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Gebeine toter Deutscher auf Müllkippe entsorgt STETTIN. In einer Ortschaft in Hinterpommern ist ein ehemaliger deutscher Friedhof auf entehrende Weise ausgehoben und das Erdreich auf einer Müllhalde abgekippt worden. Tagelang lagen Gebeine, Schädelteile und Sargreste unter freiem Himmel offen da. Nach einem Bericht der Gazeta Wyborcza Szczecin sah die örtliche Verwaltung darin kein Problem. Nach der Umwidmung des ehemaligen deutschen evangelischen Friedhofs des Dorfes Groß Justin (Gostyń) im Jahre 1997 verkaufte die Gemeinde das hügelige Grundstück als Bauland. Der neue polnische Besitzer ließ Ende Juni das Gelände planieren. Über Knochenfunde in großer Zahl informierte er schriftlich das zuständige Gesundheitsamt im nahen Cammin (Kamień Pomorski). Das sah für eine vollständige Untersuchung des Erdreiches keinen Grund: Nach Informationen der Gemeinde hatte man es nicht mit einem Friedhof zu tun. Kriminalpolizei ermittelt Dutzende Lastwagen-Ladungen mit Erdaushub wurden sodann durch den Grundstückseigner auf einer wilden Müllkippe am Rande einer Kläranlage im Ostsee-Badeort Poberow (Pobierowo) abgeladen. Inzwischen ermittelt die Kriminalpolizei in der Sache. Mitarbeiter der Gerichtsmedizin aus Stettin haben bis Dienstag die sterblichen Überreste einer in die Hunderte gehenden Zahl von Toten exhumiert. Sie sollen jetzt gezählt werden. „So eine Barbarei“, äußerte Andrzej Ossowski von der Gerichtsmedizin angesichts der umherliegenden Knochen. Gegenwärtig sei noch nicht abzuschätzen, wie viele Tote auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof von Groß Justin beerdigt waren. „Aus historischen Aufzeichnungen geht hervor, daß es sogar viele Hundert sein können.“ Bis in jüngste Zeit wurde das verwüstete Friedhofsgelände von deutschen Touristen besucht. Nach Informationen von Historikern liegt der Schwiegersohn von Reichspräsident Paul von Hindenburg dort begraben. (ru)
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