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Vor weiterem Verfall bewahrt Wie vielen Gotteshäusern in Ostpreußen drohte auch der Kirche Mühlhausen, Kreis Preußisch Eylau, der Verfall. Inzwischen ist das Bauwerk weitgehend instandgesetzt. Die neuen Biberschwänze auf einem großen Teil des Dachs und der neue Putz auf den Vorbauten seit dem Sommer 2010 sind ein Höhepunkt langjähriger, durch die Bundesregierung und private Spenden finanzierter Arbeit. Es ist noch keine 20 Jahre her, dass die ersten Heimatbesucher die Kirche Mühlhausen in desolatem Zustand vorfanden. Heute ist das Gotteshaus, in dem Martin Luthers Tochter Margarete ruht, ein Besuchsziel sowohl für deutsche Gruppen- und Einzelreisende als auch immer mehr für die heutigen Einwohner, sogar für Schulklassen im Rahmen der Heimatkunde. Dabei ist das Gebäude nicht nur eine Sehenswürdigkeit, sondern dient auch einer evangelisch-lutherischen Gemeinde als Pfarrkirche. Diese Nutzung sowie die Einstufung als Baudenkmal sind ausschlaggebend dafür, dass die Bundesregierung, genauer der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (BKM), nun seit 15 Jahren die notwendigen Mittel für die Sicherung und Nutzbarmachung des Bauwerks zur Verfügung stellt. So gewährte der BKM auch die Mittel für die diesjährige Maßnahme. Es hatte sich gezeigt, dass die bei der ersten Instandsetzung im Jahr 1995 wiederverwendeten alten Dachziegel, die zum Teil noch von 1906 datierten, der Witterung nicht mehr standhielten, auch waren sie nicht genügend befestigt, so dass starke Stürme mit ihren Wirbeln hinter dem Turm immer wieder Lücken in die Dachdecke rissen. Die neuen Biberschwänze, die aus deutscher Produktion stammen, da es am Ort keine vergleichbare Qualität gibt, versprechen gut verklammert auf neuer Lattung nun eine lange Haltbarkeit. Der mit seinen 29 Metern ungewöhnlich hohe Turm der Dorfkirche aus dem 14. Jahrhundert hat seit diesem Sommer auch wieder eine Kirchturmuhr, ebenfalls ein deutsches Fabrikat. Es ist eine Funkuhr, die sich auch nach Stromausfällen wieder exakt neu einstellt. Die Uhr konnte aus Spenden finanziert werden, ebenso wie zuvor eine neue Treppe im Turm, die einen gefahrlosen Aufstieg zur Höhe der Glockenfenster und damit einen Ausblick weit in das Land ermöglicht. Die alte Treppe war verschwunden. Das gleiche gilt für die gesamte hölzerne Ausstattung im Innern des Sakralbaus wie Gestühl, Empore, Kanzel, Altar, Taufkammer und Bilder. Sogar einen Beichtstuhl hatte diese Kirche noch, die einst als die am reichsten ausgestattete Dorfkirche Natangens galt. Das alles war verheizt oder, wie Zeugen berichteten, „auf Lastwagen mit unbekanntem Ziel abgefahren“ worden. Zu den verlorenen Schätzen gehörte neben Bildern der Kirchenpatrone auch je ein Lucas-Cranach-Bild von Luther und seiner Tochter Margarete, die als Ehefrau Georgs von Kunheim dem Jüngeren nach Mühlhausen gekommen war. Agnes Miegel hat diese Historie liebevoll geschildert. Die Sowchose, die ab 1945 in dem Dorf eingerichtet wurde, nutzte das Kirchengebäude als Mehrzweckhalle und Speicher. Dadurch blieb es wenigstens in seiner äußeren Substanz erhalten, so dass es ab Mitte der 90er Jahre gerettet werden konnte. Dies geschah mit den vereinten Kräften dreier Beteiligter: der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland/Propstei Königsberg, der die Kirche offiziell übertragen wurde, des privaten Vereins Förderkreis Kirche Mühlhausen und der Bundesregierung, die schrittweise die notwendigen Mittel beisteuerte. Dabei war die Sanierung des Dachs immer vorrangig, denn vom Dachstuhl abgehängt ist eine Holztonnendecke mit zum Teil wertvoller Bemalung aus dem Jahr 1695, dem einzigen Rest der reichen Innenausstattung. Diese Malerei, wie auch ein Wandbild mit dem Titel „Das Jüngste Gericht“ vom Ende des 15. Jahrhunderts sind inzwischen von St. Petersburger Fachleuten restauriert worden und lohnen schon allein einen Besuch in Mühlhausen. Besucher werden gebeten, sich frühzeitig bei der Propstei in Königsberg (Telefon 007/4012/956112, E-Mail: propstei@kaliningrad.ru) anzumelden. Die Küsterin, Lena Kaatz, ist über die Telefonnummer 007 (40156) 69564 erreichbar. Nähere Informationen darüber, wie man nach Mühlhausen gelangt, bietet der Förderkreis auf seiner Internetseite www.kirche-muehlhausen.org
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