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Gedanken zur Zeit:
Die
Bahn spricht (wieder) Deutsch
Wunder gibt es immer wieder. „Warszawa“
heißt wieder Warschau, „Praha“ wieder Prag. Die Deutsche Bahn besinnt sich
wieder auf eine verständliche deutsche Sprache. Die Deutsche Bahn besinnt sich
wieder auf eine verständliche deutsche Sprache. (Damit Sie nicht wieder
zurückgehen müssen, weil Sie sich verwundern und glauben, den Satz zweimal lesen
zu müssen, habe ich ihn für Sie freundlicherweise gleich noch einmal
hingeschrieben. Ich hoffe, Sie erreichen damit nicht verspätet Ihr Leseziel.)
Daß sich die Bahn um verständliches Deutsch bemühe, sei jedenfalls der neuesten
Ausgabe der Mitarbeiterzeitschrift DB Welt
zu entnehmen, berichtete dpa am 4. Juni. Eine neue Richtlinie zielt auf eine
klarere Ansprache der Kunden. Zunächst soll sie an 4.000 größeren Bahnhöfen
gelten. Es wäre zu schön, um wahr zu sein. Keinen „Service Point“ mehr, sondern
eine Auskunft, keinen „Counter“ mehr, sondern einen Schalter, keine „Tickets“
mehr, sondern Fahrkarten, keinen „Codeshare Service“ mehr sondern, naja, keine
Ahnung, was das bedeuten soll.
Das ist eben „Bahndeutsch“.
Aber halt, genug geträumt, so weit sind wir noch nicht. Es geht vorerst nur um
die Lautsprecherdurchsagen. Das ist immerhin ein erster Schritt. Die Durchsagen
sind ein nicht wegzudenkender Bestandteil im Leben eines Bahnreisenden. Sie
bieten oftmals den einzigen Zeitvertreib auf dem Bahnsteig. Und der Denkansatz
ist gut: Wenn die Züge schon nicht pünktlich kommen, soll man sich wenigstens
nicht mehr zusätzlich über das Dummdeutsch der Durchsagen ärgern müssen.
„Wir bitten um
Entschuldigung“
Also keine Züge mehr, die „in
der Ankunft später eintreffen“, sondern die später ankommen. Die Nichtbegründung
„Verzögerungen im Betriebsablauf“ für Verspätungen soll weitgehend entfallen.
Statt „Wir bitten um Ihr Verständnis“ soll es nun ganz höflich heißen: „Wir
bitten um Entschuldigung“.
Ob es allerdings verständlicher ist, wenn in Zukunft von „RE“ statt von
Regionalexpreß die Rede ist, darf bezweifelt werden. Und solange der „Service
Point“ nicht ausgedient hat, können wir nicht zufrieden sein. Englische
Beschriftungen sollten wenigstens so gewählt sein, daß sie von
Englischsprachigen verstanden werden.
Und man munkelt, daß es noch
eine zahlenmäßig bedeutende Zielgruppe geben soll, die die Deutsche Bahn bisher
übersehen hat: Bahnreisende, die am liebsten Deutsch sprechen. Also ganz schnell
auf die Schilder auch die deutsche Bezeichnung malen!
P.S.
Diese Kolumne endet hier. Sie entstand ohne die Unterstützung der Deutschen
Bahn.
Der Beitrag ist keine verdeckte Öffentlichkeitsarbeit. Ende der Durchsage.
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