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Film: Titanic 1943: Frau Gerda Kinski aus Kiel wirkte 1942 als Statistin bei TITANIC mit. Im Rahmen einer „Langen Nacht der Titanic", die begleitend zur Ausstellung „Titanic - Einladung zu einer Zeitreise" in der Kieler Ostseehalle stattfand, sprach Gerda Kinski über ihre Erlebnisse bei den Dreharbeiten zu TITANIC. Malte Fiebing: Frau Kinski, wie sind Sie an die Statistenrolle gekommen? Gerda Kinski: Wir lebten in der Nähe von Danzig, Ostpreußen. Ich arbeitete in der Gegend, nämlich in Gotenhafen, beim Torpedowaffenplatz der Luftwaffe. Meine Mutter entdeckte Anfang des Jahres 1942 eine Anzeige in der Tageszeitung „Danziger Neuste Nachrichten", in der stand, dass in der Gegend ein Titanic-Film gedreht werden soll, für den noch Statisten gesucht werden. Malte Fiebing: War in dieser Anzeige schon beschrieben worden, welche Anforderungen die Gesuchten erfüllen mussten? Gerda Kinski: Ja, es stand geschrieben, dass sie nur gute Schwimmer suchten und dass man gut sehen können müsse, da vorwiegend nachts gedreht werden würde. Da meine Mutter und ich diese Voraussetzungen hatten, fuhren wir mit meiner Schwester zum Casting in das Hotel Danziger Hof. Wir wurden alle engagiert. Malte Fiebing: Und was passierte dann? Gerda Kinski: Zunächst bekamen wir die Anweisung, nicht albern zu sein. Das ist mir sehr gut in Erinnerung geblieben, weil ich es für eine Selbstverständlichkeit hielt, dass man beim Spielen eines Opfers der Titanic nicht lachen durfte. Am ersten Tag mussten wir zu aller erst diese komischen Schwimmwesten anprobieren. Danach wurde zunächst ausgiebig geprobt, nicht gleich gedreht. Malte Fiebing: Und wie sahen diese Proben aus? Gerda Kinski: Vor der Cap Arcona, die als Kulisse für die Deckszenen und teilweise als Hintergrundwand für das Abfieren der Rettungsboote verwendet wurde, brachten die Filmleute ein schwimmendes Ponton an, von dem wir ins Wasser springen mussten. Für die Proben hatten wir uns Badeanzüge angezogen und ich kann mich noch daran erinnern, dass das Ostseewasser sehr kalt war. Nur um die 13 Grad. Malte Fiebing: Und wie gingen dann die eigentlichen Dreharbeiten von statten? Gerda Kinski: Die Dreharbeiten begannen immer erst dann, wenn es komplett dunkel war. Zunächst kamen wir auf die Cap Arcona und wurden geschminkt. Die Frauen bekamen lange Abendkleider an, darüber mussten wir dann die Schwimmwesten anziehen. Auf Kommando mussten wir dann das tun, was wir so lange geübt hatten: einfach in das Wasser springen. Natürlich war das Schwimmen in den langen Kleidern, die sich voll Wasser sogen, nicht einfach. Nun wusste ich, warum die Filmleute nur gute Schwimmer haben wollten. Malte Fiebing: Was mussten Sie dann im Wasser genau tun? Gerda Kinski: Wir im Wasser mussten zu den Rettungsbooten schwimmen und uns daran festhalten. Die Leute in den Booten hatten dann die Aufgabe, unsere Hände immer wieder vom Rand der Boote weg zu machen. Malte Fiebing: Das hört sich ja wirklich sehr anstrengend an. Wurden die Mühen dann wenigstens gut entlohnt? Gerda Kinski: Ja, die Bezahlung war wirklich sehr gut. Pro Drehtag, und wir drehten ja fast eine ganze Woche, bekamen wir fünf Gulden. Das war damals unglaublich viel Geld. Ich war aber etwas neidisch auf meine Schwester, da ich meiner Meinung nach viel mehr Einsatz zeigen musste. Während ich in dem eisigen Wasser herumpaddeln musste, saß sie nämlich in einem der Boote. Im Film sitzt sie neben der Schauspielerin Monika Burg, die im Film die Rolle der „Heidi" spielt. Malte Fiebing: Hatten sie während der Dreharbeiten Angst, Sie könnten ertrinken? Gerda Kinski: Nein, eigentlich nicht. Das Wasser war auch nur bei Szenen, bei denen wir direkt vom Schiff springen mussten, wirklich tief - schließlich war die Cap Arcona kein kleines Schiff. Die Szenen mit den Booten wurden im flacheren Gewässer gedreht. Dort ging das Wasser nur etwa bis unter die Arme. Passt man beim Anschauen des Filmes genau auf, kann man sehen, dass die Leute an den Booten quasi auf und ab hüpfen. Und die sinkende Titanic im Hintergrund ist ja nur ein nachträglich reinretuschiertes Modell. Malte Fiebing: Was haben Sie vom Regisseur Herbert Selpin mitbekommen? Gerda Kinski: Eigentlich nicht viel. Herr Selpin hatte sich während der Dreharbeiten gegenüber der deutschen Wehrmacht kritisch geäußert und wurde verhaftet. In der Zeitung stand, dass er Anfang August 1942 erhängt in seiner Zelle gefunden wurde. Danach übernahm Werner Klingler die Regie. Malte Fiebing: Haben Sie nach den Dreharbeiten das Schicksal der Cap Arcona weiter verfolgt? Gerda Kinski: Ja, das habe ich. Und ich war sehr erschüttert, als ich mitbekam, dass das Schiff, dass noch 1943 für die Verfilmung des Untergang der Titanic verwendet wurde, im Mai 1945 in der Lübecker Bucht mit tausenden von KZ-Häftlingen von alliierten Bombern versenkt wurde. Malte Fiebing:
Ich danke Ihnen für das Interview. (Das Interview führte Malte Fiebing am
14.07.2007 in Kiel. Es wurde erstmalig veröffentlicht im August 2007 in „Der
Navigator", der offiziellen Vereinszeitschrift des
Titanic Informations
Center Deutschland e.V. (www.titanicverein.de).
Weitere Bilder aus dem Film finden
Sie unter:
Ein Teil der Aufnahmen aus dem deutschen Film von
1943 wurden in dem englischen Film
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