Pawel Machcewicz bei der Grundsteinlegung des Museums im September 2012 in Danzig.
Polens Weltkriegsmuseum verliert seinen Gründungsdirektor Pawel Machcewicz.
Vor allem der Zeitpunkt ist überraschend. von Gerhard Gnauck, Warschau
Zu Beginn dieser Woche
wurde Pawel Machcewicz, der Gründungsdirektor des
Museums des
Zweiten Weltkriegs in Danzig, mit stehenden Ovationen gefeiert, als er die
fast fertige Dauerausstellung präsentierte. Einen Tag später erfuhr der
Historiker, dass er zum 1. Februar, pünktlich zur geplanten Eröffnung des
Hauses, nach acht Jahren Vorarbeit seinen Posten räumen muss. Die von ihm
konzipierte Schau will ausdrücklich den gesamten Weltkrieg zeigen, den
Kontext, und so mit der Erinnerung anderer Nationen in einen Dialog eintreten.
„Wir wollen zeigen, wie sich der Krieg in unserem Teil Europas von jenem in
Westeuropa unterschied, warum wir noch immer im Schatten des Krieges leben,
warum er unsere Identität und unsere Beziehungen zu den Nachbarn geformt hat“,
sagte Machcewicz über sein Konzept.
Das war der nationalkonservativen Regierung in Warschau aber nicht
„national“ genug. Sie sieht in dem für umgerechnet etwa hundert Millionen Euro
errichteten Neubau, eine der größten Kulturinvestitionen in Polen seit 1989,
ein Prestigeobjekt der liberalen Vorgängerregierung unter dem aus
Danzig
stammenden
Donald Tusk, dem heutigen EU-Ratspräsidenten. „Tusk hat völlig den
Historikern vertraut, er hat nie inhaltlich eingegriffen“, jetzt Machcewicz.
Das könnte jetzt anders werden.
Er wird sich an die neue Rechtslage halten
So hat Kulturminister Piotr Glinski beschlossen, das Haus mit der im
Vergleich damit winzigen Gedenkstätte auf der
Westerplatte, jenem Ort in
Danzig, an dem polnische Soldaten am längsten Widerstand leisteten, zu
„vereinigen“ und auf diese Weise den Gründungsdirektor des Museums
loszuwerden. Ein Warschauer Gericht erließ zunächst eine Verfügung gegen diese
Vereinigung. Jetzt hat allerdings das Oberste Verwaltungsgericht Polens die
Verfügung aufgehoben und den Fall an die erste Instanz zurückverwiesen. Damit
kann die Zwangsvereinigung zum 1. Februar zunächst vollzogen werden, ehe
irgendwann noch zur Sache selbst geurteilt wird.
Das Kulturministerium begrüßte die dadurch
mögliche „Kostenoptimierung“. Machcewicz sagte, er werde sich an die neue
Rechtslage halten. „Was weiter geschieht, wissen wir nicht. Ich hoffe, dass
die Ausstellung nicht verändert wird und das Museum in einer Woche seine Tore
öffnen kann.“ Die Schau zeigt Erinnerungsstücke vom Kampfpanzer über
Familienandenken bis zur Schiffsglocke der mit Flüchtlingen untergegangenen
„Wilhelm Gustloff“. An diesem Wochenende wird es einen ersten Tag der offenen
Tür geben.
In Danzig findet heute eine beinahe
geheime Museumseröffnung statt. Das Museum des Zweiten Weltkriegs ist für einen
Tag ausschließlich geladenen Journalisten und Historikern aus aller Welt
zugänglich.
"Polnische Wahrheit" Die Ausrichtung des Danziger Weltkriegs-Museums
Streit in Danzig: Schon vor der offiziellen Eröffnung droht dem Danziger
Weltkriegs-Museum das Aus. Die Museumsmacher wollen eine internationalen Blick
auf den Zweiten Weltkrieg werfen, die PiS Regierung nur die "polnische Wahrheit"
zeigen.
Diese Netzseite ist optimiert für
1024x768 oder höher und 24 Bit Farbtiefe sowie MS-Internet Explorer 11.x oder höher.
Netscape ab 7.x oder andere Browser mit Einschränkungen verwendbar. - Soundkarte
für Tonwiedergabe erforderlich.