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Kriegsverbrechen

 


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»Moment mal!«
Ein bißchen Kriegsverbrechen gibt es nicht!
von Klaus Rainer Röhl

Ende Januar 1945 bekam meine Mutter Besuch vom Blockwart der NSDAP. Sie lebte mit meinen zwei jüngeren Geschwistern (drei und zehn Jahre) in unserer Wohnung in Danzig-Langfuhr. Mein Vater war Soldat, ich selber, gerade 16 geworden, befand mich in einem Ausbildungslager des Reichsarbeitsdienstes. Meine Mutter packte seit Tagen ihre Koffer und einen Kinderwagen zur Flucht, die Russen standen vor Dirschau, und man hörte in großer Entfernung die Artillerie. Sie wartete auf die Reisepapiere für die Fahrt mit der Eisenbahn. Da kam der Partei-Mensch. Nicht ohne eine gewisse Feierlichkeit eröffnete er ihr, daß sie ganz großes Glück gehabt habe: Er bringe ihr Schiffskarten für die Fahrt mit dem Luxusdampfer „Wilhelm Gustloff“, der in den nächsten Tagen in Gotenhafen ablegen würde.

Meine Mutter war verwirrt. Sie hatte eine panische Angst vor Schiffsreisen, schon als Kind. Sie lehnte ab und kam mit dem allerletzten Zug aus Danzig heraus, am 30. Januar 1945. An diesem Tag versank die „Wilhelm Gustloff“, von drei Torpedos des sowjetischen U-Boots S 13 getroffen, innerhalb von 50 Minuten in den eisigen Fluten der Ostsee. Unter den Opfern war auch die Frau, der meine Mutter ihre Schiffskarten überlassen hatte, mit ihren drei Kindern. Die genaue Zahl der Flüchtlinge, die an Bord waren, kann nur geschätzt werden, da am Ende die verzweifelten Menschen auch ohne Schiffskarten einsteigen durften. Sicher befanden sich mehr als 10.000 Menschen an Bord, darunter auch 162 Verwundete und 918 junge Marinesoldaten einer U-Boot-Ausbildungseinheit.

Von Minensuchbooten und anderen kleinen Schiffen wurden 1252 Personen gerettet, das war eigentlich fast ein Wunder. Überlebende, von denen einige wenige noch in Guido Knopps Fernsehsendung auftreten konnten, berichten als Augenzeugen über die unbeschreiblichen Zustände während der Schiffskatastrophe, die weitaus verheerender war als die des Luxusdampfers „Titanic“. Die Passagiere der „Gustloff“ hatten kaum Überlebenschancen. Viel zu wenige Rettungsboote und Rettungsflöße. Die „Wilhelm Gustloff“, für 1.500 Passagiere ausgelegt, war mit mehr als 10.000 Menschen hoffnungslos überfüllt. Die meisten waren völlig entkräftete Flüchtlinge, die wochenlang unterwegs gewesen waren. Für sie und auch die Verwundeten gab es kein Entkommen. So nimmt es nicht wunder, daß die meisten Überlebenden Matrosen des Schiffes oder Männer der Ausbildungseinheit waren.

In der Fernseh-Dokumentation von Guido Knopp wird zum mindesten die Frage aufgeworfen, ob es sich bei dem gezielten Angriff auf ein Flüchtlingsschiff um ein Kriegsverbrechen der Alliierten gehandelt habe, vergleichbar dem Massenmord an den Bewohnern von Dresden und vielen anderen deutschen Städten durch Bombardierung von Wohnvierteln und Massenansammlungen von Flüchtlingen (Swinemünde). Doch die Frage wurde glatt verneint. Und zwar, zur großen Enttäuschung der Vertriebenen, ausgerechnet von einen Überlebenden der „Wilhelm Gustloff“, jenem Mann, der jahrelang durch unermüdliche, beharrliche Veröffentlichungen, Vorträge und Eingaben versucht hat, die größte Schiffskatastrophe, die sich jemals ereignet hat (!), im Gedächtnis der Deutschen zu erhalten und die Schuldfrage zu stellen: von Heinz Schön. Viele Jahrzehnte kämpfte nur er allein um die Wahrheit, bis endlich die Zeit reif war und durch die Veröffentlichung der Novelle „Im Krebsgang“ von Günter Grass (2002), das zeitgleich erscheinende Buch des Autors „Verbotene Trauer“ und die Fernsehdokumentation von Guido Knopp das Interesse der breiten Öffentlichkeit geweckt war. Doch was blieb in dem neuen Vilsmaier-Film von dem Vorwurf der gezielten Tötung Tausender unschuldiger Kinder und Frauen am Ende übrig? Ein Freispruch erster Klasse durch den Autor und Experten Schön, inzwischen gegen ein hohes (vermutlich fünfstelliges) Honorar Berater der Filmgesellschaft. Die Torpedierung des (gegen U-Boot-Angriffe) unbewaffneten Passagierschiffs sei kein Kriegsverbrechen gewesen, weil Rekruten der Ausbildungs-Einheit und Marinehelferinnen (!) mit auf dem Schiff gewesen seien. Insofern könne es nicht als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnet werden. Ein anderer Überlebender, der als Siebenjähriger durch Zufall die Katastrophe überlebte, während seine Mutter und Schwester in dem eisigen Wasser versanken, Winfried Harthun, legte einen Beweis für die bei ihm besonders erfolgreiche Umerziehung ab und suchte (im Film von Guido Knopp) Entlastungsgründe für die Tötung von Frauen und Kindern: „Es war kein Kriegsverbrechen. Wir sind anfangs abgedunkelt gefahren, und es waren Soldaten auf dem Schiff.“ Es sei schließlich Krieg gewesen, und das Schiff sei nicht ausdrücklich als Lazarettschiff angemeldet gewesen, meinte Harthun. Was der beflissene deutsche Gutmensch nicht zu wissen schien, war die Tatsache, daß die Sowjets die Anmeldungen von Schiffen als Lazarettschiffe grundsätzlich nicht anerkannten (Sowjetrussische Note an die Reichsregierung vom 17. Juli 1941.).

