Erbhuldigung
der Stände gegenüber dem Großen Kurfürsten
Chronik vom 16. Oktober bis 29. Oktober 1663
Die Huldigung
16. Oktober 1663
Bereits vor dem Tage der Huldigung hatten sich die
Landeseinsassen aller Stände, jedes Amt mit seinem Hauptmann, in großer
Anzahl in Königsberg
eingefunden. Sie warteten auf den Tag der Huldigung.
Am 16. Oktober wurden die polnischen Kommissarien, Bischof Stephan Wydzga und
Vizekanzler Johannes Graf von Leszno Leszinski, mit aller Feierlichkeit
eingeholt.
Um 12 Uhr mittags ritt die Hatschirer- oder Trabantenkompagnie, 150
wohlberittene und mundierte, starke und wackere Soldaten, unter dem Kommando des
Kapitanleutnants von Wilmersdorff den Gesandten entgegen. Es folgten der
Statthalter des Herzogtums Preußen, Fürst Boguslav Radziwill, und der
Oberregimentsrat und Oberster Burggraf Albrecht von Kalnein in Begleitung vieler
Land- und Hofräte, 0ffiere und adeligen Kavalliere nebst 26 schönen, meist
vergoldeten Karossen, jede mit 6 Pferden
bespannt.
Man traf die Gesandten ein viertel Weges vor der Stadt im Dorf Spantienen.
Der Oberste Burggraf Albrecht von Kalnein begrüßte die Gesandten in
lateinischer Sprache; der Bischof antwortete ebenso. Nun nahmen der Statthalter
und der Oberste Burggraf die polnischen Gesandten zu sich in ihre Karosse und
man zog der Stadt Königsberg zu.
Nahe dem Brandenburger Tore, bei der Windmühle (7), formierte man sich und zog in
folgender Ordnung ein: ein Heerpauker und vier Trompeter, die Trabanten unter
Kapitänleutnant von Wilmersdorff danach die Karossen. Auf den Stadtwällen, der
Friedrichsburg und auch auf den Schiffen wurde unaufhörlich kanoniert. Nahe
dem Schloss, auf der Burgfreiheit, vor dem Logement des Generalwachtmeisters
Joachim Ernst von Görtzke wurde aus den dort aufgestellten Stücken dreimal
Salve geschossen.
In allen Straßen, vom Haberberg bis zum Schloss, standen die Schaulustigen,
neben den Einheimischen viele Fremde aus Danzig, Elbing und aus dem Lande. Die
unterm Gewehr stehende Bürgerschaft hatte unter ihren Fahnen in folgender
Ordnung Aufstellung genommen: das Fähnlein der Haberberger bei der Kirche, das
Fähnlein der äußersten Vorstädter unter dem Haberberge, das 2. beim St.
Georgen Hospital, das 3. in der Jahrmarktswiesengasse. Die inneren Vorstädter
hielten mit einem Fähnlein an der Zugbrücke und mit zwei Fähnlein bei dem
Gerichtshause. Die Kneiphöfer standen mit ihren 1. Fähnlein auf der Grünen-
oder Langgassenbrücke, mit dem 2. hinter dem Tor in der Kneiphöfischen
Wassergasse, mit dem 3. in der Brot- und Fleischerbankgasse und mit dem 4. auf
der Krahmerbrücke. Die Städter selbst waren mit vier Fähnlein auf dem Markt
versammelt. Die Löbenichter postierten mit einem Fähnlein in der Gasse nach
dem Münchhof, mit eines anderen vor dem Bathause und mit einem dritten am
Mühlentor. Am Mühlenberg hielt eine Kompagnie (150) Köpfe) Freiheiter unter
ihrer blauen Fahne mit Szepter und Kurhut. Vor dem Schloss hielten die
Burgfreiheiter mit ihrem Kapitän. Auf der Schloßbrücke und in der
Hauptwache stand eine Kompagnie unter dem Obristen Christoff Hildebrand von
Nettelhorst, im Schlosshof vor der Kirche hielten zwei Kompagnieen (300 Köpfe)
unter dem Obristwachtmeister Fridrich Gilgauen.
