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Sieger von Roßbach und Zorndorf Was in der modernen Kriegführung die Panzer sind, waren zur Zeit Friedrichs des Großen – und auch noch später – die Kürassiere, die schweren Reiter. Als größter Reitergeneral jener Zeit gilt Friedrich Wilhelm von Seydlitz. Er half dem Alten Fritz manche Schlacht zu gewinnen. Vor 240 Jahren starb er – am 8. November 1773. Die Seydlitz sind schlesischer Uradel. Friedrich Wilhelm wurde jedoch am 3. Februar 1721 in Kalkar bei Kleve, das damals schon zu Preußen gehörte, als Sohn eines Rittmeisters geboren. Mit 18 Jahren trat er 1739 in ein preußisches Kürassierregiment ein. Bereits im Ersten Schlesischen Krieg (1740–1742) tat er sich hervor. Bei Ratibor geriet er im Frühjahr 1742 nach tapferem Kampf in Gefangenschaft, wurde aber nach wenigen Wochen ausgetauscht. Im Zweiten Schlesischen Krieg (1744/1745) zeichnete er sich bei Hohenfriedberg aus. Mit eigener Hand nahm er den sächsischen General Georg Sigismund von Schlichting gefangen. Der König beförderte ihn dafür zum Major. Mit 32 Jahren wurde er 1753 Kommandeur eines Kürassierregiments. Den Gipfel des Ruhms erklomm Friedrich Wilhelm von Seydlitz im Siebenjährigen Krieg (1756–1763). Bei Kolin griff er mit zehn Schwadronen entscheidend ein. Zwei Tage später war er Generalmajor. Kurz vor der Schlacht bei Roßbach am 5. November 1757 ernannte ihn der König zum Oberbefehlshaber der gesamten preußischen Kavallerie. Durch seinen kühnen Reiterangriff entschied Seydlitz den Sieg über die Reichsarmee und die Franzosen. Der Erfolg trug ihm den Rang des Generalleutnants ein. Er selbst wurde in der Schlacht verwundet und musste sich den Winter über in Leipzig auskurieren. Seydlitz’ zweiter großer Erfolg war der Sieg über die Russen in der Schlacht bei Zorndorf am 25. August 1758. 61 Schwadronen warf er in den Kampf, mit denen er den entscheidenden Angriff durchführte. In der unglücklichen Schlacht bei Kunersdorf ein Jahr später zerschmetterte ihm eine Kartätschenkugel die rechte Hand. Er heilte die Wunde in Berlin aus und heiratete bei dieser Gelegenheit die Gräfin Susanne Johanna Albertine von Hacke, dann begab er sich wieder an die Front. Wesentlichen Anteil hatte er an der Verteidigung Berlins gegen die Russen im Herbst 1760. Nach dem Friedensschluss übertrug Friedrich II. seinem bewährten Reitergeneral die Inspektion aller in Schlesien stehenden Kavallerieregimenter. 1767 beförderte er ihn zum General der Kavallerie. Zehn Jahre nach Kriegsende starb Friedrich Wilhelm von Seydlitz in Minkowski bei Namslau. Auf dem Berliner Wilhelmsplatz ließ ihm der König eine Statue errichten. Friedrich Wilhelm von Seydlitz war nicht nur ein tapferer Soldat und tüchtiger Reiterführer. Er hatte auch wesentlichen Einfluss auf die Kriegskunst seiner Zeit. Den taktischen Wert der Kavallerie sah er in der Ausbildung der gesamten Reitertruppe in der Geländereiterei im Gegensatz zur Ausbildung des einzelnen Reiters in der hohen Schule. Campagne-Schule nannte man dieses System. Die von Friedrich dem Großen eingeführte Kampfform beherrschte er meisterhaft: die Attacke im Galopp mit anschließendem Stoß in schärfster Gangart und geschlossener Einbruch mit der blanken Waffe. Wenn nach diesem System eine gewaltige Masse von Pferdeleibern heranpreschte, gerieten die feindlichen Reihen ins Wanken. Seydlitz, der vielfach als der genialste Reiterführer der neueren Geschichte bezeichnet wird, war von Jugend auf selbst ein ausgezeichneter Reiter. In Schwedt an der Oder, wo er als junger Offizieranwärter Dienst bei den Dragonern des Markgrafen tat, erzählte man damals bewundernd mancherlei über die Reiterkunststückchen des jungen Seydlitz. In Ostpreußen hat er nie Dienst getan, doch verband ihn eine enge Beziehung mit dem ostpreußischen Pferd. Er war der erste höhere Kavallerieführer, der den Wert des Trakehners als Militärpferd erkannte und ausschließlich Trakehner kaufte. - E.B.
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