubensgenossen errichteten ihre Gotteshäuser in der Stadt. Da sich der Handel immer mehr ausweitete, erbauten die Kaufleute außerhalb der Stadtmauern am Pregel und auf dem Anger mehrstöckige Fachwerkspeicher; diese Gebäudeviertel, Lastadien genannt, waren bis zu ihrer Zerstörung 1944 Mittelpunkte des Warenumschlags und des Handels. Wachstum und Entwicklung der Stadt wurden mehrfach gestört und gehemmt durch Kriege, Seuchen und Brände. Im Jahre 1529 wütete der Englische Schweiß, in vielen anderen Jahren, besonders 1549, 1580, 1602, 1620, 1629, 1653, 1709 forderte die Pest, in verschiedenen Jahren des 19. Jahrhunderts die Cholera Hunderte von Menschenleben. Mehrmals brannten große Teile der Stadt nieder: 1764, 1769, 1775, 1811. Die Feuersbrunst von 1764 vernichtete fünf Kirchen, viele Baudenkmäler und ganze Wohnviertel. Schwere Belastungen und Leiden brachten die Kriege mit sich, besonders die Besetzung der Stadt im Siebenjährigen Kriege durch die Russen 1758/1762 und während des unglücklichen Krieges 1806/1807. Die damals dieser Stadt von den Franzosen auferlegte Kontributionsschuld mußte bis 1901 abgetragen werden. Trotz der Kriegsereignisse und -leiden bildete Königsberg in jener Zeit den Mittelpunkt des politischen Lebens und den Ausgangsort der preußischen Reformen. Am 5. Februar 1813 rief der General York im Preußischen Landtag zu Königsberg zum Befreiungskampf Deutschlands gegen Napoleon auf. Die Stadt war seit 1714 ständiger starker Garnisonort mehrerer Truppenteile und in neuerer Zeit der Sitz eines Generalkommandos des I. Armeekorps.
Bis zum Ende des 19. Jahrunderts wuchs die Stadt infolge der guten Verkehrs- und Wirtschaftslage so sehr, daß sie immer neue Wohn-, Geschäfts- und Industrieviertel erschließen mußte. Im Norden wurden die Mittel- und Vorderhufen, Amalienau, Ratshof und Maraunenhof, im Westen Juditten und Metgethen eingemeindet. Zwischen den beiden Weltkriegen wurden zwei neue Bahnhöfe, das Staatsarchiv, das Rundfunkhaus erbaut, auch Messe-, Schul-, Industrie- und Hafenbauten durchgeführt. Um Schloß- und Oberteich, an den alten Zwillingsteichen und am Festungsgürtel entstanden Grünanlagen. Bis zum Jahre 1939 hatte das Stadtgebiet im Norden den Südteil der Staatsforst Fritzen, die Siedlung Tannenwalde und die Orte Samitten, Adlig Sudau, Stiegehnen und Quednau eingegliedert. Im äußersten Westen liegen Metgethen, Groß-Friedrichsberg, Moditten, das Pregelmündungsgebiet mit Holstein und Haffstrom. Die südliche Peripherie bildeten Kalgen, Prappeln, Aweiden, Schönfließ und Seligenfeld, und im Osten südlich des Pregels liegen Adlig Neuendorf und östlich des Flughafens Devau Lauth innerhalb des Stadtgebiets. Königsberg war seit 1368 Mitglied der Hanse, 1440 trat es dem Preußischen Bund bei und fiel bei Ausbruch des Ständekrieges 1454 vom Orden ab, unterwarf sich aber nach kurzer Zeit seiner Herrschaft. Bereits in der Ordenszeit war Königsberg ein bedeutender Umschlagplatz für Tuche aus England und Holland, für Salz und Kolonialwaren aus Holland, für Heringe und Eisen aus Skandinavien. Es tauschte diese Waren ein gegen Korn, Holz, Teer, Wachs, Talg und Pottasche aus Preußen, Litauen und Polen. Der Orden selbst lieferte Bernstein nach Flandern. Nach der Eröffnung des Pillauer Tiefs 1510 und nach Erteilung des Stapelrechts 1518 durch Hochmeister Albrecht erstarkte der Handel und wuchs die Bedeutung Königsbergs. Im 17. Jahrhundert brachten die schwedisch-polnischen Kriege, im 18. und 19. Jahrhundert russische und französische Besetzung erhebliche Rückschläge. Königsberg blieb aber der Handelsmittelpunkt des östlichen Preußen und des Ostseeraums. Günstig wirkte sich der Anschluß an die Ostbahn mit der Verbindung nach Berlin (1853) und nach Rußland (1860) aus. Der Handelsvertrag mit Rußland (1894) führte zur Ausfuhr von Maschinen, Heringen, Garnen, Tuchen, Baumwollstoffen, Kolonialwaren, Südfrüchten nach Rußland und zur Einfuhr von russischem Getreide, Holz, Hanf, Flachs, besonders von Linsen, für die Königsberg Welthandelsplatz war. Der 1901 fertiggestellte Seekanal verband Ostpreußens Hauptstadt mit Pillau und ermöglichte das Anlaufen von großen Seeschiffen. Die im Ersten Weltkrieg unterbrochenen Handelsbeziehungen belebte die seit 1920 veranstaltete