Dieses Wappen
ziert das Osthöfer Tor von Bad Tennstedt und damit letztlich die alte
Stadtmauer.
Die Befestigung konnte die Stadt vor den anrückenden Besatzungstruppen im
Siebenjährigen Krieg
allerdings nicht schützen. Das war freilich kein Wunder: Die Mauer galt
bereits zur Zeit ihrer
Fertigstellung als militärtechnisch veraltet. Foto: Jens König
König Friedrich II. und seine Bedeutung für Thüringen
Preußenkönig Friedrich II. polarisiert noch
heute. Er wird als Reformer verehrt, aber auch als schonungsloser Kriegsherr
betrachtet. Zum 300. Geburtstag des Monarchen befasst sich Heimatforscher
Eckhard Lange mit den Auswirkungen des Siebenjährigen Kriegs in Thüringen.
Bad Langensalza. Im Jahr 1756 stehen sich
Preußen und
Sachsen feindlich gegenüber. Am 29.
August überschreiten die
Preußen die sächsische Grenze und schließen
die
Sachsen ein. Am 16. Oktober müssen sie sich
ergeben. Nun beginnen neue Leiden für die Bevölkerung.
Das trifft auch auf Teile von
Thüringen beziehungsweise auf
Langensalza und einige umliegende
Dörfer zu. Im November veranstalten die
Preußen eine Musterung aller Männer von 18
bis 32 Jahren im Kreis und reihen viele in ihre Regimenter ein. Während des nun
folgenden Winters wird viel Getreide, Schlachtvieh, Heu und Stroh für die
preußischen Winterquartiere eingetrieben.
Nach jeder Schlacht verlangt der preußischen König Rekruten zur Auffüllung
seiner Armee. Über Pferde und Geschirre ist niemand mehr Herr, und was einmal
zum Vorspann kommt, wird sobald nicht wieder losgelassen. Müssen die Vorspänner
mit ihren Pferden nachts unter freiem Himmel halten, bekommen sie nichts für
sich und auch nichts für die Pferde.
Im Februar 1757 requirieren preußische Ziehten-Husaren in den Orten eine
große Anzahl Pferde. Ein Offizier und ein Unteroffizier bleiben in
Langensalza auf freier Werbung. Im
Reinhardsbrunner Hof in
Langensalza wird im August ein
französisches Proviantmagazin eingerichtet, wohin die Gemeinden Lieferungen
auszuführen haben.
Ende September muss weiteres Getreide ans Magazin abgegeben werden. Das
bezahlt man den Bauern. Für ein Scheffel Korn gibt es dreißig Groschen und ein
Scheffel Weizen anderthalb Reichsthaler. Vom 10. bis 16. Oktober biwakieren
80.000 Franzosen und Reichswehr zwischen dem Sülzenberg, der Unstrut, dem
Siechenhof und dem sogenannten
Himmelreich.
Wegen der ziemlich empfindlichen Herbstkühle unterhalten die Truppen im
Lager viele Feuer. Als kein Brennholz mehr zu finden ist, werden einfach Türen,
Bänke, Tische, Stühle und alles was nicht niet- und nagelfest ist, selbst ganze
Gartenhäuser ihres Holzes wegen zerschlagen und verbrannt. Viertausend Bäume in
den Gärten verfallen demselben Schicksal.
Sie plündern auch sonst noch, und dass, was noch im Feld an Kraut und
dergleichen steht, wird mitgenommen. Während des Herbstmarktes ziehen aus dem
Nägelstedter Lager französische Truppen nach
Tennstedt. Manches Haus musste 16 bis 20
Mann Einquartierung aufnehmen.
Vom 4. Januar bis in den April 1758 hinein sind Österreicher im Kreis
Langensalza einquartiert. Friedrich
II. verlangt von dem besiegten Kursachsen 27 Tonnen Gold. Zur Eintreibung legt
er Soldaten in die Ortschaften, welche pro Mann und Tag einen Taler
Exekutionskosten verlangen. Diese Kosten betragen für den Kreis
Langensalza 40.000 Taler.
Im Juli ist ein Exekutionskommando von 50
Preußen in
Langensalza. Diese haben den Auftrag
Kriegskontributionen einzutreiben. Auf jede Hufe Land sind fünf Taler und acht
Groschen zu zahlen. Es werden wieder Rekruten angeworben.
Am 21. Dezember kommen von
Tennstedt her 300 Kürassiere des Generals
von
Alvensleben nach
Langensalza. Sie werden am 30.
Dezember auf die Orte verteilt und haben den Auftrag, auf jede Hufe Land einen
Taler und 16 Groschen einzuziehen.
Im Februar 1760 ziehen die
Preußen Kriegsgelder ein, in jeden Ort kommt
ein besonderes Exekutionskommando.
