|
|
Warmer Dank Vor wenigen Wochen berichtete diese Zeitung in großer Aufmachung auf Seite 1 über das Projekt polnischer Historiker, die im Zweiten Weltkrieg getöteten Polen Name für Name zu erfassen und dabei auch die Gesamtzahl der Opfer zu überprüfen. Schon jetzt zeichne sich ab, dass dabei die seit Jahrzehnten genannte Zahl von 6.028.000 Getöteten nach unten korrigiert werden würde. Diesen Bericht schickten wir auch an das polnische Institut für das nationale Gedenken (IPN), das dieses großangelegte Vorhaben koordiniert. Wir waren dabei durchaus nicht sicher, wie unsere Berichterstattung beim IPN aufgenommen werden würde, weil wir deutlich schrieben, dass die überhöhte Opferzahl auch Vorwand für die Vertreibung „war und ist“. Nun hat uns vor wenigen Tagen folgender Dankbrief aus Warschau erreicht, gezeichnet von Andrzej Arseniuk, einem Sprecher des IPN (Original in englischer Sprache): „Im Namen des gesamten Instituts für das Nationale Gedenken möchte ich Ihnen danken für die Aufmerksamkeit und das Interesse an unserem Programm ,Personelle Verluste‘, das Sie freundlicherweise in dem Artikel der Preußischen Allgemeinen Zeitung ,6.028.000 polnische Opfer?‘ bearbeitet haben. Als Zeichen der Wertschätzung möchte ich einige der Veröffentlichungen unseres Instituts mit Ihnen teilen, Ihnen aber auch unsere Bereitschaft versichern, in Zukunft mit Ihnen zusammenzuarbeiten und Sie zu unterstützen, wenn sie über die polnische Geschichte recherchieren wollen oder über Studien, die das Institut des Nationalen Gedenken durchgeführt hat.“ Dem aufwendig gestalteten Anschreiben lagen vier Bücher des Instituts bei. Die Preußische Allgemeine Zeitung möchte, auch im Namen ihrer Herausgeberin, auf diesem Wege dem IPN ihre doppelte Hochachtung bekunden: Zum einen für das Dokomentationsprojekt an sich, zum anderen aber auch für die Offenheit uns gegenüber, aus der echte Versöhnungsbereitschaft spricht. Von unerwarteter Seite Manchmal kommen Zustimmung und Unterstützung von völlig unerwarteter Seite. In dieser Woche ist das dieser Zeitung und ihrem großen Anliegen eines tragfähigen Ausgleichs mit Polen zur Überwindung des fortwirkenden Vertreibungsunrechts gleich zweimal geschehen. Fünf Wochen ist es her, dass wir in großer Aufmachung auf Seite 1 über ein Projekt polnischer Historiker berichteten, die bald nach Kriegsende von kommunistischen Propagandisten erfundene Zahl von angeblich 6.028.000 polnischen Opfern des Zweiten Weltkriegs auf den Prüfstand zu stellen. Der Beitrag war mit Respekt für Polen geschrieben – für damaliges Leid und heutige Aufrichtigkeit. Und doch haben wir nicht verschwiegen, dass „polnisches Leid Vorwand für die Vertreibung war und ist“ und sogar die Frage gestellt, ob die deutsche Wiedergutmachung geringer ausgefallen wäre, wenn nicht lange die so offenkundig überhöhte Zahl verbreitet worden wäre. Umso größer war das Erstaunen, dass ausgerechnet das polnische Institut für Nationales Gedenken (IPN) uns in formvollendeter Weise für diese Berichterstattung gedankt und weitere Zusammenarbeit angeboten hat. Ein Missverständnis ist ausgeschlossen, denn beim IPN arbeiten hervorragende Wissenschaftler, die ohne Zweifel in der Lage sind, Zeitungsartikel in deutscher Sprache exakt zu verstehen. Sie werden auch nicht übersehen haben, dass diese Zeitung von der Landsmannschaft Ostpreußen herausgegeben wird. Kein Zweifel: Mit solchen Gesprächspartnern würde die Arbeit eines Zentrums gegen Vertreibungen sicher ein Erfolg und könnte große Impulse für eine deutsch-polnische Versöhnung geben, die diesen Namen verdient. Die zweite Überraschung war das Engagement des österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer für eine gerechte Einbeziehung der 1945 vertriebenen Donauschwaben in die Restitutions- und Entschädigungsgesetze, über die derzeit in Kroatien und Serbien beraten wird. Fischer ist Sozialdemokrat, auch wenn seine Parteimitgliedschaft als Staatspräsident momentan ruht. Zieht man eine Parallele zur politischen Debatte in Berlin, so scheint Österreich auf einem anderen Stern zu liegen. Wer hier noch Entschädigung für Vertriebene befürwortet, wird – siehe „Preußische Treuhand“ oder Europäischer Vertriebenenverband EUFV – behandelt wie ein Extremist. Bei den Jusos wurde unlängst allen Ernstes beraten, ob der Bund der Vertriebenen als „NS-Hilfsorganisation“ eingestuft werden solle. Der staunende Beobachter fragt sich, wie weit sich die deutsche Sozialdemokratie vom Völkerrecht entfernt hat. Jedenfalls haben die beiden unerwarteten Wendungen der letzten Tage schlaglichtartig deutlich gemacht, auf welche Abwege die bundesdeutsche Debatte in Sachen Vertreibung geraten ist.
Diskutieren Sie diese Meldung in unserem Forum
Diese Netzseite ist optimiert für
800x600 / 1024x768 oder höher und 24 Bit Farbtiefe sowie MS-Internet Explorer 11.x
oder höher. |
|