jährliche Ostmesse. Fortan versah Königsberg als Umschlagplatz den Güteraustausch mit den übrigen Reichsteilen jenseits des Korridors und den Handel mit Osteuropa. Dazu trugen vor allem bei der Ausbau des Hafens mit modernen Löschanlagen, Silos und fünf Hafenbecken. Königsbergs Hafen war einer der größten und leistungsfähigsten Ostseehäfen. Verladen wurden hauptsächlich landwirtschaftliche Erzeugnisse, besonders Hülsenfrüchte. Die Einfuhr versorgte die vom Reich getrennte Provinz mit Brenn- und Treibstoffen, Düngemitteln, Kolonialwaren, industriellen Fertigwaren und Holz. Neben dem Handel spielte die Industrie eine wichtige, wenn auch nicht eine so große Rolle wie der Handel. Sie hatte sich aus den Manufakturen entwickelt, die hauptsächlich von eingewanderten Engländern, Franzosen (Hugenotten), Mennoniten und Juden begründet worden waren. Es gab Glashütten, Salzsiedereien, Wachsbleichen, Zuckerraffinerien, Lederwaren-, Tuch-, Seiden- und Keramikfabriken wie auch Tabakspinnereien. 1788 hatte Königsberg 46 Fabriken. Die moderne Industrie setzte nach der Erfindung der Dampfmaschine ein. Es entstanden Sägemühlen und Sperrholzwerke, Landmaschinen- und Waggonfabriken, Schiffswerften, Zellstoff- und chemische Fabriken, Ziegelei- und Brauereibetriebe und eine Textilindustrie. Daneben entwickelten sich Zucker-, Holzverarbeitungs-, Zement- und Zündwarenfabriken. Die Königsberger Bernsteinmanufaktur verarbeitete die besten Stücke Bernstein aus dem Tagebauwerk Palmnicken. Allgemein bekannt war das Marzipan. Der Mittelpunkt der Vereinigung der Kaufleute und Ausdruck ihres Wohlstandes, seit 1918 die Industrie- und Handelskammer, war die 1870/1875 erbaute Börse am Pregelufer. Königsberg war jahrhundertelang geistiger Mittelpunkt des deutschen Ostens, besonders seit der Gründung der Universität durch Herzog Albrecht 1544. In den ersten Jahrhunderten hatte von den vier Fakultäten, die später vermehrt wurden, die evangelische Theologie die Vorherrschaft. Während des 30jährigen Krieges war die Albertina Zuflucht der akademischen Welt Deutschlands, im 17. Jahrhundert auch schon eine Pflegestätte der Literatur; es sei an den Königsberger Dichterkreis um Simon Dach erinnert. Der hervorragendste Lehrer an der Universität war Immanuel Kant, ein Sohn der Stadt; er wurde am 22. April 1724 in Königsberg geboren und starb hier am 12. Februar 1804. Seine Weltgeltung erkannten auch die Russen an; sie ehren den großen Philosophen durch die Erhaltung seiner Grabstätte, der Stoa Kantiana. Mit der Universität war aufs engste verbunden die Staats- und Universitätsbiliothek mit 685.000 Bänden. Von hoher Bedeutung für das geistige Leben und die Fortbildung der Jugend waren die Handelshochschule, die Kunstakademie mit Meisterklassen, das ostpreußische und das Königsberger Konservatorium, ein musikpädagogisches Seminar, die Stadt- und die Wallenrodtsche Bibliothek mit 106.000 Bänden, das Prussia-Museum mit einer reichen ur- und frühgeschichtlichen Abteilung, mehrere Kunstsammlungen, das Städtische Museum. Einen besonderen Ruf genossen die Staatliche Kunst- und Gewerbeschule, die Staatliche Baugewerkschule, das Sozialpädagogische Seminar, die Ostpreußische Mädchengewerbeschule. Der Kunstpflege dienten Oper, Schauspielhaus und Philharmonisches Orchester. Die Provinzialhauptstadt war nicht nur Sitz der Provinzregierung, zahlreicher Behörden und Verwaltungsstellen, sondern auch Sitz mehrerer wissenschaftlicher und anderer Gesellschaften, Institutionen und Vereine, die nicht nur innerhalb der Stadt, sondern auch in der Provinz und darüber hinaus wirkten. Königsberg besaß die größte Buchhandlung Deutschlands (Gräfe & Unzer). Der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Information dienten seit dem 17. Jahrhundert mehrere Zeitungen; unter ihnen war die „Hartungsche Zeitung" die älteste. Für den Unterricht der Jugend sorgten seit dem 14. Jahrhundert Lateinschulen; im Laufe der Jahrhunderte kamen andere Kirchschulen hinzu, seit dem 17. Jahrhundert auch städtische, private und staatliche Unterrichtsanstalten, vor allem Volks-, Mittel- und höhere Schulen, Fortbildungs- und Berufs- wie Fachschulen. Die deutsche Stadt Königsberg mit ihrem regen Wirtschaftsleben, mit allen