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Wille gebrochen

 


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Hermann Sudermann


Gedenkschrift - 70 Jahre LO-NRW

70 Jahre LO Landesgr. NRW
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Wie Friedrichs Wille gebrochen werden sollte
Vor 282 Jahren zwang der Soldatenkönig seinen Sohn zuzusehen, wie er dessen Freund Hans Hermann von Katte köpfen ließ
Klaus J. Groth

Auch wenn man die Vorgeschichte kennt, begreiflich wird die Grausamkeit Friedrich Wilhelms I. niemals: Der Soldatenkönig verschärfte ein auf lebenslängliche Haft lautendes Urteil höchstpersönlich in ein Todesurteil – und zwang den eigenen Sohn, bei der Hinrichtung seines Freundes Hans Hermann von Katte zuzusehen. Zur Zeit des Preußenkönigs war das Entsetzen ebenso groß wie heute.

Die sich schon lange anbahnende menschliche Katastrophe wurde geschürt durch politische Interessen und Intrigen. Lange Zeit galt es als abgemacht, dass die Häuser von Preußen und England-Hannover sich enger aneinander binden würden. Für Prinzessin Wilhelmine war ein Vetter, der Herzog Friedrich von Glocester, ältester Sohn des Prinzen von Wales, Enkel Georgs I., als Ehemann ausersehen. Für Kronprinz Friedrich war Prinzessin Amalie, Schwester des Herzogs von Glocester, als Ehefrau bestimmt. Besonders die Mütter betrieben diese künftigen Verbindungen intensiv – und die Kinder schickten sich ab und zu kleine Geschenke.

Eine doppelte Verbindung, die Preußen eng an die Seite Englands und Frankreichs führen würde, konnte der kaiserlichen Seite keinesfalls recht sein. Sie hintertrieb die Pläne auf allen politischen und diplomatischen Kanälen. Führender Kopf war General Graf Friedrich Heinrich von Seckendorff, Vertreter der Interessen Wiens in Berlin. Er hatte gemeinsam mit König Friedrich Wilhelm gekämpft und besaß dessen Vertrauen. An seine Seite holte er sich den Minister Friedrich Wilhelm von Grumbkow. Dem zahlte von Seckendorff jährlich 1.000 Dukaten und versprach ihm eine Prämie von 40.000 Gulden, sollte es ihm gelingen, die geplante Doppelhochzeit zu verhindern.

Grumbkow holte gegen eine satte Bestechung den preußischen Gesandten in London, Benjamin Friedrich von Reichenbach, mit ins Boot. Als Gegenleistung meldete von Reichenbach nach Berlin, Prinzessin Amalie sei hässlich und werde es mehr von Tag zu Tag, der Prinz von Wales führe ein ausschweifendes Leben, das ihn zusehends schwäche. Dem Prinzen von Wales hingegen schilderte er Prinzessin Wilhelmine als unsagbar hässlich und stumpfsinnig dazu.

Friedrich Wilhelm schwankte bezüglich der Hochzeitspläne hin und her. Als sein Vetter und Schwager als Georg II. auf den Thron kam, wurde die Sache auch nicht aussichtsreicher. Er hatte Georg niemals leiden können und ihn als Junge tüchtig verprügelt. Wegen seiner roten Uniform nannte Friedrich Wilhelm den Schwager „Rotkohl“.

Die Hochzeitspläne führten immer häufiger zum Streit zwischen König und Königin. Er wütete: „Ich will keine Schwiegertochter haben, die sich großartig vorkommt und meinen Hof wie Sie mit Intrigen erfüllt. Ihrem Sohn, diesem Rotzjungen, werde ich eher die Peitsche geben als ihn verheiraten.“

1729 entführten preußische Werber hannoversche Bauernburschen. Daraufhin nahm England preußische Soldaten gefangen. Preußen machte mit 40.000 Mann mobil. Ein Krieg stand vor der Tür. Heimlich griff Kronprinz Friedrich ein. Er bot seine Vermittlung an. London solle sich vorerst mit der Hochzeit zwischen dem Prinzen von Wales und Prinzessin Wilhelmine begnügen, er aber gebe sein Ehrenwort, keine andere als Amelie zu heiraten.

Bei einer Hoftafel am 4. April 1730 gab Friedrich Wilhelm zur allgemeinen Überraschung die Verlobung seiner Tochter mit dem Prinzen von Wales bekannt, nachdem kurz zuvor der Streit wegen der Werber beigelegt worden war. Von einer Verbindung zwischen Friedrich und Amelie kein Wort. Die Intrigen wirkten. Allenfalls wenn Friedrich 28 Jahre alt sei, komme eine Hochzeit in Frage – also nach zehn Jahren. Das war für England unannehmbar.