Die Gemeinden müssen Vorspanndienste nach
Leipzig leisten, wobei ihnen mehrere Pferde
verloren gehen. Im Juni und Juli liegen wieder preußische Eintreiber in den
Orten. Im August kommt der Herzog von
Württemberg, der auf Seiten
Sachsens steht, mit 12.000 Mann nach
Langensalza. Nachdem die Truppen auf
die Dörfer verteilt sind, rücken sie am 24. August wieder ab.
Die
Preußen blockieren die Unstrutbrücken
Am Ende des Jahre geht von
Merxleben aus eine preußische Abteilung
gegen das von 120 französischen Husaren besetzte
Langensalza vor. Letztere ziehen
sich bis
Henningsleben zurück. Am Abend
verrammeln die
Preußen die Unstrutbrücken bei
Merxleben und
Thamsbrück, die Brücke in
Nägelstedt und einige provisorische Stege
daselbst und in
Thamsbrück werden abgebrochen, um den
Alliierten den Übergang über die Unstrut zu erschweren.
Am 13. Februar 1761 kommt es in und um
Langensalza zu Kampfhandlungen der
Preußen und Hannoveraner gegen
Sachsen und Franzosen. Dadurch wird das
bereits unerträgliche Elend noch vergrößert.
Spanische Reiter werden längs des Merxleber Unstrutdammes angebracht. Die
Brücke soll gesprengt werden,
Preußen vertreiben aber das Sprengkommando.
Die
Sachsen ziehen ihre Einheiten auf dem
Jüdenhügel zusammen und die
Preußen sammeln sich auf der Klettstedter
Höhe. Ein starkes Kommando Preußens rückt gegen die Unstrutbrücke in
Merxleben vor. Sie bringen Kanonen auf dem
Kirchberg in Stellung.
Die
Sachsen ziehen sich auf den Sülzenberg
zurück. Am 14. Februar kommen zuerst 7.000 preußische Grenadiere und Kavallerie,
dann 4.000 Hannoveraner durch
Tennstedt. In der Nähe von
Thamsbrück attackierten die
Preußen und Hannoveraner die Reichstruppen,
schlagen eine Brücke über die Unstrut, treiben bei ihrer Übermacht den Feind
zurück und nehmen
Langensalza ein.
Es stehen sich 8.000 Mann
Sachsen und Franzosen unter den Generälen
von
Solms, von
Klingenberg und von Steinville 30.000
Preußen und Hannoverschen Truppen am linken
Unstrutufer bei
Merxleben und
Thamsbrück gegenüber. Die
Preußen und Hannoveraner dringen über
Notbrücken gegen die Stadt vor. Die Franzosen ziehen sich zurück.
Am 29. März überfallen Reichstruppen die preußische Exekutionstruppe in
Langensalza, die kurz zuvor 30
jungen Bursche in
Tennstedt zu Rekruten gepresst hat. Sie
nehmen Offiziere und Mannschaften gefangen und beschlagnahmen eingetriebene
Gelder.
Und so bringt jeder Tag an jedem Ort etwas anderes, aber nie etwas Gutes.
Überall geht Gewalt vor Recht, und was der "Freund" verschont gelassen, nimmt
der "Feind". Friedrich der Große behandelt Kursachsen als besiegtes Feindesland.
Vom September 1761 bis zum Juni 1762 ist französische Einquartierung im
Kreis. Im August besetzen wieder preußische Truppen die Region. Die Befehlshaber
fordern immer wieder Geld von den Bauern. Der lange Krieg verschuldet die
Gemeinden.
Am 17. Februar 1763 , zwei Tage nach dem Friedensschluss, ziehen die
Preußen ab. Am 21. März feiern die Gemeinden
das Friedensfest.
Fakten über Friedrich II.
Friedrich II. wird auch Friedrich der Große oder der Alte Fritz genannt.
Geboren am 24. Januar 1712 in
Berlin, gestorben am 17. August 1786 in
Potsdam.
Friedrich war ab 1740 König in und ab 1772 König von
Preußen sowie Kurfürst von
Brandenburg.
Er führte gegen
Österreich drei Kriege um den Besitz
Schlesiens. Nach dem letzten dieser
Kriege, dem Siebenjährigen von 1756 bis 1763, war
Preußen als Großmacht in
Europa anerkannt.
Historienfilm aus dem Jahr 1930
mit Otto Gebühr, Renate Müller und Hans Rehmann.
Im Jahr 1756 wird offiziell ein Maskenball im Dresdner Palais des
sächsischen Ministers Heinrich von Brühl gefeiert. Inoffiziell finden
allerdings Gespräche mit den Gesandten Österreichs, Russlands und
Frankreichs statt, die ein Komplott gegen den Preußenkönig Friedrich zum
Ziel haben. Der preußische Gesandte Major von Lindeneck bemerkt diesen
Vorfall und es gelingt ihm, eine Kopie des abgeschlossenen Geheimvertrages
dem Preußenkönig zu überbringen. Friedrich II. ist fassungslos über die
Verschwörung und entwickelt nun einen Gegenplan.