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Betretenes Schweigen Kaum Reaktionen gab es in den Medien auf die Enthüllung des „Spiegel“, dass Moskau im Mai 1990 Verhandlungen mit Bonn über die Zukunft des nördlichen Ostpreußens suchte. Aus der Politik selbst war nach dem Wissen dieser Zeitung sogar keinerlei Reaktion zu verzeichnen. Noch nicht einmal die vielschichtige Frage, warum dieses Dokument gerade jetzt öffentlich wurde, scheint die politische Klasse in Deutschland zu interessieren. Was den „Spiegel“-Bericht eindrucksvoll bestätigt: Das Angebot im Sommer 1990 wurde von Moskau offenbar zweigleisig vorgebracht: Auch hochrangige deutsche Manager mit Kontakten zur Landsmannschaft Ostpreußen wurden damals entsprechend kontaktiert. LO-Sprecher Wilhelm v. Gottberg bestätigte nun erstmals, dass dieser Vorstoß die Grundlage der entsprechenden Berichte in den Ausgaben Nr. 20, 31, 37 und 42 des Jahres 1991 dieser Zeitung waren. „Das Angebot als solches geschah schon vor Abschluss des 2+4-Vertrages im September 1990“, erläutert v. Gottberg. Wohlweislich habe die Landsmannschaft damals monatelang gezögert, mit dieser Sensation an die Öffentlichkeit zu gehen. Die zeitliche und inhaltliche Parallelität der beiden „Überlieferungsstränge“ bestätigt nun die Richtigkeit des jeweils anderen Berichts, und sie zeigt, dass dieser Vorstoß aus Moskau eben doch vermutlich ernst gemeint war. Eine raffinierte Intrige gegen Gorbatschow, wie der „Spiegel“ mutmaßt, wäre kaum in dieser doppelten Form gesponnen worden. Gegen diese Vermutung spricht ohnehin die eigene Berichterstattung des „Spiegel“ am 13. September 1999 unter Berufung auf „russische und deutsche Polit-Quellen“, wonach dieses Angebot Gorbatschows später von Boris Jelzin erneuert worden sei.
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