ihren Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört. Zwei furchtbare nächtliche Luftangriffe westlicher Flieger vernichteten am 26./27. und am 29./30. August 1944 die gesamte Innenstadt und einen Teil der nördlichen Außenbezirke. Dabei wurden der Dom und zwölf weitere Kirchen, das Schloß, die alte und die neue Universität, das Kneiphöfsche Rathaus, die Börse, das Opernhaus, die Staatsbibliothek, mehrere Universitätsinstitute und Kliniken, Zeitungs- und Verlagsgebäude, die Hälfte aller Schulen und zahlreicher Denkmäler und andere wertvolle Bauten zerstört. Vom 28. Januar bis zum 9. April 1945 wurde Königsberg von den Russen belagert und von General Lasch gegen eine gewaltige russische übermacht verteidigt. Von den etwa 110.000 Zivilisten, die sich während der Kämpfe in der Stadt aufhielten, wurden nach der Kapitulation 85.000 ermordet und verschleppt oder gingen an Hunger und Seuchen zugrunde. Der Rest wurde 1947/1948 ausgewiesen. Seit 1945 steht Königsberg unter sowjetischer Verwaltung und erhielt 1946 den Namen Kaliningrad; es ist nunmehr Hauptstadt des Gebiets Kaliningrad in der UdSSR. Das deutsche Königsberg ist Geburtsort zahlreicher berühmter und bedeutender Persönlichkeiten. Immanuel Kant ist bereits genannt worden. In Königsberg wurden geboren: der Oberhofprediger und Erzbischof Ludwig Ernst Borowski 1740, der preußische Ministerpräsident Otto Braun 1872, der Komponist Herbert Brust 1900, Johann Friedrich Dieffenbach, der Schöpfer der plastischen Chirurgie, 1792, der Geophysiker und Geograph Erich von Drygalski 1865, Johann Gottfried Frey, der „Vater der Städteordnung" von 1808, 1762, der Komponist Hermann Götz 1840, der Begründer der wissenschaftlichen Pharmazie Karl Gottfried Hagen, ein Freund Kants, 1749, der theologisch-philosophische Schriftsteller, „Magus im Norden" genannt, Johann Georg Hamann 1730, der Dichter, Musiker, Maler und Meistererzähler Ernst Theodor Amadeus Hoffmann 1776, der Arzt und Politiker Johann Jacobi 1805, der Physiker Gustav Robert Kirchhoff 1824, die Malerin und Graphikerin Käthe Kollwitz 1867, der Universitätslehrer Karl Lehrs 1802, der Mediziner, Biochemiker und Nobelpreisträger Fritz Lipmann 1899, die Balladendichterin Agnes Miegel 1879, der erste aus Ostpreußen stammende bedeutende Maler Anton Möller um 1653, der Opernkomponist Otto Nicolai 1810, der Geograph Siegfried Passarge 1866, der Komponist und Musikschriftsteller Johann Friedrich Reichardt 1752, der Klavierinterpret Alfred Reisenauer 1863, der Prediger und Mitbegründer der Freien Gemeinde Julius Rupp 1809, der Landschaftsmaler Karl Scherres 1833, der Bildhauer Rudolf Siemering 1835, Eduard von Simson, Professor, Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, Vorsitzender der Deputation, die König Friedrich Wilhelm IV. 1848 die Wahl zum „Kaiser der Deutschen" überbrachte, 1. Präsident des Reichsgerichts in Leipzig, 1820, Georg Otto Steenke, der Erbauer des Oberländischen Kanals, 1801, der Chemiker und Nobelpreisträger Otto Wallach 1847, der Dramatiker Friedrich Ludwig Zacharias Werner 1768, und viele andere. Die Kirche im Villenort Juditten gehört zu den ältesten Ostpreußens, sie war in der Ordenszeit ein berühmter Wallfahrtsort, zu dem auch Hochmeister Konrad von Jungingen gepilgert ist. In dem reich ausgestatteten Gotteshaus wurden wertvolle Wandmalereien u. a. mit dein Wappen Ulrichs von Jungingen aus dem Ende des 14. Jahrhunderts freigelegt. In Juditten wurde der Literaturreformator Johann Christoph Gottsched am 2. Februar 1700 geboren, er starb 1766 in Leipzig. -- Das im Kirchspiel Juditten unmittelbar auf dem rechten Pregelufer gelegene Holstein war 1697 vom Kurfürsten Friedrich III. als Jagdschloß Friedrichshof erbaut worden. König Friedrich Wilhelm I. schenkte es 1719 dem Herzog Friedrich Wilhelm von Holstein, der es umbauen ließ und ihm seinen Namen gab. - Das im Jahre 1327 gegründete Neuendorf hat ein Gotteshaus auf dem Steilabfall über den Pregelwiesen, es ist als Wehrkirche erbaut worden; die Kirche stand wahrscheinlich mit dem Ordenshof in Verbindung, der dem Waldmeister des ordenszeitlichen Waldamts Brandenburg als Amtssitz diente. Patenschaftsträger für die Stadt Königsberg (Pr) ist die Stadt Duisburg.
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