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Lange Eisnacht auf
dem Haff in Federbetten Von Luisa Eichner und Jessika Jesse, Weser-Gymnasium Vlotho, 8b Vlotho (zt/mob). Die Bombenangriffe vor 60 Jahren – zum Beispiel auf Dresden – bewegen die Menschen jetzt wieder. Auch eine Vlothoerin, gebürtige Janz, die damals sieben Jahre alt war, erinnert sich an die Ereignisse des 2. Weltkrieges und ihre Flucht aus Ostpreußen noch genau. Viele Menschen lebten glücklich und zufrieden in ihrer Heimat in Ostpreußen, als der 2. Weltkrieg ausbrach, erzählt die Vlothoerin. Plötzlich kamen deutsche Soldaten auf die Höfe nahe Tilsit, die dort einquartiert wurden. Nun wurden Erdbunker gebaut, da die Bombardierungen von Tilsit zunahmen. Später wurden im Oktober 1944 sehr viele Menschen aufgefordert, ihre Sachen zu packen und in den Westen zu ziehen. Auch Familie Janz war von dieser Maßnahme betroffen. Die Leiterwagen sortierten sich in dem schon sehr langen Treck auf der Chaussee in Richtung Haff ein. In diesem Winter kam Familie Janz, mit ihren vier Kindern, bis zu der Zwischenstation in Heiligenbeil, welches heute Mamonowo heißt und südwestlich, zirka 35 Kilometer unterhalb von Königsberg liegt. Dort kamen sie notdürftig unter.
Im Januar 1945 ging es bis zum zugefrorenen Haff. Am Ufer des Haffes stand das Wasser kniehoch, und es waren große Löcher im Eis. Die Familie musste eine Nacht auf dem Eis verbringen, ehe sie weiterziehen konnte. Doch die Kinder bekamen von dem Geschehen um sie herum auf dem Haff nichts mit, da sie die Nacht in ihren Federbetten auf dem Leiterwagen verbringen mussten. Am nächsten Morgen wurden die Leiterwagen von den Pferden auf die mit Sand und Eis bedeckte Nehrung gezogen. Der Treck zog durch den „Korridor" nach Vorpommern, wo sie durch die herannahende „Rote Armee" der Russen überrollt wurden, was ihre Flucht vorerst stoppte. Suche nach dem Vater über das Rote Kreuz Familie Janz fuhr bis nach Wusterwitz weiter wo sie ein notdürftiges Quartier und Arbeit auf dem russisch besetzten Gut bekam. Die Kinder stromerten, auf sich selbst gestellt, in zerstörten Häusern herum. Sie bekamen Läuse, erinnert sich die alte Frau heute, zudem erhielten sie keinen Schulunterricht. Die Familien ernährten sich hauptsächlich von Erbetteltem oder von Gestohlenem. Die Kinder klauten Fisch aus dem Gutssee und Milch aus der Molkerei. Als die Polen die russische Besatzung ablösten, nahm sich Familie Janz noch einmal vor, unter immer noch sehr schwierigen Umständen, weiter zu ziehen. Sie packten ihre Sachen, um in Richtung Holstein zu fahren. Dort kamen sie in einem Flüchtlingslager unter. Über das Rote Kreuz fand Mutter Janz ihren Mann, der aus dem Krieg entlassen wurde, wieder. Da die Menschen kaum zu essen hatten, suchten sie Pilze. An diesen Pilzen verstarb die Mutter der Vlothoerin. Nach dem Tod der Mutter kamen die Kinder in verschiedenen Heimen unter. Von dort wurden sie in Pflegefamilien gebracht. Die beiden Brüder der Vlothoerin wanderten nach Kanada aus, während sie und ihre Schwester sich in Vlotho ansiedelten.
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