|
|
Georg Thomalla wurde am 14. Februar 1915 als Sohn eines Justizbeamten in Kattowitz (Oberschlesien) geboren. Nach der Schule absolvierte er zunächst eine Lehre als Koch und machte seine Gesellenprüfung. 1932 vermittelte ihm sein Bruder in Hamburg eine Rolle in der Operette "Land des Lächelns". Über Wanderbühnen spielte er sich dann bis an die Berliner Boulevardtheater hoch, machte sich unter anderem an der "Komödie" und dem "Theater am Kurfürstendamm" einen Namen als brillanter Charakterkomiker. Zwischen 1948 und 1956 war er außerdem Mitglied des "Kabaretts der Komiker"1). 1939 wurde er dann von der Ufa für den Film entdeckt; er begann zunächst mit kleinen Rollen, wo er zunächst in NS-Propagandastreifen wie "Stukas"1) (1941) schneidige Unteroffiziere verkörperte. Dann aber machte er 1942 als legeres Mitglied einer Musikerband in dem Käutner-Film "Wir machen Musik"1) erstmals im größeren Ausmaß auf sein komödiantisches Talent aufmerksam. Im bundesdeutschen Nachkriegsfilm avancierte Thomalla zum vielbeschäftigten Darsteller, konnte in zahllosen heiteren Unterhaltungsproduktionen sein Spieltemperament voll zur Geltung bringen und machte eine ungeahnte Karriere als Leinwanddarsteller – unvergessen beispielsweise sein arbeitsloser Musiker Peter, der als Frau verkleidet in "Fanfaren der Liebe"1) (1951) in einer Damenkapelle mitspielt. Thomallas auch in turbulenten Klamaukszenen stets reservierte Komik zeichnete sich wechselnd in Hauptrollen – wie 1953 als junger Ministerialbeamter Paul Norman in der Benatzky-Verfilmung "Bezauberndes Fräulein"1) – und kleineren, profilierten Nebenparts aus. Er trat 1957 die Nachfolge von Hermann Thimig als gehemmter, erfolgloser Varietékünstler in "Viktor und Viktoria"1) – die Erstverfilmung hatte Reinhold Schünzel 1933 inszeniert – an und gestaltete 1958 in "Die Sklavenkarawane"1) oder "Der Löwe von Babylon"1) (1959), frühen Vorläufern der bundesdeutschen Karl-May-Filmwelle, einen in seiner naiven Schläue sehr komischen Hadschi Halef Omar. Während Thomalla in anspruchsvollen Aufgaben wie seinem treu ergebenen Buchhalter Vittgers in "Bei Pichler stimmt die Kasse nicht" (1961) seine Begabung für tragikomisches Spielmaterial nur selten beweisen konnte, entwickelte er sich in zahllosen Lustspielen zum Aushängeschild des deutschen Unterhaltungsfilms der 1950er Jahre. Im darauffolgenden Jahrzehnt blieb er durch seine Mitwirkung in den "Lümmel"-und anderen Lustspiel-Wellen äußerst populär, ehe er zum Fernsehen abwanderte und sich mit Personality-Shows in den 1970er und 1980er Jahren behauptete. 1988 erschienen seine Memoiren "In aller Herzlichkeit". Thomalla, einer der originellsten und beliebtesten Charakterkomiker des deutschen Films nach 1945, überzeugte sowohl im Grotesken durch körperliche Agilität als auch durch seine sprachliche Virtuosität, mit der er gleichermaßen Pointen trocken zu setzen, Schnoddrigkeit sympathisch und natürlich zu vermitteln und Gefühlvolles unsentimental auszudrücken vermochte. Auch als Bühnendarsteller und Kabarettist war er erfolgreich und als Synchronsprecher lieh er unter anderem Danny Kaye2) (1913 – 1987) und Jack Lemmon2) (1925 – 2001) seine Stimme. Als Thomalla 1999 verstarb, ging mit ihm "die" deutsche Stimme von Jack Lemmon. Thomalla hatte Lemmon seit 1957 synchronisiert und war mit ihm eine in der Synchronbranche beispiellose und einzigartige Verbindung eingegangen – Thomalla war Lemmons perfekter Gegenpart gewesen. Als Theaterschauspieler feierte ebenfalls Thomalla große Erfolge: Anfang der 1970er Jahre beispielsweise stand er in verschiedenen deutschen Städten mehr als 900 Mal in Curt Flatows Boulevardstück "Der Mann, der sich nicht traut" auf der Bühne. Unvergessen bleiben auch seine Rollen in den Flatow-Stücken "Die Durchreise" und "Das Geld liegt auf der Bank". Seit 1957 verheiratet mit der Hoteliers-Tochter Margit Mayrl und Vater von zwei Söhnen, lebte der Schauspieler Jahrzehnte im österreichischen Bad Gastein, seine letzten Lebensjahre verbrachte Thomalla überdies in München-Schwabing am Hohenzollernplatz sowie im spanischen Javea zwischen Alicante und Valencia. Thomalla brauchte privat die Ruhe. Häufige Erwähnung finden in Artikeln über ihn seine Vorliebe für Meditationen (Yoga) und sein Hobby, das Sammeln von Ikonen.3) Am 25. August 1999 starb der beliebte Künstler im Alter von 84 Jahren an Herzversagen in einem Krankenhaus im oberbayerischen Starnberg. Er hatte sich im Februar bei einem Sturz in seiner Münchner Wohnung das Hüftgelenk gebrochen und musste daraufhin mehrmals operiert werden, darunter auch an der Gallenblase. Sein Gesundheitszustand hatte sich durch eine Lungenentzündung noch verschlechtert, an deren Folgen er verstarb.4) Seine letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof von Bad Gastein → Foto der Grabstätte bei knerger.de. Georg Thomalla 02; Copyright Virginia Shue Thomalla mimte gern den Verwirrten, dabei "feuert er seine Lachsalven nicht allein auf andere ab. Nur allzu gern haut er sich selbst in die Pfanne, verhaspelt er sich im Netz eigener Unzulänglichkeiten" urteilte die Kritik. Ein Markenzeichen des Schauspielers war seine Schussligkeit, gepaart mit virtuoser Komik, blitzschneller Improvisationsgabe und einem rasantem Sprechtempo. Er galt in Deutschland lange Zeit als "ungekrönter Klamottenkönig", international jedoch als renommierter Kabarettstar und Charakterkomiker. Thomalla konnte auf zahlreiche Auszeichnungen
stolz sein, so erhielt er 1971 den Publikumspreis "Goldener Bildschirm"1) der
TV-Zeitschrift Zeitschrift "Hören und Sehen", 1976 folgte der "Goldene
Vorhang"1) des Berliner Theaterclubs e. V., mit dem der Künstler erneut 1983
geehrt wurde. 1977 verlieh ihm die nordrhein-westfälische Landesregierung den
"Oberschlesischen Kulturpreis", 1984 würdigte man seine Leistungen "für
langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" mit dem "Filmband in
Gold"1). Ein Jahr später konnte er das "Verdienstkreuz 1. Klasse des
Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" entgegennehmen. Filmografie - Kinofilme
|