|  |  | 
 Der 
Bärenfang, ein Honigschnaps, gilt als Nationalgetränk der Ostpreußen. Er ist ein 
ungemein wohlschmeckendes, aber "männermordendes" Getränk. (*) Unvorsichtige Zecher wirft er schnell um, und der 
folgende Tag ist "schrecklich".
 Auf Flaschen gezogen und einige Jahre kühl und dunkel aufbewahrt, wird Bärenfang 
zu einer Köstlichkeit. Man kann ihn auch in dieser geläuterten und gereiften 
Altersstufe natürlich warm trinken, hat aber wohl mehr davon, wenn man ihn 
gekühlt zu sich nimmt.
 In der Memeler Gegend wurde Bärenfang als "Meschkinnis" 
bezeichnet. In anderen Gegenden Ostpreußens verstand man darunter nicht diesen 
Honigschnaps, sondern ein ungeheuer scharfes Gebräu von Sprit, Pfefferminze und 
anderen Gewürzen, einen Rachenputzer, der die Kehle wie Feuer hinunterbrennt. "Rubbeljack", 
wie dieses Getränk auch genannt wurde, ist eine höchst treffende Bezeichnung.
 
 (*) Man setzt ihn für gewöhnlich mit Weingeist oder Kornschnaps und für ganz 
besondere Feinschmecker mit Rum an, tut einige Nelken hinein und gibt auf 1/2 l. 
Alkohol etwa 250 bis 375 g Honig. Man beachte, daß nicht mehr Honig genommen 
werden darf, als sich im Alkohol löst. Diese Mischung kommt kalt aufs Feuer und 
muß einmal aufkochen. Bärenfang wird meist warm getrunken.
 
  
    |  | Quelle:Fischer, Hans. W.: Das Leibgericht, Hamburg:
 Verlag Hoffmann und Campe, 1955, Seite 200-201
 |  |