Teil 1: Langatmig, emotionslos,
umständlich von Sebastian
Brinkmann
Düsseldorf
(RPO).
Welch tragische Geschichte: Im
Januar 1945 warten tausende Flüchtlinge in
Gotenhafen an der Ostsee auf Rettung. Ihre größte Hoffnung ist die riesige
Gustloff. Sie bietet Platz für bis zu 10.000 Menschen und soll in wenigen Tagen
nach Kiel aufbrechen. Der junge Kapitän Hellmut Kehding (Kai Wiesinger) gibt
sich alle Mühe, möglichst viele Zivilisten an Bord zu nehmen.
Der erste Teil zeigt die
Vorbereitungen zur Abfahrt. Schnell werden die Rivalitäten klar:
Korvettenkapitän Petri (Karl Markovics) möchte mit seinen jungen U-Bootfahrern,
die den ehemaligen Kreuzfahrtdampfer rund vier Jahre lang als Wohnschiff genutzt
haben, möglichst schnell auslaufen, um in Kiel auf neuen U-Booten in den Krieg
zu fahren. Das Schicksal der Flüchtlinge ist ihm egal. Der zivile Kapitän
Kehding dagegen möchte möglichst viele Menschen an Bord nehmen und verlangt mehr
Schwimmwesten und Rettungsbote.
Dazu gibt es die fast schon
obligatorische Liebesgeschichte: Kapitän Kehding liebt die junge Marinehelferin
Erika Galetschky (Valerie Niehaus) und will sie mit auf sein Schiff holen. Die
wiederum möchte einer Mutter mit Kind und ihrer schwangeren Begleitung helfen.
Hier beginnt schon das Problem: Als Zuschauer muss man sich auf zu viele
Personen einstellen, die alle irgendwie miteinander verwoben sind und doch wenig
miteinander zu tun haben.
Die ersten Minuten des
ZDF-Zweiteilers sind vielversprechend: Zur gut bekannten Rede Joseph Göbbels
("Wollt Ihr den totalen Krieg?") werden die ausgezehrten Gesichter der
frierenden Flüchtlinge gezeigt. Diese Menschen sehnen sich nicht mehr nach dem
Endsieg, sie wollen einfach in Frieden leben. Doch die Spannung hält nicht
lange. Die Vorbereitungen bis zum Auslaufen des Schiffes am 30. Januar ziehen
sich ewig in die Länge - und zu keinem Zeitpunkt hat man als Zuschauer die
Sorge, dass eine der eingeführten Personen nicht mehr rechtzeitig auf das Schiff
kommen wird. Da hilft auch die spannungsgeladene Musik nicht, die Regisseur
Joseph Vilsmaier immer wieder ertönen lässt.
ZDF-Zweiteiler überzeugt erst zum
Schluss
Teil 2: Spannender Untergang
der Wilhelm Gustloff
von Sebastian
Brinkmann
Düsseldorf
(RPO).
Zu Beginn des zweiten Teil ließ das ZDF endlich die Leinen los, und die Wilhelm
Gustloff fuhr ihrem Untergang entgegen. Langweilte der erste Teil die Zuschauer
noch mit emotionslosen Szenen vor dem Auslaufen des Schiffes in Gotenhafen,
gelang Regisseur Joseph Vilsmaier am Montagabend eine packende Schilderung der
historischen
Ereignisse im Januar 1945.
Kurz nach dem Auslaufen des
Schiffs sind viele Passagiere erleichtert. "Wir sind auf der Gustloff" sagt die
schwangere Marianne Erdmann (Anja Knauer) und ist froh. Doch die Besatzung ist
nervös: Überall wittert Harald Kehding (Heiner Lauterbach) eine Sabotage und lässt verdächtige Personen aufspüren. Ins Visier gerät auch die Verlobte seines
Bruders, Erika Galetschky. Erstmals kommt bei der Fahndung so etwas wie Spannung
auf.
Auf der Brücke erreicht der
Konflikt zwischen Korvettenkapitän Petri und dem zivilen Fahrkapitän Hellmut
Kehding derweil seinen Höhepunkt: Ein unverschlüsselter Funkspruch kündigt einen
entgegenkommenden Minensuchverband an. Kehding hält die Meldung für eine
Fälschung und weigert sich, die Positionslichter einzuschalten. Der
Korvettenkapitän setzt sich gegen den Widerstand des von ihm als naiv
eingestuften Kehdings durch und lässt das Schiff beleuchten. Für den Zuschauer,
der unweigerlich Position für den viel sympathischeren Kehing bezieht, ist damit
klar: Das lauernde sowjetische U-Boot wird die Gustloff versenken. Es ist nur
noch eine Frage der Zeit.
Am Ende geht alles sehr schnell -
und wird doch packend erzählt: Drei Torpedos treffen das riesige Schiff und der
Stolz der deutschen Marine sinkt innerhalb einer Stunde. Die Menschen kämpfen
ums Überleben, und der Zuschauer fiebert mit. Wider Erwarten überleben nur
wenige der zuvor eingeführten Personen. Der zivile Kapitän Kehding und seine
Verlobte Erika sehen sich erst am Hafen wieder, die schwangere Marianne und
Lilly Simoneit erfrieren.
Kehding will sich nicht damit
abfinden, dass die Verantwortlichen niemals zur Rechenschaft gezogen werden.
Doch an einer Aufklärung hat die Kriegsmarine kein Interesse. Bleibt die Frage,
warum der erste Teil so langweilig sein musste.
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