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Gedenkstein-Aufschrift

 


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Der Gedenkstein auf dem alten Friedhof in Pfeddersheim zeigt Deutschland in den Grenzen von 1937 und mahnt, die alten Ostgebiete nicht zu vergessen. Dies ruft Kritik hervor. Foto: photoagenten/ Ben Pakalski
Der Gedenkstein auf dem alten Friedhof in Pfeddersheim zeigt Deutschland in den Grenzen von 1937 und mahnt,
die alten Ostgebiete nicht zu vergessen. Dies ruft Kritik hervor. - Foto: photoagenten / Ben Pakalski

Umstrittene Gedenkstein-Aufschrift auf Friedhof in Worms-Pfeddersheim:
Deutschland in den Grenzen von 1937
Von Ulrike Schäfer

PFEDDERSHEIM - Auf dem alten Pfeddersheimer Friedhof am Cästrich steht ein Gedenkstein, der beim Vorübergehen nicht jedem gleich ins Auge fällt. Anders Prof. Dr. med. Gunter Tempel, gebürtiger Leiselheimer, der schon seit vielen Jahren in der Nähe von München lebt, aber häufig zu Besuch in seiner Heimat ist.

Beim Gang über den heute als Park genutzten alten Friedhof nahm er den Stein genauer in den Blick und kam zu dem Ergebnis: Den kann man so nicht stehen lassen. Denn die auf dem Findling angebrachte gusseiserne Platte zeigt eine Karte von Deutschland in den Grenzen von 1937 mit einem leicht überdimensionierten Ostpreußen, umrahmt von den Sätzen: „Deutschland ist unteilbar – vergesst den Osten nicht“.

Altertumsverein

- Das Thema wurde auch an den Leiter des Instituts für Stadtgeschichte, Professor Dr. Gerold Bönnen, herangetragen und auch im erweiterten Vorstand des Altertumsvereins diskutiert.

- Einig war man sich in diesem Gremium, dass das Denkmal als historisches Zeugnis nicht entfernt werden dürfe.

- Über eine Beschilderung gingen die Meinungen auseinander. Unter anderem wurde die Position vertreten, dass es unmöglich sei, jedes Denkmal mit Erklärungen zu versehen. In keinem anderen Land der Welt komme man auf eine solche Idee.

- Schließlich aber kristallisierte sich als eindeutige Vorstandsmeinung heraus, dass in diesem Fall eine Erläuterung des zeitgeschichtlichen Zusammenhangs, die Nennung des Aufstellungsjahres und des Urhebers unbedingt notwendig seien.

„Im Warschauer Vertrag von 1970 hat die Bundesrepublik die Oder-Neiße-Linie als Grenze Polens anerkannt“, rückt Tempel die Sachlage zurecht. „Mit der deutschen Wiedervereinigung und dem Inkrafttreten völkerrechtlicher Verträge wurden die Grenzen bestätigt. Die Tafel des Denkmals suggeriert, dass Deutschland immer noch Ansprüche auf die Ostgebiete erhebt."

Bereits im vergangenen Jahr beanstandet

Dieser Meinung sind auch Gerhard und Heidi Haupt, Freunde Professor Tempels und Mitglieder der Pfeddersheimer Kulturinitiative. Sie hätten den Gedenkstein bereits im vergangenen Jahr bei einem Denkmalrundgang beanstandet, um zu verhindern, dass das Denkmal „zu einem Wallfahrtsort für irgendwelche rechten Gruppierungen“ werde, teilten sie ihm in einem Brief mit. Leider sei bis jetzt noch nichts passiert.

Um Genaueres über die Hintergründe zu erfahren, wandten sich die beiden an den Pfeddersheimer Geschichtskenner Felix Zillien und erfuhren, dass ein erstes Denkmal 1954 auf Initiative der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge auf dem Gelände der Familie Robert Hellwig, Auf dem Graben, aufgestellt und anlässlich der 1.200-Jahrfeier Pfeddersheims am 23. Mai eingeweiht worden sei. Damals stand auf der Eisenplatte, die an einem gemauerten Quader befestigt war: „Vergesst den deutschen Osten nicht!“ Auf Veranlassung des CDU-Ortsverbandes wurde er am 17. Juni 1975, dem früheren Tag der deutschen Einheit, um den Zusatz „Deutschland ist unteilbar“ ergänzt.

Hat das Denkmal auch in Zukunft seine Berechtigung?

Wie Felix Zillien wusste, wurde das Denkmal 1980 abgetragen, weil der Besitzer das Grundstück anderweitig nutzen wollte, und am 17. Juni 1986 auf Initiative der örtlichen CDU neu auf dem Vorplatz der Kirche installiert; den Findling, auf dem die Platte mit Karte und Inschrift angebracht wurde, stiftete der damalige Wormser Bürgermeister Dr. Otto Penn (SPD).

Als im Jahr 2000 zur Erinnerung an die blutige Bauernschlacht von 1525, bei der 25 Anführer auf dem Kirchplatz hingerichtet worden waren, die Friedensstele des Künstlers Horst Rettig aufgestellt wurde, beschloss man, das Denkmal der Vertriebenen auf einen anderen Standort umzusetzen. Geplant war zunächst das Gelände des Kinderspielplatzes „Offsteiner Ruh“, südlich der Bahnlinie, wo relativ viele Vertriebene und Flüchtlinge aus den Ostgebieten wohnen. Während einige der Nachkommen sich gegen diesen Standort wehrten, weil ihrer Meinung nach das Denkmal durch die Wiedervereinigung bedeutungslos geworden war, drängte der „Bund der Vertriebenen“, vor allem deren damaliger Vorsitzender Eduard Olfen, auf die Wiederaufstellung.

Wie Felix Zillien weiter berichtet, entschied man sich dann nach langer Diskussion im Ortsbeirat wie auch im Stadtrat für eine Aufstellung des Denkmals am heutigen Standort. Zillien schreibt: „Zur Begründung für die Erhaltung des Denkmals wurde vorgetragen, dass es ein unleugbares Zeitdokument der jüngeren deutschen Geschichte sei, welches aus historischen Gründen – genau wie alte Kriegerdenkmäler – auch in Zukunft seine Berechtigung habe.“

Dem setzt Dr. Tempel entgegen: „Die Erweiterung der Denkmal-Inschrift 1975 ist nicht mehr und nicht weniger als ein Statement der Christdemokraten gegen die Brandtsche Entspannungspolitik im Osten“.

Quelle:
Wormser Zeitung - Lokales - 29.12.2015,
www.wormser-zeitung.de/lokales/worms/nachrichten-worms/umstrittene-gedenkstein-aufschrift...

MP3-Audio-Datei starten - HR3 Nachrichten zum Thema: "Deutschland in den Grenzen von 1937" gesendet am 8. November 1989.

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weitere Informationen:
1973: Grundlagenvertrag mit dem Grundgesetz vereinbar?;
1989: MP3-Audio HR3 Nachrichten zum Thema: "Deutschland in den Grenzen von 1937";


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