Die Atmosphäre wurde zunehmend gereizter. Der König verprügelte seinen Sohn öffentlich, riss ihn an den Haaren, schleppte ihn so zur Parade mit. Friedrich entschloss sich zur Flucht, nachdem er noch ein Jahr zuvor einen eher halbherzig betriebenen Fluchtplan aufgegeben hatte. Im Lager von Mühlberg offenbarte Friedrich am 30. Mai 1730 erstmals dem Leutnant von Katte seinen Plan und bat um Hilfe. Er wusste, dass der Flöte und Klavier spielende Offizier ihm vollkommen ergeben war.

Zugleich suchte Friedrich Unterstützung bei seinem königlichen Onkel in London: Er könne die unwürdige Behandlung durch den Vater nicht länger ertragen und wolle eine geplante Reise des Königs zur Flucht nutzen. Zwar versicherte der Onkel Friedrich seines Mitgefühls, lehnte aber Hilfe ab. Die Auswirkungen dieses Hilferufs waren fatal – in diplomatischen Kreisen wurden die Fluchtpläne zum Tagesgespräch, und blieben dem König wohl auch nicht verborgen. Es wurde eng für Friedrich.

Der Vater nahm ihn mit auf die lange Reise nach Ansbach, um ihn besser unter Beobachtung zu haben. Drei höhere Offiziere wurden eigens als Aufpasser abkommandiert. Dennoch verfolgte Friedrich weiter seine Fluchtpläne. Er beauftragte einen Pagen, für die Nacht Pferde zu beschaffen. Der Page wurde erwischt und gestand dem König den Plan. Als der König volle Kenntnis von der geplanten Flucht hatte, schlug er mit einem Stock Friedrichs Gesicht blutig. Offiziere schritten ein. Ab sofort wurde der Kronprinz wie ein Staatsgefangener behandelt und am 12. August, als die Reisegesellschaft in Wesel wieder auf preußischem Boden war, förmlich verhaftet. Der König selbst führte das erste Verhör:

„Warum habt Ihr fliehen wollen?“

„Weil Sie mich nicht wie Ihren Sohn, sondern wie einen Sklaven behandelt haben!“

„Du bist nichts als ein feiger Deserteur ohne Ehre!“

In maßloser Wut fiel der Vater mit blankem Degen über den Sohn her. Der Festungskommandant stürzte sich dazwischen: „Wenn Sie Blut sehen wollen, Sire, dann nehmen Sie meines; aber schonen Sie Ihres Sohnes!“

Der König befahl, seinen Sohn in die Festung Küstrin zu bringen – strengstens bewacht. Proviant war für die gesamte Reise mitzunehmen, eine erste Pause durfte nicht vor der ersten preußischen Garnison in Halle eingelegt werden: „Auf der Reise sollet ihr … Ihn nicht aus dem Wagen steigen lassen, in ein Haus gehen. Hat er seine Notdurft zu verrichten, so muss solches auf freiem Felde geschehen, woselbst man sich weit umsehen kann und da keine Hecken noch Sträucher sind.“ Der Prinz sei tot oder lebendig nach Küstrin zu bringen.

Auch die Haftbedingungen legte der König selbst fest – heute würde man von Isolationshaft sprechen. Eine Untersuchungskommission sollte die Vorkommen aufklären. Die zu stellenden Fragen formulierte teilweise der König. Friedrich Wilhelm zog die Todesstrafe oder den Thronverzicht für den Sohn in Betracht.

Mehrere in die Fluchtpläne einbezogene Offiziere waren inzwischen verhaftet worden, unter ihnen Katte. Ihnen wurde ebenfalls der Prozess gemacht. Im Fall Kattes entschieden die als Richter eingesetzten Offiziere auf lebenslängliche Haft. Das Urteil missfiel dem König. Da sich das Gericht weigerte, anders zu urteilen, ordnete der König in einem Schreiben an, Katte zu enthaupten, denn „es wäre besser, dass er stürbe, als dass die Justiz aus der Welt käme“.

Für die Vollstreckung ordnete der König an: „Den Montag … sollet ihr von der Garnison 150 Mann commandiren lassen, die den Kreis schließen sollen vor dem Fenster des Kronprinzen … so dass der Kronprinz aus dem Fenster selbigen gut übersehen kann …“

Friedrich ahnte nicht, was ihm bevorstand. Heimlich hatte man ihm etliche Hafterleichterungen zukommen lassen, er glaubte das Elend bald ausgestanden zu haben. Am 6. November, zwei Stunden vor der Hinrichtung, wurde gesagt, was ihm bevorstehe. Er flehte um das Leben Kattes. Der wurde pünktlich um 7 Uhr vorgeführt. „Mein lieber Katte, ich bitte Sie tausendmal um Verzeihung“, rief Friedrich aus dem Fenster. Katte antwortete: „Nichts von Verzeihung, mein Prinz, ich sterbe mit tausend Freuden für Sie!“

Als der Henker Katte den Kopf abschlug, brach Friedrich ohnmächtig in den Armen seiner Wächter zusammen.

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt Ausgabe 43/12, 27.10.2012

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