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Zeitzeugenkommentar zum Film "Die Flucht" Vorbemerkung: Unsere Flucht begann am 21. Januar 1945 in Theerwisch, Krs. Ortelsburg und endete am 15. März 1945 in dem kleinen Dorf Bärenwalde in Pommern. Dort hat uns der Russe überrollt. Zu Fuß kehrten wir im Juni 1945 nach Masuren zurück. Da unser Hof von Polen besetzt war, wohnten wir bei den Großeltern mütterlicher Seite in Freythen bei Passenheim. Kommentar zum Film Sicherlich ist an dem Film viel auszusetzen. Trotzdem bringt er Millionen Deutschen, die keine oder nur schemenhafte Kenntnis von Flucht und Vertreibung haben, diesen Teil deutscher Geschichte in Erinnerung. und das finde ich gut. Das furchtbare Geschehen auf dem Eis des frischen Haffes ist relativ gut dargestellt worden, auch wenn es im Film so aussieht, als wäre nur dieser eine Treck unterwegs. In Wirklichkeit zogen wenigstens 5 endlose Trecks (von Braunsberg über Heiligenbeil bis zum Königsberger Gebiet herkommend) in großen Marschkolonnen zunächst in Richtung Frische Nehrung, dann parallel zueinander entlang der Nehrung in Richtung Westen, um sich schließlich kurz vor Bodenwinkel zu einem Treck zusammenzuballen. Meine Familie, Großvater, Mutter mit 3 Kindern (ich war damals 11 1/2 Jahre alt) und unser polnischer Landarbeiter, wir fuhren mit 2 Pferdegespannen über das Eis. Am 12. Februar 1945, gegen 18 Uhr, gelangten wir in dem Fischerdörfchen Alt-Passage bei Braunsberg auf das Eis. Die Treckkolonne hielt zunächst auf die Nehrung zu, konnte dort aber nicht an Land gehen, da das Eis vor der Nehrung absichtlich von den Russen zerschossen und zerbombt war. So erging es auch den Trecks, die aus den Gebieten nordöstlich von Braunsberg auf das Eis gelangten. Unter zeitweise starkem Artilleriebeschuss (im brennenden Frauenburg waren bereits die Russen und schossen von dort auf die Trecks) und immer wiederkehrenden Bombardierungen durch die russischen Ratas gelangten wir am 14.2.1945 vormittags über eine lange und weit in das Haff hineinragende, von den Pionieren gebaute Holzbrücke in Bodenwinkel, im nordwestlichsten Zipfel des Haffes, endlich an Land. Auch wir hatten bis etwa Juli 1944 zeitweise bis zu 3 französische Kriegsgefangene auf dem Hof. Dazu einen polnischen Landarbeiter und eine Russin aus Smolensk (sie war von Beruf Lehrerin und brachte mir das kyrillische Alphabet bei), später eine außergewöhnlich liebevolle Russin mit Kleinkind aus Kiew (sie wollte nach unserem Verlassen des Hofes auf dem Hof bleiben und so lange ausharren, bis wir wiederkämen). Die Franzosen haben in der Küche der Großeltern mit diesen zusammen die Mahlzeiten eingenommen, meine Mutter, wir Kinder sowie Russin und Pole, aßen gemeinsam in der Küche unserer Wohnung. Das war zwar offiziell verboten. Aber nach meiner Beobachtung bei Nachbarn und Verwandten auf vielen Höfen üblich. Der Pole blieb bei uns bis zum 15. März 1945, wo wir von den Russen überrollt wurden. Am Tag darauf wurden alle Fremdarbeiter von den Russen zusammengetrieben und weggeführt. Die Russin harrte tatsächlich bis Anfang Mai 1945 auf unserem Hof aus, wurde dann aber von den Polen genötigt, den Hof zu verlassen. Sie kehrte daraufhin in die SU zurück. Wir kamen Ende Juni zu Fuß von Pommern nach Hause zurück. Der Hof war leider schon von Polen besetzt, die uns sofort nach Betreten des Hofes unter Androhung von Waffengewalt davonjagten.
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