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»Preußen
hat Zukunft!« Festveranstaltung in Berlin Am 25. Februar 1947 erließ der Alliierte Kontrollrat das berüchtigte Kontrollratsgesetz Nr. 46. Dessen Artikel 1 lautete: ,Der Staat Preußen, seine Zentralregierung und alle nachgeordneten Behörden werden hiermit aufgelöst.‘ Um diesen Willkürakt der Siegermächte eine gewisse Scheinlegitimation zu geben, wurde dem Dekret – es handelte sich um ein Dekret, nicht um ein Gesetz – die dreiste Geschichtsklitterung vorangestellt, daß Preußen von jeher Träger des Militarismus und der Reaktion gewesen sei. Auf den Tag genau heute vor 60 Jahren geschah das hier in Berlin.“ Mit diesen einleitenden Worten hatte der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Wilhelm v. Gottberg, den Anlaß umrissen, aus welchem die LO für den 25. Februar 2007 nach Berlin zu einem Festakt geladen hatte, um dann fortzufahren: „Die Landsmannschaft Ostpreußen hat sich immer neben ihren politischen, sozialen und kulturellen Aufgaben als Geschädigten-Verband auch als nationales Gewissen unseres Vaterlandes verstanden. In ähnlichen Veranstaltungen wie der heutigen haben wir vor sechs Jahren auf dem 300. Jahrestag der Krönung des ersten preußischen Königs und vor drei Jahren an den 200. Todestag Kants erinnert. Heute geht es uns aus genanntem Anlaß um die Bewußtmachung des preußischen Anteils an der deutschen Geschichte und um die Feststellung, daß die erfolgreiche Bewältigung der Zukunft unseres Gemeinwesens ohne Preußen – Preußen im weitesten Sinne – nicht gelingen wird. Preußen als europäische Vormacht ist Geschichte. Preußen als Teil des deutschen Föderalismus zum Beispiel als Bundesland Brandenburg-Preußen, ist das undenkbar? Geschichte ist nach vorne immer offen. Verehrte Damen, meine Herren, ich begrüße Sie namens des Bundesvorstandes der LO zu unserer Veranstaltung ,Preußen hat Zukunft‘. Sie alle sind uns herzlich willkommen. Wir freuen uns, daß unsere Einladung beachtlich Zuspruch fand, was wir allerdings auch erwartet hatten.“ Rund 400 Gäste faßte der Festsaal. Der Reigen reichte vom Präsidenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Reinhard Führer, über den Bundesvorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung von CDU und CSU, Helmut Sauer, bis zum ehemaligen Präsidenten des Landtages von Brandenburg Herbert Knoblich. Gerne hätte die Landsmannschaft als Gastgeber wie weiland bei der Veranstaltung zum 200. Todestag des Königsberger Philosophen Immanuel Kant den Französischen Dom als Veranstaltungsort gewählt, doch es sollte nicht sein. Es lag bereits eine Einladung des Hausherren vor, doch wurde diese später mit der Begründung zurückgenommen, daß die Landeskirche die Verbindung zwischen Preußen und dem Dom nicht wolle. Unterzeichnet war die Absage vom ehemaligen Chef- redakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“ Robert Leicht. Dabei verdankt der Französische Dom seine Existenz preußischer Toleranz. So fand die Veranstaltung im Hotel Hilton statt. Nach der Begrüßung durch den Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Wilhelm v. Gottberg, stellte Prof. Dr. Wolfgang Stribrny dem alliierten Zerrbild Preußens die Wirklichkeit gegenüber, zu der auch die einmalige für Preußen so typische und wichtige Staatsidee gehört. Danach ging es weiter mit dem zweiten Festvortrag von Prof. Dr. Harald Seubert, der sich mit seinem Referat „Rationalität – Toleranz – Maß: Preußens geistiges Erbe“ der Frage nach der Geschichte, Gegenwart und Zukunft Preußens von einer eher philosophischen Seite näherte und die Bedeutung Preußens für die Philosophie herausstellte. Nach