Massaker in Postelberg
Das Töten dauerte mehrere Tage
Berlin
- Auch 64 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg ist das EU-Mitglied Tschechien
im Bezug zur Aufarbeitung der eigenen Verbrechen, weder moralisch noch rechtlich
auch nur einen Schritt weiter gekommen. Ähnlich wie im Nachbarland Polen lehnt man
die Verantwortung für Raubmord, Folterungen, Massen- Exekutionen, Vergewaltigungen,
der Infizierung mit tödlichen Krankheiten und der Förderung des Verhungernlassens
deutscher Zivilisten bzw. Sudetendeutscher nach wie vor ab, bestreitet derartige
Verbrechen sogar. Bis heute gab es weder eine Entschuldigung noch eine Entschädigung
für die Opfer von blutrünstigen Monstern in perverser Siegerstimmung. Die damaligen
Täter haben derweil nichts zu befürchten, denn entweder leben sie bereits garnicht
mehr, oder man findet sie einfach nicht, nachdem eine deutsche Staatsanwaltschaft
um Amtshilfe gebeten hatte. Hinzu kommen noch die üblichen weiteren Verschleierungsmethoden
örtlicher Behörden, was dem internationalen Beobachter beweist, wie wenig sich die
Moral im Lande seit dem Kriege geändert hat.
In den ersten Wochen
und Monaten nach dem Ende des Krieges, also in der Zeit der sogenannten "wilden Vertreibungen",
als man die ethnischen Deutschen in verschiedenen Teilen der Tschechoslowakei jagte,
in Lagern und Gefängnissen internierte und dann nach Gutdünken ermordete oder in
Todesmärschen an die Grenzen nach Deutschland oder Österreich führte, kam es zu
unzähligen Einzel- und Massenverbrechen an Deutschen jeglichen Alters. Der Krieg
war vorbei und viele Menschen aus und Ost- und Mitteleuropas sahen sich nun unter
dem Schutz der Alliierten befähigt, ihren bis dahin fehlenden persönlichen Sieg durch
Raub, Mord, oder Schändigung an meist deutschen Zivilisten schnell noch nachzuholen.
Oft waren, Jäger, Richter und Henker ein und dieselbe Person.
Niemand konnte wirklich sagen, warum an jenem verhängnisvollen Tag im Sommer 1945,
neben den vielen Männern auch fünf minderjährige Jungen standen. Einige dachten,
dass sie hungrig waren, andere, dass sie versucht hatten zu fliehen. Sie hießen
Horst, Eduard, Hans Walter und Heinz. Der jüngste war gerade einmal 12 Jahre alt,
als ihn dann die erste tschechische Kugel in der Brust traf. Den Schmerz spürte
er kaum noch, denn er war bereits vor dieser Schussverletzung brutalst zusammengeschlagen
worden. Er starb auch nicht sofort sondern taumelte auf seinen Mörder zu und bettelte
zu seiner Mutter zu dürfen, doch der grausame Schütze hatte kein Erbarmen mit dem
Kind und drückte nochmals ab. Auch das Sterben der anderen Kinder und Erwachsenen
dauerte lange, vom 3. bis 7. Juni 1945, denn die Mörder hatten nur Gewehre und keine
Maschinenpistolen - erinnert sich der 80-jährige Heinrich Giebitz an den Beginn des
Massenmordes an Deutschen in Postelberg (Postoloprty).
Fünf Tage lang folterten und mordeten im Juni 1945 Soldaten des tschechoslowakischen
1. Armeekorps im Blutrausch die männlichen Deutschen in Postelberg. Ihr jüngstes
Opfer war 12 Jahre alt, das älteste 60. Am Sonntag dem 3. Juni 1945 hatten Soldaten
in Saaz etwa 5.000 deutschstämmige Männern auf dem örtlichen Marktplatz zusammengetrieben,
die dann unter Drohungen, Schlägen und Schüssen ins 15 Kilometer entfernte Postelberg
marschieren mussten. Behördlich bekannte Zeitzeugen berichten, dass nach den verschiedensten
Demütigungen und Folterungen alle Wertsachen der Deutschen in Kisten gesammelt wurden.
Dienstagnacht konnte man dann eine Kolonne beobachten, die zum Erschießen
geführt wurde. Es blieb nicht die einzige und später tötete man auch am Tage.
Planmäßig und zielstrebig wurden die meisten von ihnen erschossen. Viele nahe der
Kaserne, andere bei der örtlichen Schule. Das größte Massengrab mit knapp 500 Leichen
fand sich später in dem abseits der Stadt gelegenen Fasanengarten, einer früheren
Fasanerie. Nach Aussagen eines tschechischen Zeugen im Jahre 1947, stapelte man
man immer jeweils 250 Tote in Massengräbern übereinander, "die Hinrichtungen fanden
nicht in einer Nacht statt, sondern schrittweise, denn oft mussten die Opfer ihr
Grab mit Hacke und Schaufel selbst ausgraben". "Je weniger von ihnen übrig bleiben,
umso weniger Feinde werden wir haben" - hiess die Anweisung aus Prag woran sich
jeder Verantwortliche auf seine Art hielt.
