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Der Pommer

 


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Gedenkschrift - 70 Jahre LO-NRW

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Der Pommer
von Bruno Kabe

Auf der Burg des Grafen Luchtenhagen ging es hoch her. Die Ritter aus der Nachbarschaft waren herbeigekommen, die glückliche Geburt des ersten Enkels des  Burgherren zu feiern. Das Schmausen und Trinken wollte kein Ende nehmen. Je länger die Maenner die Humpen schwangen, umso eifriger und lauter wurde das Gespräch an der Tafel. Weil aber die Zeit unsicher und kriegerisch war, ging die Rede schließlich nur noch von Waffen und Kriegsleuten und deren Taten.

Nun hatte aber einer der Gäste in seinem Gefolge Maenner aus allen Gauen  Deutschlands, darunter war auch ein Pommer, den er besonders ruehmte. Die  versammelten Herren begehrten den Mann zu sehen. Als der Ritter ihn holen lassen wollte, rief der Gastgeber in fröhlicher Weinlaune: "Wenn es ein richtiger  Pommer ist, will ich ihn leicht unter den anderen Mannen herausfinden!"

"Es ist ein bescheidener Mann", sagte der Ritter, "und ich glaube kaum, dass Ihr ihn unter meinen fuenf Gefolgsleuten, die alle groß und stark sind,  herausfinden werdet!"-" Und dennoch will ich ihn erkennen" rief der Graf und  knallte einen vollen Lederbeutel auf den Eichentisch. "Diesen Beutel voll Dukaten setz' ich ein!" -"Die Wette gilt!" antwortete der Ritter und legte seinen Beutel daneben: "Doch Ihr duerft weder an ihn noch an einen anderen eine Frage stellen!"
Der Graf war einverstanden. Die Gefolgsmaenner des Ritters wurden durch einen Knappen herbeigerufen. Alle fuenf waren grosse, kraeftige Gestalten, und mancher der Gaeste sprach ein Wort bewundernder Anerkennung.
Graf Luchtenhagen fuehrte die ganze Gesellschaft zum Rundturm an der Ecke des Saales. Hier waren schmale Fenster in den dicken Mauern, die sich wohl zur Verteidigung der Burg eigneten,nicht aber zum Hinauslehnen. Nur das mittellste schien gerade so breit, dass ein Mann seinen Kopf hindurchstecken konnte.Nun liess der Graf die fuenf Maenner des Ritters an das mittlere Fenster treten und befahl ihnen, hinauszuschauen und zu melden,ob sie im Burgraben etwas Besonderes entdeckten. Die Maenner taten, wie ihnen geheissen. Drei hatten schon mit einiger Muehe den Kopf durch das Fenster gezwaengt und sich draussen umgeschaut, konnten aber nichts melden. Nun trat aber der vierte hinzu,und dem Ritter wurde schon bang um seinen Geldbeutel.Der vierte aber kam mit seinem Schaedel nicht durch das enge Fenster, so sehr er sich auch muehte.
Da lachte der Graf und rief:" Ich habe die Wette gewonnen! Der hat den dicksten Schaedel; der ist der Pommer!"
Nun lachten auch die Gaeste des Grafen ueber dessen Einfall; der Ritter aber sagte zum fuenften seiner Maenner: "Jetzt, Pommer, schaue du hinaus!"
Da verstummten die anderen. Der richtige Pommer trat ans Fenster und versuchte hinauszusehen.Aber,o weh! sein Schaedel war viel zu dick und passte nicht in die Oeffnung. Weil er aber nun hinaussehen w o l l t e , und ein Pommer das auch tut, was er will, zog er den Kopf in die Schultern und stiess ihn dann mit Macht in die Oeffnung, dass die Steine nachgaben und nach draussen fielen. Dann guckte er sich draussen um, wandte sich nach innen und, den Kalk von seiner Stirn wischend, sagte er treuherzig: "Was anners as de Suenn am Hewen, as Wisch un Busch, Duwen un Kreien kann ick ok nich seihn!" *
Dem Grafen aber und seinen Gästen blieb vor Staunen der Mund offen stehen, und sie schlossen ihn erst ganz, als sie sich mit einem Schluck Wein gestärkt hatten. Der Ritter steckte lachend den Beutel voller Dukaten ein und schickte seinem Pommern eine große Kanne voll Wein in die Stube der Gefolgsleute.
Das Fenster aber hat der Graf Luchtenhagen noch lange seinen Gästen gezeigt und ihnen die Geschichte von dem pommerschen Dickschädel erzählt.
 

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