diesen beiden interessanten Festvorträgen fand Wilhelm v. Gottberg große Zustimmung, als er ankündigte, daß die Landsmannschaft zukünftig häufiger derartige Veranstaltungen durchführen wolle. In seinem abschließenden Rückblick auf die Veranstaltung machte der Sprecher noch einmal sehr deutlich, welche Bedeutung Preußen für die gesamte deutsche Nation hat, und wie wichtig es ist, ungeachtet aller Tabus hieran immer wieder zu erinnern: „Heute wurde sehr ausführlich die eine Wurzel der deutschen Identität beleuchtet. Es ist die nordostdeutsche, preußisch-protestantische Wurzel. Daneben steht die süddeutsch-rheinische katholische Wurzel. Die Deutschen haben allen Grund, auf die preußische Geschichte stolz zu sein. Leider wird und wurde die preußische Geschichte nach dem Kriege bis heute in weiten Teilen tabuisiert. Das Aufbrechen von Tabus ist auch ein Ziel von Veranstaltungen der Landsmannschaft Ostpreußen wie der heutigen. Es ist nicht bekannt, daß die Auslöschung Preußens ein Kriegsziel der Westalliierten war. So äußerte Präsident Roosevelt am 17. September 1943 vor dem amerikanischen Repräsentantenhaus: ,Wenn Hitler und die Nazis verschwinden, muß sogleich die kriegslüsterne preußische Bande in Deutschland ausgerottet werden.‘ Anders als nach dem Ersten Weltkrieg als die Sieger dem Unterlegenen Gegner zwar größere Demütigungen, unbezahlbare Reparationen und territoriale Verluste zumuteten, sollte nach dem Zweiten Weltkrieg ein wiedererstarkten Mitteleuropas gänzlich verhindert werden. Und dazu gehörte, daß man Preußen im Nachhinein verteufelte. Man versprach sich davon eine Zerstörung der für alle Deutschen aus der preußischen Entwicklung gewonnenen Traditionen. Diese Zielsetzung hat sich erfüllt. Es wird in Deutschland wieder besser werden, wenn wir an die preußische Tradition anknüpfen und preußische Werte ihren vormaligen Stellenwert wiederbekommen. Wir müssen zurück zu unseren Wurzeln. Im Schwimmen gegen den Strom kommen wir zur Quelle.“ Die beiden Festvorträge von Prof. Dr. Wofgang Stribrny und Prof. Dr. Harald Seubert sind in Auszügen auf den beiden folgenden Seiten abgedruckt. Die vollständigen Fassungen sollen als Broschüre erscheinen und können zur gegebenen Zeit bei der Landsmannschaft Ostpreußen bestellt werden. Der 60. Jahrestag der offiziellen Auflösung des Staates Preußen durch die Alliierten war also nur Anlaß, nicht aber der tiefere Grund, daß man in Berlin zuammenkam, um sich Preußen und seine Bedeutung vor Augen zu führen. Daß der Beschluß des Alliierten Kontrollrates vor 60 Jahren nämlich nur ein formaler Akt war, darüber herrscht Konsens – über die Frage, wann er de facto endete, hingegen nicht. Monarchistisch Gesinnte neigen dazu, das Ende des preußischen Staates am Ende der Hohenzollernherrschaft im Jahre 1918 festzumachen. Das scheint zu brandenburgzentrisch gedacht. Dafür scheinen zu viele Wurzeln der preußischen Ideale in den – nicht-monarchischen – Staat der Deutschen Ordensritter zu reichen. Doch muß man nicht Anhänger der Monarchie sein, um das Ende des preußischen Staates am Ende des König- und des Kaiserreiches festzumachen, denn mit der Novemberrevolution verlor Preußen nicht nur seinen Monarchen, sondern auch seine durch die Verfassung verbriefte herausgehobene Rolle im Reich. Preußen stellte nicht mehr automatisch das Staatsoberhaupt des Reiches – und sein Schild zierte auch nicht mehr die Brust des Reichsadlers. Zumindest verfassungsrechtlich war es im Deutschen Reich nun Gleicher unter Gleichen. Für viele eher linksgerichtete Beobachter endet der preußische Staat 1918 jedoch trotzdem nicht, sondern vielmehr fängt in ihren Augen die beste Phase der preußischen Geschichte jetzt erst an – die Ära des sogenannten roten Preußen. Vom „roten“ Preußen spricht man, weil nach der Umwandlung des Königreiches in einen Freistaat in Preußen fast ausnahmslos die Weimarer Koalition mit Sozialdemokraten als Regierungschefs regierte. 