Sobald die Trabantengarde ins Schloß kam, stellte sie sich neben dem
Brunnen auf. Danach kamen die 26 Karossen, teils dem Kurfürsten, teils
den Räten gehörend, jede mit 6 Pferden bespannt. Die Gesandten saßen
in der vornehmsten kurfürstlichen Karosse, die von 6 schwarzbraunen
Pferden gezogen wurde. Vor dieser Karosse ritt der Oberst und Hofmarschall Balthasar von der Goltz, vor sich vier Trompeter. Danach folgte eine
große Menge kurfürstlicher Kavalliere, die das Gefolge der Gesandten in ihre
Mitte genommen hatten. Es folgten die beiden Karossen der Gesandten, ein Trupp
von 6 Reihen polnischer Reiter nebst etlichen Handpferden und nochmals 8
Karossen, in denen etliche Geistliche und fremde Herren saßen. 13 mit blauer
Leinwand bezogene Karossen der Begleitung der Gesandten waren schon früher
eingefahren. - Insgesamt waren es 50 Karossen.
Vor der Schloßtür standen zahlreiche Offiziere und Hauptleute. Fürst Radziwill und der
Oberste Burggraf
Albrecht von Kalnein geleiteten die Gesandten in ihre Zimmer.
Der Kurfürst lässt die Gesandten durch seinen Oberregimentsrat und Landhofmeister Johann Ernst von Wallenrodt in ihren Gemächern besuchen. Diesen
übergeben die Gesandten ihre Vollmachten.
Die Vollmachten werden schließlich im Geheimen Rat verlesen, worauf den
Gesandten eine öffentliche Audienz vor dem Kurfürsten gewährt wird. Der
Landhofmeister begibt sich daraufhin zusammen mit dem Obristen und Hofmarschall von der Goltz und einen Gefolge von Adeligen des Hofes und der
Landstände erneut in die Gemächer der Gesandten.
Da der Unterkanzler unpäßlich und bettlägerig ist, wird nur der Bischof mit
seinem Gefolge in die Audienzstube geleitet. Dort erwarten ihn der Kurfürst,
der Statthalter Fürst Radziwill, die Ober- und Regimentsräte, die
Kammerherren, viele hohe Kriegsoffiziere und viele vom Adel des Hofes und des
Landes.
Als der Bischof eintreten will, geht ihm der Kurfürst bis an die Schwelle
entgegen, reicht ihm die Hand und heißt ihn mit wenigen Worten willkommen.
Während der Audienz spricht der Bischof in lateinischer Sprache und es
antwortet ihm der Oberregimentsrat und Kanzler Johann von Kospoth ebenfalls in
lateinischer Sprache. Zum Ende bedankt sich der Kurfürst, ("macht ein
Kompliment in französischer Sprache"), für die Mühe, die die Gesandten
durch die Reise haben auf sich nehmen müssen.
Nach der Audienz begibt sich die Gesandtschaft in Begleitung des Kurfürstlichen Geheimen Rates Johann Ulrich Dobrzenski von Dobrzienitz in die
Gemächer der Gemahlin des Kurfürsten, um dieser ihre Aufwartung zu machen.
Inzwischen trifft man Anstalten, daß in Gegenwart der Kommissarien die Ober-
und Regimentsräte (Landhofmeister, Oberster Burggraf, Kanzler, Oberster
Marschall) und die beiden Obersekretäre in der Audienzstube den Erbeid vor den
Kurfürsten und den Eventualeid vor den Kommissarien schwören können.
Dies geschieht dann, nachdem die Gesandten wieder in der Audienzstube
zurückgekommen sind. Dabei verliest der Kurfürstliche Geheime Rat und Kanzler
des Fürstentums Halberstadt, Friedrich von Jena, den Text für die Huldigung
vor dem Kurfürsten. Der Text des Eventualeides wird von dem polnischen
Sekretarius und Warschauer Kanonikus Sbonski verlesen.
