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Gebügelte Geschichte
Die Ausstellung »Flucht, Vertreibung und Integration« in Bonn schloß ihre Pforten
ein Rückblick von Sverre Gutschmidt

Vom handwerklichen her ordentlich dargestellt, aber mit der Wahrheit hapert es“, ähnlich beurteilen viele Vertriebene die Ausstellung „Flucht, Vertreibung, Integration“, die seit 2. Dezember im Bonner Haus der Geschichte zu sehen ist, – so auch Jürgen Zauner, Ostpreuße, Vorsitzender der LO Landesgruppe NRW. Eine „gebügelte Geschichte“, so Zauner, erwarte den Besucher – dennoch „sehenswert“. Manfred Ruhnau besuchte mit 50 Ostpreußen seiner Bonner Ostpreußengruppe im April das Museum. „Es gehen wohl nur wenige Vertriebenengruppen wie wir geschlossen hin“, so seine Einschätzung. Auch ihm und den anderen Bonner Ostpreußen fielen falsche Zahlen in der Ausstellung auf, so zu den Betroffenen in Estland und Lettland. Kritik werde jedoch positiv registriert, so Ruhnau.

Nun wird die aufsehenerregende Ausstellung, nach ihrem planmäßigen Ende in Bonn am 17. April, symbolträchtig in Berlin Zuschauer anziehen. Zeitgleich mit der Präsentation des „Zentrums gegen Vertreibungen“ im Berliner Kronprinzenpalais unter den Linden soll „Flucht, Vertreibung, Integration“ jedoch kein Gegenkonzept zum Zentrum sein, sagt Hans-Joachim Westholt. Der verantwortliche Projektleiter und Historiker der Bonner Ausstellung sagt zu seinem Konzept: „Die deutsche Bevölkerung von Kriegsende bis jetzt ist unser Schwerpunkt – ein Vergleich mit dem Zentrum ist daher ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen“. Über 130000 Besucher erreichte die Ausstellung in Bonn – wie viele von ihnen Vertriebene waren und wie sie über das Gezeigte dächten, könne er nicht abschätzen, so Westholt. Aber die Einträge im Gästebuch zeigten, es sei viel Emotionales da, das berühre. „Auf 600 Quadratmetern können wir nicht alles leisten“, so Westholt, „viele Vertriebene wünschen sich mehr über ihr Gebiet, zum Beispiel Ostpreußen, doch dafür sind auch die Landesmuseen da“.

Beim Thema Opferzahlen habe man versucht, die wissenschaftlichen Probleme ihrer genauen Bemessung anhand einer Tafel zu verdeutlichen und habe dabei eng mit dem Bund der Vertriebenen (BdV) zusammengearbeitet. „Selbst wenn es nur 100000 Opfer von Flucht und Vertreibung gewesen wären, wäre mir persönlich das noch zu viel“, so Westholt. Offensiv geht die Museumsleitung mit diesem Hauptkritikpunkt vieler Zeitzeugen um – die Tafel, die das Ausmaß des Sterbens auf der Flucht und bei den wilden wie „geregelten“ Vertreibungen beziffern soll, zieht das Sterben von Millionen in Zweifel. So wie sie jahrzehntelang aus der Differenz Einwohner der Ostgebiete zu nach Kriegsende im Westen Angekommenen berechnet wurde, sei sie eben nur eine der in der Forschung gültigen Zahlen. Die anderen, ebenfalls präsentierten, sind geringer.

Die Kritik an der Ausstellung geht indes trotz Beteuerungen und vieler positiver Aspekte weit über Wünsche nach mehr Details und richtig ermittelte Zahlen hinaus. So beklagten Besucher unlängst im WDR-Fernsehen, das Thema Vergewaltigungen (siehe PAZ Seite 20) sei in der Ausstellung nicht ausreichend berücksichtigt. Tatsächlich bleiben Greuel und Übergriffe gegen Kriegsende ausgespart – zumindest gegen Deutsche gerichtete. Was durch das erklärte Ausstellungsziel, sich auf das Ankommen im Westen sowie die Integration konzentrieren zu wollen, noch verständlich erscheinen mag, bekommt schnell den schalen Beigeschmack ideologisierter Interpretation. Denn die unmittelbar auslösende sowjetische Haßpropaganda bleibt gänzlich außen vor. Daß Stalin vor Hitler morden, vertreiben und in Lager deportieren ließ, ist immerhin dokumentiert. Völkerrechtsverbrechen der Sowjetunion und anderer Staaten sind ansonsten erkennbar nicht Thema.

Erkennbare und durchaus gelungene Schwerpunkte sind das harte Schicksal der Vertriebenen als „Umsiedler“ in der DDR aber auch die Ressentiments und Probleme bei der keineswegs immer herzlichen Aufnahme durch die einheimische Bevölkerung in West- und Mitteldeutschland. Viele ausführlich vorgestellte Einzelschicksale nehmen dem Thema jeden abstrakten Charakter. Mittels einer Chipkarte kann der Besucher einem von 160 Einzelwegen auf Flucht und Vertreibung durch die Ausstellungsstationen nachgehen. Karten und audiovisuell gelungene Umsetzungen lassen das Ausmaß des tragischen Geschehens begreifen. Das Jahrhundert der Vertreibungen präsentieren die Verantwortlichen jedoch aus bundesrepublikanischer Sicht. Ironischerweise führt man Ereignisse vor 1949, also vor der Eingliederung, immer dann besonders ausführlich ins Gedächtnis, wenn es um deutsche Verbrechen geht. Daß Kriegsereignisse und ideologischer Rassewahn jedoch schlimmstenfalls Anlaß, nicht Auslöser der Vertreibung der Deutschen waren, geht unter.

