Heinz Erhardt, geboren am 20. Februar 1909 in Riga,
Lettland (Liveland), † 5. Juni 1979 in Hamburg-Wellingsbüttel) war ein
deutsch-baltischer Komiker, Musiker, Komponist, Unterhaltungskünstler,
Kabarettist, Schauspieler und Dichter.
Von 1926 bis 1928 absolvierte er ein Volontariat in einem Leipziger
Musikgeschäft und machte zugleich eine Ausbildung am Leipziger Konservatorium
in den Fächern Klavier und Komposition. Im Anschluss arbeitete er bis 1938 in
Riga in der Kunst- und Musikalienhandlung seines Großvaters. Zu dieser Zeit
trat Erhardt in Rigaer Caféhäusern sowie als Conférencier und Vortragskünstler
bei deutsch-baltischen Festveranstaltungen auf. Ab 1932 komponierte er für
Aufführungen des Deutschen Schauspiels Berlin, doch der Versuch, sich als
Unterhaltungsmusiker zu etablieren, schlug fehl.
Erst 1937 gelang es ihm, selbst komponierte Lieder bei Rundfunksendern in
Königsberg und Danzig auf Sendung vorzutragen. Nach Auftritten in Breslau 1938
verpflichtete ihn Willi Schaeffer ans Berliner Kabarett der Komiker, gefolgt
von Auftritten in der Scala.
Im November 1941 wurde Erhardt zum Musikcorps der Marine in Stralsund
eingezogen; schon bald aber kommandierte man ihn zur Truppenbetreuung ab und
versetzte ihn nach Kiel. Kurz vor Kriegsende geriet er für kurze Zeit in
britische Gefangenschaft. Nach seiner Entlassung zog er im Sommer 1945 nach
Hamburg, wo er für den NWDR gemeinsam mit Will Meyen die wöchentliche
Sendereihe "So was Dummes" gestaltete und die "Glosse der Woche" schrieb.
Sein Theaterdebüt gab Heinz Erhardt 1946 in Hamburg in dem Boulevardstück
"Frauen haben das gerne", gefolgt von einem Auftritt in einem kurzen Trickfilm
auf. Er gastierte auf "Bunten Abenden", schrieb humoristische Bücher,
produzierte Schallplatten ("Der Onkel-Otto-Walzer", 1952; "Bobby Schick",
1953) und ging auf Theater-Tourneen ("Verzeih, daß ich Dich liebe", 1951;
"Lieber reich, aber glücklich", 1953/54; "Kleopatra, die Zweite", 1955).
Nach ersten Nebenrollen, darunter ein Gesangsauftritt in "Gesucht wird Majora"
(1949) oder die Verkörperung eines Fabrikanten in "Liebe auf Eis" (1950),
arbeitete Erhardt ab Mitte der 1950er Jahre immer häufiger und erfolgreicher
beim Film. Seine erste Hauptrolle spielte er 1957 in "Der müde Theodor". Auf
Grund des Erfolgs dieses Films wurden in den Jahren danach, Projekte ganz auf
seine Person hin zugeschnitten.
Heinz Erhardts Humor zeichnete sich durch Kalauer ("Kommen Sie mir nicht mit
oder, Herr Neiße"), Sprachneuschöpfungen ("Schwotte" = Schwabe + Schotte),
Satzverdrehungen ("Wir sind gefallen, einem Irrtum zum Opfer") und eine
ironisch betuliche Redeweise ("Sie kömmt nicht"). Dabei hatte sein Witz kaum
Aggressives oder Bösartiges, vielmehr strahlte er stets eine sympathische
Menschlichkeit aus.
Exemplarisch hierfür war eine Szene in der Komödie "Witwer mit 5 Töchtern"
(1957). Darin spielte er einen Familienvater, der bei dem Versuch, seine
Autorität untermauern, eine Ohrfeige in ein Streicheln verwandelt. Auch als
reizbarer Caféhausbesitzer in "Der Haustyrann" (1958) oder als grantiger
Schutzmann in "Natürlich die Autofahrer" (1959) blieb er dem Typus des
"kleinen Mannes", der es den Großen schon zeigen wird (wenn sie ihn nur
lassen), treu. Zu seinen Leinwandpartnern gehören
Trude Herr,
Ruth Stephan und
Grethe Weiser, bei den Männern
Peter Weck und
Peter Alexander.
In den 1960er Jahren war Erhardt immer häufiger in markanten Nebenrollen zu
sehen. So bereicherte er durch seine Präsenz die Eislauf-Revuefilme "Kauf dir
einen bunten Luftballon" (1960) und "Die große Kür" (1964) oder die
Schlager-Vehikel "Apartment-Zauber" (1963) und "Wenn man baden geht auf
Teneriffa..." (1964). Er gab humorige Einlagen in Karl May-Verfilmungen (etwa
in "Der Ölprinz", 1965, oder in "Das Vermächtnis des Inka", 1965) und in
Fernseh-Operetten ("Frau Luna", 1964; "Der Opernball", 1971). Er moderiert
Unterhaltungssendungen, war Gast zahlreicher Shows und ging ab 1968 als
Rezitator eigener Werke auf Tournee.
Daneben spielte Erhardt weiterhin und mit großem Erfolg Theater, zumeist an
Peter Ahrweilers Kleiner Komödie in Hamburg. Außerdem hatte er 1960 in Hamburg
die Heinz Erhardt-Produktion (HEP) gegründet, die auch Werbefilme produzierte
und es Erhardt ermöglichte in den von ihm finanzierten TV-Filmen weniger
klamaukhaft zu agieren, als in seinen Filmrollen.
1969 besetzte ihn
Wolfgang Staudte in seiner Gaunerkomödie "Die Herren mit der weißen
Weste", bevor Erhardt in dem Finanzbuchhalter "Willi Winzig" noch einmal einen
perfekt auf ihn passenden Leinwandcharakter fand. In insgesamt vier
"Willi"-Filmen variierte er seine Paraderolle, die bis heute zu seinen
bekanntesten und beliebtesten zählt: "Was ist denn bloß mit Willi los" und
"Das kann doch unsren Willi nicht erschüttern", 1970; "Unser Willi ist der
Beste", 1971; "Willi wird das Kind schon schaukeln", 1971/72.
Am 12.12.1971 erlitt Erhardt, der seit 1935 verheiratet und Vater von vier
Kindern war, einen Schlaganfall, der zu rechtsseitiger Lähmung und
Sprachverlust führte. Am 01. Juni 1979 wurde im das Große Verdienstkreuz der
Bundesrepublik Deutschland nachträglich zum 70. Geburtstag verliehen. Vier
Tage später, am 5. Juni 1979, starb Heinz Erhardt in seinem Haus in Hamburg.
Wenige Jahre später wurden seine Filme von studentischen Filmclubs neu
entdeckt und kamen in der Folge erneut in die Kinos. Auch Erhardts
Schallplatten und Bücher erreichten im Zuge dieses Revivals neue
Verkaufsrekorde.
Filmografie
1949: Wer macht was falsch?
(Verkehrslehrfilm/nur Stimme)
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