Dieser Tag ist zur allgemeinen Huldigung angesetzt. Früh um 6 Uhr ziehen an
den hervorragenden Plätzen der Residenz Wachen auf. Um 7 Uhr läutet man zur
Predigt. Alsbald kommen zwei Fahnen Fußvolk (300 Köpfe) und stellen sich hinter der Kirche im Zwinger auf. Der Weg zur Kirche ist
überall mit Trabanten besetzt. Um 8 Uhr begeben sich der Kurfürst und seine
Gemahlin, geführt vom preußischen Statthalter Fürst Radziwill, über den
langen Saal zur Kirche. Ihr folgen die Frau Landhofmeisterin von Wallenroth,
eine geborene von Lehwaldt, die Frau Obrist Burggräfin von Kalsein, eine
geborene von der Ölsnitz, die Frau Kanzlerin von Kospoth, eine geborene von
Marwitz, die Frau Obrist Marschallin von Kreitz und andere vornehme Frauen der
Räte, 32 an der Zahl.
Ihnen folgen neben vielen Rittmeistern, Kapitänen und anderen Offizieren,
Kammer- und Hofjunkern, Landadel und Bedienten, geführt vom Hofmarschall von der
Goltz, folgende Personen:
A :
B :
C :
D :
E :
F :
G :
H :
Die Herren Ober- und Regiments Räthe des Herzogthums Preußen
(4 Personen)
Die Churfürstl. Geheimte Räthe (7 Personen)
Ober Appelationsgerchts Räthe (9 Personen)
Preuß. Land Räthe (12 Personen)
Kammer Herren (12 Personen)
Hofgerichts Räthe (8 Personen)
Hof-, Legations- und andere Räthe (25 Personen)
Preuß. Haubtleute (31 Personen)
Geheimte und Marksche Secretarien (4 Personen)
Preusische Secretarien (2 Personen)
Darunter und neben obengenandten von
Generalen und hohen Kriegs Officierer sich befunden:
3 Gererals Personen
25 Obristen
23 Obrist Lieutenante
12 Obrist Wachmeister
Eine unübersehbare Menge Volk füllte die Kirche.
Zu Anfang wurde das Veni Sancte Spiritus gesungen. Darauf erklang eine Musik,
die der preußische Kapellmeister auf ein von Johann Rolingy gedichtetes
Epigramm komponiert hatte. Dann sprach san das Glaubensbekenntnis.
Der preußische Oberhofprediger D. Christianus Drejer predigte über die Worte: Ich will wohnen in deiner Hütte ewiglich und trauen unter deinen
Fittigen. Denn du, Gott, hörest meine Gelübde und belohnest die wohl, die
deinen Namen fürchten. Du gibst einen Könige langes Leben, daß seine Jahre
währen für und für, daß er inner sitzen bleibet für Gott. Erzeige ihm
Treue und Güte, die ihn behüten. So will ich deinen Nasen lobsingen ewiglich,
daß ich meine Gelübde bezahle täglich.
Als die Predigt beendet, das Tedeum laudamus gesungen und die Kollekte gelesen
war, begab sich der Kurfürst und sein Gefolge über den langen Gang wieder in
sein Zimmer.
Die Gesandten hatten inzwischen in der römisch katholischen Kirche "ufm
Sackheim" den Gottesdienst besucht und wurden nach ihrer Rückkehr zum
Kurfürsten geführt.
Inzwieschen hatte man vor den Schloß bei der
breiten Tür und den doppelten Treppen eine Bühne aufgebaut, die ringsrum mit
scharlachfarbenem Stoff verkleidet war. Eine Erhöhung, der Thron, war mit
karmesinrotem Samt bezogen und wurde von einem aus dem gleichen Stoff
gefertigten Himmel mit doppeltem Umhang überragt. Vor der
Bühne waren mit rotem Stoff bezogene Schranken errichtet.