Politisch korrekt erklärt der Begleitkatalog zur Schau die volkspädagogische Marschrichtung: „Zum anderen muß die Ausstellungsgestaltung deutlich machen, daß die nationalsozialistische Eroberungspolitik gleichsam Vorspiel war für die Entwurzelung von Millionen Deutschen östlich von Oder und Neiße.“ Dieser Vorgabe folgt man geflissentlich. Eine „Bildkollage“ zeigt nationalsozialistische Verbrechen, ohne die eine Darstellung von Flucht und Vertreibung den Machern der Ausstellung offenbar undenkbar erscheint. Dabei konzentriert sich die Ausstellung sonst bewußt auf das Danach. Der breite Raum, der anderen Vertreibungen in der Welt, vor allem der Armeniervertreibung, gewidmet wird, mag daher um so mehr überraschen. Der Eindruck eines singulären, an Deutschen verübten Verbrechens soll besser gar nicht erst aufkommen.

Im Fazit zum Teil „Nationalsozialistisches Besatzungsregime und rassischer Vernichtungskrieg“ steht hinter der Feststellung „ein Unrecht rechtfertigt nicht das andere“ ein „allerdings“. Selber Schuld, hätte man nach dem Gusto der Konzeption böswillig formulieren können. Deutschland habe sich im Osten ausdehnen wollen und wurde „um seinen alten Osten amputiert“. Eine ebenso zur Vorgeschichte gehörende Betrachtung polnischer Minderheitenpolitik fehlt. Bestenfalls eine „polnische Verdrängungspolitik“ wird neben „freiwilliger Abwanderung“ aus den Polen nach dem Ersten Weltkrieg zugeschlagenen deutschen Gebieten knapp eingeräumt.

Diesen eindimensionalen Deutungsmustern gesellen sich dem Zeitgeist oder Unwissenheit geschuldete Formulierungen, die an Geschichtsklitterung grenzen, hinzu. So erklärt der Katalog in einem Kapitel in immer neuen Spielarten, die Deutschen seien „aus Polen“ vertrieben worden – angesichts der jahrhundertealten deutschen Tradition und Zugehörigkeiten Schlesiens, Ostbrandenburgs, Pommerns sowie West- und Ostpreußens zu Deutschland ein Beleg mangelhafter Geschichtskenntnis. „Es gab keine Pläne für die Evakuierung der deutschen Zivilbevölkerung aus Polen“ – was für einen Eindruck solche Sätze bei jüngeren Besuchern hinterlassen, wenn es im Text um Reichsgebiet, unter anderem Ostpreußen, geht, sei dahingestellt. Unselige Begriffe wie „Zwangsmigration“ oder „erzwungene Wanderungsbewegung“ tragen dazu bei, die Schrecken der Vertreibung zu verharmlosen.

Den politischen Umgang mit dem Thema hat das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland um so klarer herausgearbeitet. Vertriebenenpolitik, Verbände und Landsmannschaften, Kirchen, die Vertriebenen in den Medien und die aktuelle, vor allem polnische, Diskussion um ein „Zentrum gegen Vertreibungen“ zeichnet die Schau sachlich nach.

Leider scheint die Ausstellung gerade wegen ihres oftmals bemühten Charakters, die lange museal und öffentlich von links liegen gelassene Vertreibung der Deutschen umfassend zu würdigen, in Wahrheits-Nöte zu geraten. Geschichtsdokumentation droht mit Geschichtspolitik verwechselt zu werden, wann immer politisch relevante Fragen auftreten. Das Aufgehen in der westdeutschen Gesellschaft ist die Perspektive – Rückkehrhoffnungen keine. Waren Tatsachen lange Tabu, drohen sie ungeahnte Kräfte und womöglich gar Ansichten freizusetzen, die dem nach wie vor gültigen Bild der Vergangenheit Unzulänglichkeiten nachweisen. Die Schere im Kopf und an der Ausstellungstafel verhindert dies. Fairerweise muß man dem Haus der Geschichte zubilligen, daß es bei diesem Schnitt viel durchgehen ließ, mehr als mancher hoffen und erwarten konnte. – Ein Schnitt bleibt es allemal. Das „Zentrum gegen Vertreibungen“ wird auch daher notwendig sein, denn die historische Nachlese hat, wie das Bonner Haus einräumt, bisher nur „Birnen“ hervorgebracht. Zu den eigentlichen Vertreibungsereignissen bleibt daher noch viel zu sagen.

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung, Nr. 16/06 vom 22.4.2006,

weitere Informationen:
Haus der Geschichte www.hdg.de: Flucht, Vertreibung, Integration,
Ausstellung vom 3. Dez. 2005 – 17. April 2006 in Bonn


 

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