1944/45 erfolgte die Eroberung und Besetzung durch die Alliierten. Erstmals seit dem Vierten Koalitionskrieg in der napoleonischen Zeit war Preußen erobert und besetzt. Wie die Alliierten hatte auch schon Napoleon Preußen auflösen wollen. Damals hatte allerdings Rußland dieses verhindert. Eine solche Großmacht, die sich für Preußen stark machte, fehlte jedoch jetzt. Schon vor der offiziellen Auflösung Preußens, also der Erlegung des Bären, wurde sein Fell verteilt. Die Sowjetunion teilte den Osten Preußens zwischen sich und Polen auf, und die Westalliierten gründeten auf dem Boden des westlichen Teils Preußens neue Länder. Stalin machte jedoch etwas, daß noch nicht einmal Napoleon in Erwägung gezogen hatte. Er vertrieb das Staatsvolk vom territorialen Kern und Namensgeber Preußens. Die beiden Festvorträge von Prof. Dr. Wofgang Stribrny und Prof. Dr. Harald Seubert sind in Auszügen auf den beiden folgenden Seiten abgedruckt. Die vollständigen Fassungen sollen als Broschüre erscheinen und können zur gegebenen Zeit bei der Landsmannschaft Ostpreußen bestellt werden. Monarchistisch Gesinnte mögen nun dazu neigen, das Ende des preußischen Staates am Ende des Königreiches Preußen und des Kaiserreiches festzumachen. Für viele eher linksgerichtete Beobachter hingegen fängt 1918 die beste Phase der preußischen Geschichte jetzt erst an – die Ära des sogenannten roten Preußen. Vom „roten“ Preußen spricht man, weil nach der Umwandlung des Königreiches in einen Freistaat in Preußen fast ausnahmslos die Weimarer Koalition mit Sozialdemokraten als Regierungschefs regierte. Das „rote Preußen“ endete mit dem sogenannten Preußenschlag, als per Reichsexekution der sozialdemokratische Ministerpräsident Otto Braun vom Deutschen Reich durch den nichtsozialdemokratischen Reichskommissar Franz von Papen ersetzt wurde. Vor allem Anhänger und Freunde des „roten Preußen“ vertreten gerne die Ansicht, daß der ihnen verhaßte „Preußenschlag“ mit dem „roten Preußen“ auch gleich Preußen beendet habe. Wie die Novemberrevolution von 1918 brachte auch die „nationale Revolution“ von 1933 eine Stärkung der Zentralgewalt im Deutschen Reich auf Kosten der Bundesstaaten beziehungsweise Reichsländer. Und so bietet denn die NS-Zeit diverse Daten, an denen man einen Verlust an Staatlichkeit festmachen kann. Genannt sei hier das Gesetz über den Neuaufbau des Reiches von 1934 oder das Reichsstatthaltergesetz von 1935. Ganz anders wird hinsichtlich des 20. Juli 1944 argumentiert. Vor allem im eher konservativen Lager wird Preußens Ende gerne an der blutigen Rache des NS-Regimes nach dem mißglückten Hitler-Attentat festgemacht, dem in überdurchschnittlichem Maße Angehörige der traditionellen preußischen Oberschicht angehörten. Immerhin waren laut dem Internet-Lexikon „Wikipedia“ von insgesamt 200 später wegen der Erhebung Hingerichteten einer Generalfeldmarschall, 19 Generäle, 26 Obersten, zwei Botschafter, sieben weitere Diplomaten, einer Minister, drei Staatssekretäre, einer der Chef der Reichskriminalpolizei sowie mehrere Oberpräsidenten, Polizeipräsidenten und Regierungspräsidenten. Mehr als zwei Drittel derjenigen, die am 20. Juli 1944 in der einen oder anderen Form mitwirkten, sind einer Schätzung Gerd Heinrichs zufolge dem preußischen Milieu im Reich zuzurechnen.
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