Alle Gänge und Fenster des Schlosses waren mit
Frauen und fremdem Zuschauern besetzt, man hatte in den Dächern sogar
Gucklöcher geschaffen.
Die gesamten Stände stellten sich nun vor die
Bühne. Die preußischen Räthe, die Ritterschaft und der Adel, die zugehörigen
Sekretäre und Advokaten standen innerhalb der Schranken. Außerhalb der Schranken
standen der Landadel, die Räte, Gerichte, Zünfte und Gewerke der drei Städte
Königsberg, dann die Amt- und Kornschreiber, die Mühlmeister und Kämmerer,
von den Landatänden Rath, Gericht und Gemeinde, ferner Jäger, Landschöppen,
Wildnisbereiter, Cölmer, Freye, Schulzen, sowie Land- und Dorfgeschworene aus
allen Orten. Zusammen waren es viele tausend Mann.
Die Bühne wurde zu beiden Seiten "in der Niederung am Wolm oder der
Lehne" mit je 12 Trabanten besetzt.
Gegen 12 Uhr kommt der Kurfürst mit den
Gesandten, gefolgt von den preußischen Oberräthen, einigen Geheimräthen und
Kammerherren.
Der Landhofmeister von Wallenrodt trägt auf
einen karmesinroten Samtkissen den gekrönten, kostbar und zierlich mit
Edelsteinen in Gold besetzten Fürstenhut. Der Oberste Burggraf von Kalnein
trägt das Kurschwert, der Kanzler von Kospoth das goldene Zepter und der
Obermarschall von Kreitzen den silbernen Marschallstab.
Unten zur Rechten stellen sich vor die
Trabanten die Begleiter der Gesandten, die Herren Sbonski, Thomkowitz, Luthomski,
Necz und der Ermländische Landvogt Stanislawski von Seegutt. Unten zur Linken
stellen sich vor die Trabanten der Oberhofmarschall von Canstein und der Kanzler
Jenen (=von Jena), dann der Hofnarschall von der Goltz und der ältere Kalau von
Hofe. Unter den Himmel auf der Bühne stellen sich zur Linken der Landhofrneister
von Wallenrodt und der Oberste Burggraf von Kalnein, zur Rechten der Kanzler von
Kospoth und der Obernarschall von Kreitzen. Der Kurfürst und die beiden
Gesandten setzen sich auf die drei mit karmesinrotem Samt bezogenen Stühle, der
Kurfürst in die Mitte, der Bischof zur Rechten und der Unterkanzler zur Linken.
Hinter die Stühle stellen sich drei Kammerherren,
der Oberjägermeister von Oppen, der Stallmeister de Wees und der Graf von Dehnhof.
Hinter diesen stehen bei dem Eingang der Generalwachtmeister von Görtzke und
der Kapitänleutnant der Trabantengarde von Wilmersdorff.
Nun gibt der Kanzler von Kospoth dem Kammerherrn Graf von Dehnhof das Szepter und spricht in Namen des Kurfürsten zu den gesamten
Ständen in deutscher Sprache.
Er erwähnt die Wehlauer und Bromberger Verträge, erklärt,
daß die Stände
von allen früheren Pflichten gegenüber der Krone Polen entbunden und in die
alleinige Untertänigkeit unter den Kurfürsten gewiesen seien. Die Gesandten
seien geschickt, dies nochmals zu verkünden und den in den Verträgen
vereinbarten Eventualeid entgegenzunehmen. Der neue Erbeid der Stände sei der
Vollzug der Verträge. Der Kurfürst bestätige die Rechte und Gerechtigkeiten
der Stände.
Nach dieser Rede übergibt der Graf von Denhof das Szepter wieder dem
Kanzler.
Es antwortet nun im Namen der Stände der preußische Landrath und Landvogt von
Schaken Johann Dietrich von Tettau, Erbherr auf Wicken, Schönbruch und
Arnau,
ebenfalls in deutscher Sprache.