So behandelt der ZDF-Film den Untergang der „Wilhelm Gustloff“ wie eine Naturkatastrophe, ein tragisches Unglück, für das es keinen Urheber und also auch keinen Verantwortlichen geben kann. Pech gehabt, Opfer! Dabei hat der Urheber des Massentods von Frauen und Kindern, der Mann, der buchstäblich auf den Knopf der Tötungsmaschine gedrückt hat, durchaus Namen und Adresse. Er hat sogar Motive, und diese Motive sind alles andere als ehrenwert. Der Kommandant des russischen U-Boots S 13 blieb in verschwommenem Rotlicht, mit dem das Innere eines U-Boots gezeigt wird. Man sieht ihn nur für Sekundenbruchteile, unscharf, undeutlich. Wo man sonst mit dem moralischen Zeigefinger dreimal auf alle Schuldigen hinwies, blieb er im Dunkeln. Dabei weiß man gerade über ihn ziemlich viel. Der Kapitän hieß Alexander Marinesko. Diese Fahrt war ein Bewährungsauftrag. Er war, statt termingerecht seine Feindfahrt anzutreten, auf einer ausgedehnten Zechtour versackt und erst durch die Militärpolizei wieder aufgegriffen worden. Normalerweise hätte das eine Aburteilung als Deserteur oder Spion bedeuten können, aber in der Sowjetunion wurde jeder qualifizierte U-Boot-Kommandant gebraucht. So gab man ihm eine letzte Gelegenheit, sich zu bewähren!

An diesem Abend war er fast 20 Tage ohne Erfolg unterwegs gewesen und freute sich unbändig, endlich ein Ziel – und was für ein Ziel! – für seine Torpedos gefunden zu haben. Ein so großes Schiff (21.131 Bruttoregistertonnen)!

Eine gute Woche später war ihm das Jagdglück noch einmal hold, es gelang ihm, mit zwei weiteren Torpedos auch die vom Königsberger Hafen Pillau kommende „Steuben“ mit weiteren 2.000 Flüchtlingen und 2.500 Schwerverwundeten an Bord zu versenken, hier wurden nur 600 Menschen gerettet. So hatte der durch eine Sauftour in Verruf geratene Korvettenkapitän Alexander Marinesko rund 13.000 Menschen aus dem Leben befördert. Sein Schiffsmaat Astrachow beteuerte denn auch vor den ZDF-Kameras von Guido Knopp: „Als wir erfuhren, daß so viele Menschen ertrunken waren, hatten wir großes Mitleid mit ihnen. Das waren doch lebendige Menschen gewesen!“ Uns kommen die Tränen.

Kapitän Marinesko wurde für die beiden Abschüsse der „Orden der Roten Fahne“ verliehen, eine nicht besonders begehrte Auszeichnung, vergleichbar dem Eisernen Kreuz, aber den Ehrentitel „Held der Sowjetunion“, den er vielleicht erwartet hatte, erhielt er nicht, vielleicht war man sich nicht einmal in der sowjetischen Admiralität sicher, ob die Tötung der Flüchtlinge der „Gustloff“, davon die Hälfte Kinder, eine wirkliche Heldentat gewesen war. Nachdem er verbittert schon 1946 die Marine verlassen hatte, wurde er für einen längeren Zeitraum nach Sibirien verbannt und erst nach seinem Tod rehabilitiert. Im neuen Rußland Putins ist er ein gefeierter Kriegsheld.

Eins wurde in dem ZDF-Film nicht verschwiegen: Auch nach diesen beiden furchtbaren Schiffskatastrophen hat die Großaktion zur See aus den Häfen Pillau bei Königsberg, dem Hafen der Danziger Bucht und der Halbinsel Hela, später den Häfen Kolberg und Stettin eine Unzahl von Menschen vor dem Zugriff der Roten Armee gerettet, bereits Ende März waren es 1.256.641. Im April wurden noch einmal 1.777.201 Flüchtlinge und Verwundete durch Schiffe aller Größenordnungen, bis zum kleinsten Schiffskutter und Fischdampfer, gerettet. Sogar nach der Teil-Kapitulation im Westen am 5. Mai rettete die Kriegsmarine, übrigens mit Billigung des alliierten Oberkommandierenden, Feldmarschall Montgomery, bis zur endgültigen Kapitulation, also bis zum Morgen des 9. Mai 1945, 0 Uhr, noch einmal Zehntausende vor den Russen. Insgesamt wurden fast drei Millionen Deutsche in den Westen gebracht. Daß das ihre Rettung war, ahnten die Flüchtlinge, trotz der Goebbels-Propaganda gegen England und die USA und trotz der Berichte über die alliierten Flächenbombardements auf Wohnviertel. Sie wußten nicht viel über das Schicksal ihrer bei den Russen zurückgebliebenen Landsleute, aber das wenige, was sie jetzt schon erfuhren, war schlimm genug, um sie so weit wie möglich in den Westen zu treiben.

Über den Untergang der „Wilhelm Gustloff berichtet Klaus Rainer Röhl in seinem Buch „Verbotene Trauer“, München 2002

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt, 11/08 v. 15.03.2008

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