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Vor sieben Jahren hat sie ihr Buch „Bergersdorf“ veröffentlicht: die deutsche Autorin Herma Kennel. In „Bergersdorf“ hat sie die Geschichte des ehemaligen SS-Dorfes in der Nähe von Dobronín (Dobrenz) zwischen 1939 und 1945 verschriftlicht. Dass sie das Buch geschrieben hat, hat persönliche Gründe: Es geht um die Familie ihrer Schwiegermutter und um Menschen, die in Bergersdorf grundlos ihr Leben lassen mussten. Im letzten Teil des Buches schildert sie, wie nach dem Krieg Deutsche zu Opfern eines brutalen Massakers wurden. Tschechische Gardisten zwangen die Männer, sich ihre eigenen Gräber zu schaufeln, und ermordeten die Männer dann auf brutale Weise. Die Leichen verscharten die Täter in dem Erdloch. Es handelt sich dabei um das Massengrab, das diese Woche in der Nähe von Dobronín (Dobrenz) ausgehoben wurde. Gefunden hat die Polizei sechs Leichen, deren Identität derzeit noch geprüft wird. Die Autorin Herma Kennel war von Dienstag bis Mittwoch bei den Aushebungen dabei. Frau Kennel, Sie waren in dieser Woche in Dobronín (Dobrenz). Dort wird das Massengrab ausgehoben, in dem sich die Überreste von Deutschen befinden, die Opfer eines Massakers von 1945 geworden sind. Warum waren sie dort und was war das für ein Gefühl? „Ich wurde gefragt, ob ich kommen könnte, und wollte auch sehen, wie weit die Exhumierung fortgeschritten ist. Überhaupt wollte ich gerne vor Ort sein, um zu sehen, wie es dort jetzt aussieht. Als ich dann da war, war ich zum einen sehr überrascht, wie weit die Polizei mit den Grabungen war und wie professionell vorgegangen wurde. Auf auf der anderen Seite war ich auch einfach sehr bewegt.“ Haben sie mit örtlichen Bewohnern gesprochen? „Ich hatte damals mit Bewohnern gesprochen, um für mein Buch ‚Bergersdorf’ zu recherchieren. Dieses Mal habe ich mit niemandem gesprochen, denn dafür war keine Zeit und es gab auch keine Gelegenheit. Ich habe mir aber sagen lassen, wie die Stimmung im Dorf ist.“ Wie ist diese Stimmung? „Die Stimmung sei, so habe ich erfahren, zweigeteilt. Die einen sagen, man solle jetzt schauen, ob es wirklich diese Morde gegeben hat, denn dann müsse das aufgeklärt werden. Die andere Gruppe des Dorfes sagt, dass man endlich einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen und die ganze Sache in Ruhe lassen solle. Es wurde jetzt auch ein großes Holzkreuz errichtet.“ Was halten Sie von diesem Kreuz? „Wir waren sehr überrascht und ich finde es sehr gut, dass das Kreuz aufgestellt wurde. Das ist ein positives Signal.“ Zum Schluss Ihres Buches „Bergersdorf“ schildern Sie eben genau dieses Massaker, zu dem gerade ermittelt wird. Wussten Sie, dass sich diese Szene wirklich so zugetragen hat oder waren das eher Mutmaßungen ihrerseits? „Als ich das Buch geschrieben habe, habe ich grundsätzlich sehr gründlich recherchiert und ich habe mich nie nur auf Mutmaßungen verlassen. Ich habe also zunächst von Zeitzeugen aus Bergersdorf und deren Angehörigen erfahren, was passiert ist. Zum Beispiel hatte mir die Tochter eines Ermordeten gleich zu Beginn unserer Begegnung berichtet, dass ihr Vater unter den Opfern sei und am 19. Mai dort erschlagen wurde. Sie war damals zwölf Jahre alt und ihre Mutter hat ihr erst ein Jahr später davon berichtet. Alle Dorfbewohner, deutsche als auch tschechische, wussten was sich da ereignet hatte.“ Es ist schon sieben Jahre her, dass Sie Ihr Buch veröffentlicht haben. Hatten Sie damals das Gefühl, dass Sie selbst Schritte einleiten möchten, um Ermittlungen in Gang zu bringen, wie es eben nun der Journalits Miroslav Mareš getan hat? „Ich selbst hätte mir das nie zugetraut. Ich fühle mich auch dazu nicht berufen oder befugt. So etwas sollte von tschechischer Seite kommen, das finde ich sehr viel überzeugender, als wenn ich das als Deutsche gemacht hätte. Ich bin sehr froh, dass Miroslav Mareš die Sache sozusagen ins Rollen gebracht und den Fall aufgegriffen hat, nachdem er davon erfahren hatte. Auch, dass er Anzeige erstattet hat. Ich habe ihn dabei unterstützt und eine Erklärung zu Protokoll gegeben. Außerdem habe ich Angehörige der Opfer gefragt, ob sie bereit wären, eine Schilderung abzugeben, die sie amtlich beglaubigen lassen. Das haben die meisten auch getan.“ Gerade wird geprüft, ob es sich bei der Tat um Mord oder um ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit handelt. Mord wäre verjährt, Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht. Was ist Ihre Einschätzung? „Ich denke, dass Letzters zutreffen könnte und dann hoffen wir, dass alles zu einem guten Ende kommen wird.“ Wie fühlen Sie sich persönlich, jetzt wo die Ermittlungen endlich laufen? „Das ist alles ausgesprochen positiv und ich finde das wunderbar. Ich hätte nie gedacht, dass es soweit kommen könnte und dass gerade die jüngeren tschechischen Leute sehr engagiert sind in dieser Sache. Also, ich bin überwältigt.“
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