Er erwähnt die Notwendigkeit der neuen Erbhuldigung nach Erlangen der
Oberherrschaft und versichert, daß die Stände dem Kurfürsten immer in Treue
verbunden seien. Dabei erinnert er an die mehr als hundertjährige,
segensreiche Regierung des markgräflichen und kurfürstlichen Hauses
Brandenburg. Nun habe es Gott gefallen, den Kurfürsten "in seiner wohlberühmten Tapferkeit und seinem
Heldenmute" durch die
Oberhoheit über dieses Herzogtum zu erhöhen. Die Stände seien bereit, den
neuen Erbeid zu schwören, und trügen das feste Vertrauen, daß sie bei ihren
wohlhergebrachten Freiheiten und Gerechtigkeiten in geistlichen und weltlichen
Dingen geschützt würden.
Hierauf spricht der kurfürstliche Rat, Fabian Kalau von Hofe der
Ältere, den gesamten Landständen mit stark erhobener Stimme, jedermann hörbar, den neuen Eid vor, den die ganze Versammlung mit
entblößtem Haupte, hocherhobenem Arm und ausgestreckten Fingern nachspricht.
Hierauf spricht der Bischof als Kommissarius die Stände in lateinischer
Sprache an, worauf Johann Dietrich von Tettau in Namen der Stände ebenfalls
in lateinischer Sprache antwortet.
Nun tritt der Krakauer Kanonikus und königliche Sekretär Sbonski mit dein Eidbuch vor und liest den Text des Eventualeides in deutscher Sprache
vor, den die Anwesenden ebenso nachsprechen.
Der Kurfürst erhebt sich, die Gesandten gratulieren ihm, die
Trompeten und Heerpauken erschallen, auf den Turm wird mit einer weißen Fahne
das Zeichen gegeben, in allen Kirchen beginnen die Glocken zu läuten und in der
Festung sowie auf den Wällen wird aus den Stücken mehrmals Salve geschossen.
Der Kurfürst und sein Gefolge verlassen nunmehr die Bühne.
Sogleich danach wird von den Trabanten und anderen, für die
man den Stoff
preisgegeben hat, die Bühne "entkleidet, daß imr Huy nichts mehr als das blose
Holtz zu sehen".
Der kurfürstliche Rath Christian Sigmund Heydekampf reitet auf dem Schloßhof
unter das Volk und wirft goldene und silberne Münzen aus, die eigens zur
Huldigung geprägt wurden. Das gleiche tut sein Bruder Hans Albrecht Heydekampf,
indem er in den drei Städten Königsberg durch die Straßen reitet.
Vor dem Schloß, mitten auf dem Kreitzscheideweg, unfern dem Buchladen
ist ein Brunnen errichtet. Er besteht aus einer Säule mit einer blauen Kugen,
auf der ein Adler befestigt ist. Aus dem Schnabel des Adlers läuft bis gegen 4
Uhr roter und weißer Wein. Das gemeine Volk zechte gewaltig davon und war
überaus lustig.
Gegen 1 Uhr des Mittags wird zur Tafel geblasen.
Der Kurfürst, die Gesandten und ein großes Gefolge gehen durch den langen
Saal zum großen Saal, der sich über der Bibliothek und der Kirche befindet.
Der Kurfürst setzt sich an eine durch zwei Stufen erhöhte und mit einer
Schranke umgebene Tafel. Neben ihm nehmen die beiden Gesandten Platz. Ihnen
gegenüber sitzen der spanische Gesandte, der preußische Statthalter Fürst Radziwill und der Abgeordnete von
Hessen-Kassel Christof Fridrich von Dalwitz.
Die Schranken um die Tafel waren mit schönem, goldgeprägtem Leder und mit
Tapeten behangen, der Boden war prächtig ausgelegt. Trompeter, Musikanten und
Chor, alle in roten Stoff gekleidet, erhöhten durch ihre Musik die allgemeine
Fröhlichkeit. Außerhalb der Schranken standen im Saal noch 20 große,
festliche ge deckte Tafeln. Weitere Tafeln waren bei der Gemahlin des
Kurfürsten in der Tafelstube, weitere im Muskowitersaal, in den Kanzleien, den
Räumen der Kammer und des Oberhofes aufgestellt.
