Ungewisse Zukunft
Gedenkpolitik: Vertriebenenmahnmal
vor der Umgestaltung Ein Beitrag von Peter Möller
Es ist ein weiter Weg von der Ostsee nach Oberschleißheim
nahe der bayerischen Landes-hauptstadt München. So taucht denn auch das letzte noch
erhaltene Pionierlandungsboot vom Typ 41 etwas unver-mittelt vor den Besuchern des
alten Flugplatzes in Ober-schleißheim auf.
1945 waren mit dem Boot Hunderte Flüchtlinge aus
Ostpreußen vor der heranrückenden Roten Armee in Sicherheit gebracht worden. Heute
steht es im Mittelpunkt der Gedenkstätte "Flucht und Vertreibung" der Ost- und Westpreußenstiftung.
Zusammen mit einer Mauer, in die Glasbehälter mit sogenannter "Heimaterde" aus den
ehemaligen deutschen Ostgebieten eingelassen sind, bildet das Landungsboot einen
der außergewöhnlichsten Erinnerungsorte in Deutschland, der dem Schicksal der Heimatvertrieben
gewidmet ist.
Es ist allerdings ungewiß, wie lange sich dieses
1984 eingeweihte Mahnmal den wenigen Besuchern in seiner jetzigen Gestalt noch präsentieren
wird. Nach dem Willen des zuständigen Kreistages des Landkreises München wird auf
dem Gelände für 11,8 Millionen Euro ein internationales Jugendhaus errichtet (JF
14/07). Träger der Einrichtung soll der Kreisjugendring werden, der sich in der
Denkmalfrage auf eine Zusammenarbeit mit der Ost- und Westpreußenstiftung geeinigt
hat.
Ziel der Zusammenarbeit ist es, das unbequeme Denkmal
zu überarbeiten, um bei den Besuchern der Jugendbegegnungsstätte keine Irritationen
auszulösen. So soll ein möglichst "neutraler Denkmalsbereich" geschaffen werden,
der auf "belastete Begriffe und Gedenktafeln" verzichtet und damit etwa auch für
Jugendliche aus Polen akzeptabel ist. Wieviel Platz dann noch für die Erinnerung
an das schwere Schicksal der Flüchtlinge und Vertriebenen bleiben wird, ist ungewiß.
Quellen:
Bild: BdV-Broschüre "Mahn- und Gedenkstätten in Bayern", Seite 12;
Text:
JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de
16/07 13. April 2007
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