Die mörderischen ethnischen Säuberungen, Folterungen und Raub durch Tschechen an
Deutschen wurden nie bestraft. Im Falle des Genozides von Postelberg, sah sich das
Parlament in Prag zwar ausnahmsweise mal veranlasst im Juli 1947 eine Untersuchungskommission
an den Ort des Massakers zu schicken. Unter größter Geheimhaltung wurden dann einige
der Massengräber geöffnet, 763 Leichen herausgehoben und dann würdelos verbrannt.
Jedem war klar, dass natürlich nicht alle Opfer gesucht und gefunden worden waren.
Das gesamte Untersuchungsergebnis verschwand dann als "Geheimsache" in den
Archiven des Prager Innenministeriums. Deutsche Anfragen und Versuche, das Massaker
von Postelberg auch juristisch aufzuarbeiten, waren jahrzehntelang erfolglos geblieben.
Erst als ein Staatsanwalt aus der grenznahen bayerischen Stadt Hof im Jahre 2007
sich ein Herz fasste und wegen der getöteten fünf Jungen seine tschechischen Kollegen
um Amtshilfe bat, liefen ernsthafte Ermittlungen an.
Nach dem Ende des Kommunismus stiess zufällig der tschechische Journalist David
Hertl Mitte der neunziger Jahre auf Spuren des Massakers von Postelberg. Bei der
Befragung der heutigen Bewohner des Ortes kam ihm Argwohn und Misstrauen entgegen.
Doch als er nach den "Deutschen" fragte, sagte man ihm, dass sie doch im Fasangarten
"verendet" seien. Die Nachkriegsbewohnern von Postelberg waren vom Auftauchen des
Journalisten natürlich kaum begeistert, denn sie lebten schliesslich nun in den
Wohnungen und Häusern der getöteten und vertriebenen ehemaligen deutschen Bewohner.
Ähnlich wie in Polen, hatten viele Tschechen sogar mit den Nazis kollaboriert, um
sich dann zum Ende des Krieges zu den Häusern der deutschen Zivilisten in ihrer
Region gewaltsam Zugang zu verschaffen, wobei sie nicht selten in ihrer Grausamkeit
alle bekannten Gräuel noch übertrafen. Nur zwei der Täter von Postelberg wurden
von den tschechischen Ermittlungsbehörden zuletzt namentlich für das Massaker verantwortlich
gemacht, beide Mörder leben schon lange nicht mehr und so bleiben die Morde von
Postelberg ungesühnt.
Von Staats wegen war das Schweigen über die tschechischen Kriegs- und Nachkriegsverbrechen
angeordnet. Auch in Polen, wo schon seit längerer Zeit mysteriöse deutsche Massengräber
gefunden werden, ist Schweigen oberstes Gebot. Viele Leute haben einfach immer noch
Angst die Wahrheit zu sagen. Der Journalist David Hertl wird seit seiner Veröffentlichung:
"Wo sind die Deutschen aus Postelberg" von Unbekannten bedroht. Ähnlich geht es
auch Redakteuren von "Polskaweb", die u. a.
das Massengrab von Marienburg in Deutschland
bekannt gemacht hatten. Über 2.000 zivile deutsche Opfer, meist Frauen und Kinder,
wurden hier in kürzester Zeit u. a. mit Baggern exhumiert. Auch hier taten die Behörden
alles um die Umstände des Todes dieser Menschen zu verschleiern, hierzu gibt es
ausreichend Indizien. Postelberg und Marienburg hatten zuletzt einen weltweiten
Medienrummel ausgelöst, den die deutsche Regierung durch ihr Desinteresse an mysteriösen
deutschen Massengräbern, dann zum Schweigen brachte.
Bundeskanzlerin Merkel hatte erst am 1. September auf der
Danziger Westerplatte
zu verstehen gegeben, dass die Opfer als Deutsche selbst Schuld an ihrem Tode hatten:
"Alleine die Deutschen hatten die Schuld am Ausbruch des zweiten Weltkrieges und
dessen Folgen". Ein perfekter Persilschein für die Regierungen der Vertreiberstaaten,
die sowieso immer noch die damaligen Vertreibungsgesetze (Bierut
und Benes Dekrete),
die zu Völkermord und unzähligen Einzel-Verbrechen führten (Sergej Ingr: "Schlagt
sie, tötet sie, lasst niemanden am Leben.", verteidigen und gutheissen. Überlebende
und Angehörige sowie auch liberale Tschechen wollen den Opfern des Nachkriegs- Massenmordes
von Postelberg ein Denkmal setzen, doch die heutigen Einwohner der Stadt wehren
sich gegen einen solchen deutlichen Hinweis auf tschechische Verbrechen, in einem
Orte, "wo die Deutschen nichts mehr verloren haben". Die Regierungen in Prag und
Berlin haben dafür Verständnis. Unabhängig von einer Gesamtbewertung der Ereignisse
im Jahre 1945 im Sudetenland und Tschechien, ist das Massaker von Postelberg unzweifelhaft
als Völkermord zu werten, denn hier mussten Menschen alleine wegen ihrer Volkszugehörigkeit
sterben.
Vertreibung der
Deutschen aus Böhmen in den Jahren 1945 und 1946.
Vom 3. bis 7. Juni 1945 wurden über 760 der anwesenden deutschsprachigen
Männer
der Stadt im Alter von 15 bis 60 Jahren gefoltert und erschossen.