Die Vertreter der Stände wurden fürstlich bewirtet.
19. Oktober 1663
Das Wetter war ungünstig und deshalb mußte eines und das andere verschoben
werden. Lediglich die Gouverneure und die Kommandanten leisteten noch einen
besonderen Eid.
Zum Mittag ließ der Kurfürst die 12 Landräthe und von den Städten Königsberg
die drei Bürgermeister, ferner zwei aus jedem Rath, zwei aus jedem
Gericht und 30 Personen aus den Zünften in der großen Tafelstube bei
Trompeten- und Paukenschalle bewirten.
20. Oktober 1663
An diesen Tage wurden 2 Bären im Hetzgarten gejagt und nach allerhand
Lustigkeiten von den Jägermeistern gefangen.
21. Oktober 1663
Abends um 8 Uhr wurde zu Ehren der Gesandten in Anwesenheit von vielen
tausend
Leuten bei stetem Trompeten und Paukenschall ein Feuerwerk abgebrannt.
22. Oktober 1663
Nachdem die polnischen Gesandten den preußischen Ständen die Reversalien
übergeben hatten, die in lateinischer Sprache die Bestätigung des geleisteten
Eventualeides enthielten, reisten die Gesandten nach dem Mittagsmahl in genau
derselben Ordnung, wie sie gekommen waren, wieder ab.
Voraus ritten die Hatschierer. Es folgten 16 Karossen, der Hofmarschall von der Goltz mit einer großen Zahl Kavaliere zu
Pferde, dann
die Gesandten in einer kurfürstlichen Karosse. Bei ihnen saßen der Statthalter Fürst Radziwill und der Oberste Burggraf von Kalnein. Danach kamen die
Karossen der Gesandten und ein Trupp polnischer Reiter, dem drei Trompeter
vorausritten. Es folgten 6 Karossen mit Begleitern der Gesandten und die
restlichen blaubezogenen Wagen.
Im Schloßhof vor der Kirche hielten wiederum 2 Fähnlein Fußvolk, ein
weiteres Fähnlein stand auf der Brücke und der Hauptwache. Sobald die
Gesandten auf die Brücke kamen, wurde auf Befehl des Generalwachtmeisters von
Görtz zu kanonieren begonnen und das geschah auch sonst überall beim
Vorbeiziehen.
Vor dem Schloß stand ein Fähnlein Burgfreiheiter, beim Mühlentor eine
Kompagnie Freiheiter unter einer weißen Fahne mit zwei Herzen, Kurhut und
Szepter. Die Löbenichter standen wie beim Einzug. In der Altstadt hielten 2
Fähnlein in der Langgasse gegenüber den "Krumgruber Thor" und 2 Fähnlein in
der Holzgasse. Zwei Kompagnien Kneiphöfer standen bei der "Hönigbrücke".
Beim Vorbeiziehen der Gesandten wurden überall die Fahnen geschwenkt und Salven
wurden abgeschossen. Nicht weniger wurde aus den Stücken der Friedrichsburg
und aus den Stücken auf den Schiffen geschossen. Es war ein "Brummen und
Sausen".
29. Oktober 1663
Auf diesen Tag hatte der Kurfürst, "des Römischen Reiches Not und Gefahr
wegen" seine Abreise in die Mark Brandenburg angesetzt.
Auf dem Scbloßplatz
standen etliche Kompagnien Fußvolk, die Hatschierer oder Trabantengarde, fertig und in Bereitschaft. Alle Karossen und Wagen
waren angespannt. Die Hauptwache war wohl besetzt. Den Münlenberg hinunter
standen die Burgfreiheiter und die Löbenichter mit 9 Fähnlein.
