Ja zum Doku-Zentrum Eine Erinnerungsstätte für das Schicksal der Vertriebenen von Holger Mehlig
Das umstrittene Dokumentationszentrum, das in der
Hauptstadt an das Schicksal deutscher Vertriebener erinnern soll, wird realisiert.
Das hat das Bundeskabinett gestern beschlossen.
Über sechs Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs
kann in Deutschland das heftig umstrittene Dokumentationszentrum über Flucht und
Vertreibung aufgebaut werden. Das Bundeskabinett beschloss gestern eine entsprechende
Vorlage von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) zur Errichtung eines "sichtbaren
Zeichens" in Berlin. In der Dauerausstellung soll vor allem über die rund 14 Millionen
deutschen Vertriebenen, aber auch über das Schicksal von Flüchtlingen anderer Nationen
informiert werden. Die Bundesregierung schätzt die Sanierungskosten für das
Deutschlandhaus
unweit des Potsdamer Platzes, in dem die Ausstellung präsentiert werden soll, auf
29 Millionen Euro. Der Betrieb soll jährlich 2,4 Millionen Euro kosten. Experten
rechnen damit, dass die Ausstellung nicht vor 2013 eröffnet werden kann. Die Federführung
für die Ausstellungskonzeption wurde dem Deutschen Historischen Museum Berlin übertragen.
Regierungssprecher Thomas Steg machte deutlich, dass die Bundesregierung eine Zusammenarbeit
mit den osteuropäischen Nachbarländern anstrebt. Im Herbst solle es eine internationale
Konferenz zum Thema Flucht und Vertreibung in Berlin geben, kündigte er an. In das
Aufsicht führende Gremium der unselbstständigen Stiftung des Zentrums sollen Vertreter
der Bundesregierung, des Bundestags, der Vertriebenen und gesellschaftlich relevanter
Gruppen berufen werden. Ob die vor allem in Polen umstrittene Präsidentin des Bundes
der Vertriebenen (BdV), Erika Steinbach, in dem Gremium sitzen werde, ließ Steg
offen. Steinbach reagierte positiv auf den Kabinettsbeschluss: "Damit wird ein bislang
weißer Fleck in der Gedenkstättenlandschaft der deutschen Hauptstadt endlich bearbeitet",
erklärte die CDU-Politikerin. Wenn das Vorhaben gelinge, "dann werden die deutschen
Heimatvertriebenen sich hier angekommen und angenommen fühlen können". Sie kündigte
an, die Stiftung "Zentrum gegen Vertreibungen" werde auch eigene Dokumentationen
auf den Weg bringen. Steg sagte, als Vorlage für die Dauerausstellung im Dokumentationszentrum
solle "die hochgelobte Ausstellung" zu diesem Thema vom Haus der Geschichte in Bonn
dienen. Lob kam auch von der SPD. Die stellvertretende SPD-Fraktionschefin Angelica
Schwall-Düren sagte, in der Konzeption würden klar die nationalsozialistischen Verbrechen
als Ursache für die Vertreibung benannt. Dagegen kritisierten die Linken das Zentrum
als unnötig. Die Deutschen würden als Opfer dargestellt. Die Grünen forderten, das
Parlament beim Thema Vertreibung künftig stärker einzubinden.
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