Der Kurfürst und seine Gemahlin bestiegen um 11 Uhr die Karosse. Sie fuhren
zunächst zum Rathaus der Altstadt. Dort nahmen der Kurfürst und Ssine Gemahlin,
der Statthalter, die Ober- und Regimentsräthe und etliche Geheimräthe ein
bürgerliches Mittagsmahl ein. Dabei wurde wiederum prächtig musiziert.
Für die Altstädter war das eine große Ehre, denn noch niemals hatte ein
Kurfürst und seine Gemahlin bei ihnen gespeist.
Um 3 Uhr nachmittags nahmen der Kurfürst und seine Gemahlin Abschied. Sie
versichertem dabei den Rath, das Gericht und die aufwartenden Verwalter des
"König Artus- oder Junkerhofes" ihrer Huld.
"Der Kurfürst nebst dero Gemahlin stunden auf der Treppe ein wenig stille und
besahen die von der Altstadt und derer Vorstadt Steintham im Gewehr stehende
12 Fahnen Bürgerschaft, welche mit den zweyen Corneten junger ausgebutzter
Mannschaft nebst einer Fahne Altstadtscher Hubner, alle mit roten Röcken bekleideter Tragonern den
Markt unten und oben besetzt hielten. Indem kamen der
ganze Comitat herbei, da rufften Churf. Dhl. dem Gesamten Haufen ADIEU zu und setzten
sich mit dero Gemahlin und Hertzog Radziwills Fürstl.
Gnd. in die Karoß. Darauf respondirte die gesamte Bürgerschaft mit einem VIVAT
VIVAT und Churf. Durchl. reisete bey starkem und stetem Kanonieren fort in folgender Ordnung":
Voran marschierte die Hatschierer- oder Trabentengarde. Nach
diesen kamen die Altstädter Hübner- Dragoner in roten Röcken. Es folgten die
Kneiphofischen jungen Bürger und diesen das Altstädtische Kornet gleichfalls zu
Roß. Dann kamen etliche Karossen und etwa 20 kurfürstliche Handpferde. Es
folgten der Hofmarschall von der Golz mit einer Anzahl Kavalieren. 10 Trompeter
mit einen Heerpauker zogen der nun folgenden Karosse des Kurfürsten vorauf.
Hinter ihr marschierten die im Kneiphof gestandenen 4 Fähnlein Bürger, die
sich später vor dem Brandenburger Tor bei der Windmühle (7) aufstellten und
beim
späteren Abschied Salve schossen.
Längs des Weges bis zum Haberberger Kirchhof standen 4 Fahnen Vorstädter und
4 Fahnen der Äußersten Vorstädter und Haberberger. Vom Kirchhof bis zum Tor
standen 9 Fahnen Freiheiter. Auch sie gaben beim Vorbeifahren Salve und riefen
VIVAT VIVAT FRIDERICHE WILHELME.
Sobald die Karosse des Kurfürsten ins Tor kam, wurden wiederum von allen Wällen der Stadt und der
Friedrichsburg die Stüxke mehrmals abgefeuert. An
Tor bei der Windmühle (7) hielt die Karosse des Kurfürsten. Beide Kornets
ausgeputzter junger Bürger und Bürgersöhne ritten um die Karosse herum und
ließen dann durch den Advokaten der Städtischen Gerichte Johann Decimator,
der die Altstädter führte, Glück auf die Reise wünschen.
Der Kurfürst
versicherte ihnen nochmals seine Gunst, worauf der Kurfürst und seine Gemahlin
"in Gottes Nahmen fortreiseten zu ihrem ersten t4achtlager nach
Brandenburg".
Quellen:
Stadtplan: Handbuch der historischen Stätten Ost- und Westpreußen,
Kröner Verlag, 1966-1981, Seite 103;
Text und Bild: Erbhuldigungsakten des Herzogtums Preußen, 2. Teil
1648-1678,
Sonderschrift Nr. 45 des Vereins für Familienforschung in Ost- und
Westpreußen,
(VFFOW) Hamburg, 1983, Seite 13 - 25
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