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Friedrich Gentz

 


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Vom Hass auf Napoleon getrieben
Friedrich Gentz führte auf dem Wiener Kongress Protokoll und gilt als einer der Väter der Karlsbader Beschlüsse
von Manuel Ruoff

An der Seite und als Feder des österreichischen Regierungschefs Clemens von Metternich wurde Friedrich Gentz zur Zielscheibe der nationalliberalen Bewegung. Dabei war der Publizist im Staatsdienst ursprünglich nicht nur Preuße, sondern sogar preußischer Beamter und darüber hinaus ein Verteidiger von Aufklärung und Französischer Revolution.

Der am 2. Mai 1764 in Breslau geborene Friedrich Gentz entsprach so gar nicht dem gängigen Bild des korrekten preußischen Beamten. Er war Genießer, liebte neben Speis und Trank auch die Frauen und nicht nur eine, neigte dazu, über seine Verhältnisse zu leben, arbeitete lieber zuhause als im Büro und hatte einen bohemienhaften Lebensstil. Wenn auch zu seiner Verteidigung angeführt wird, dass er dafür nichts tat, was seinen politischen Überzeugungen widersprach, so war er doch auch empfänglich für Zuwendungen, um das Leben eines Grandseigneurs finanzieren zu können. Darüber hinaus war er eitel, Schmeicheleien zugänglich und über alle Maßen mitteilsam.

Dabei stammte der gebürtige Preuße, der mütterlicherseits mit dem hugenottischen Minister Preußens Jean Pierre Frédéric Ancillon eng verwandt war, väterlicherseits aus einer preußischen Beamtenfamilie. Sein Vater war Münzmeister, später Generalmünzdirektor in Berlin. Ungeachtet seines Naturells schickte sich der junge Friedrich Gentz an, die Familientradition fortzusetzen. Nach Schulbesuch in Breslau und Berlin ging er auf Wunsch des Vaters an die Königsberger Albertina, wo er Jura studierte. Dort gehörte er zum Schülerkreis Immanuel Kants. Die Königsberger Geistesgröße sprach seinen Intellekt an, formte aber nicht seinen Charakter. Vom kategorischen Imperativ oder dem preußischen Ideal, im Dienste für Gemeinschaft, Staat und/oder König aufzugehen, war Gentz’ Streben weniger geprägt. Vielmehr strebte er nach Selbstverwirklichung.

Nichtsdestotrotz schlug er nach einem zweijährigen, unvollendeten Jurastudium 1785 die Beamtenlaufbahn ein. Standesgemäß heiratete er acht Jahre später die Tochter des Oberbaurats David Gilly. Die Rolle eines Rädchens im preußischen Staatsapparat genügte ihm jedoch nicht. Bereits in der Schule waren sein gewandter Stil und seine Rednergabe aufgefallen. Deshalb versuchte sich der Beamte zusätzlich in der Publizistik. Damit verband er die Hoffnung, seine Beamtenbezüge aufbessern zu können und aus dem Gros der namenlosen Staatsdiener hervorzustechen.

Wie viele seiner geistig aufgeweckten und aufgeschlossenen Zeitgenossen war Gentz ein Kind der Aufklärung und stand der Französischen Revolution als dem vermeintlichen Versuch, der Vernunft an die Macht zu verhelfen, positiv gegenüber. Hiervon ist auch sein erster schriftstellerischer Versuch, „Ueber den Ursprung und die obersten Prinzipien des Rechts“, geprägt, der 1791 in der „Berlinischen Monatsschrift“ erschien.

Wie viele deutsche Geistesgrößen entfremdeten ihn jedoch schließlich die gewaltsamen Exzesse vom französischen Experiment. Geradezu einen Hass entwickelte er auf Napoleon, der nach der Hegemonie auf dem Kontinent strebte. Eine neue politische Heimat fand Gentz in England, das mit einer Konsequenz und Kontinuität wie keine andere europäische Großmacht Napoleons Hegemonialstreben Widerstand entgegensetzte. Im Geiste der Briten setzte Gentz nun auf Reformen statt auf Revolutionen sowie auf Gleichgewicht. Den Briten und Clemens von Metternich geistig verwandt, setzte er auf ein von Großbritannien unterstütztes sowie von Preußen und Österreich einvernehmlich geführtes Deutschland als ruhenden Pol gegenüber Hegemonialbestrebungen Frankreichs (und später Russlands). Beredten Ausdruck findet Gentz’ Hinwendung zu den Briten in seiner von Wohlwollen und Empathie geprägten kommentierten und erweiterten Übersetzung von Edmund Burkes Werk „Betrachtungen über die französische Revolution“ aus dem Jahre 1793.

Gentz’ unverblümt antinapoleonische Einstellung in seinen nun folgenden Veröffentlichungen kollidierte mit der Neutralitätspolitik Friedrich Wilhelms III., der 1797 das Erbe seines Vaters antrat. Zusätzlich erschwert wurde Gentz’ Stellung durch seine Scheidung, seine Schulden und dadurch, dass er es wagte, an seinen neuen König zu dessen Regierungsantritt mit Empfehlungen heranzutreten.

Dank Kontakten mit dem österreichischen Gesandten in Berlin, Johann Philipp von Stadion, gelang ihm der Wechsel in die Dienste des damals napoleonkritischeren Österreich. Finanziell gesichert durch feste Bezüge, aber von allen Regierungsgeschäften entbunden, konnte der kaiserlich königliche Rat sich nun der antinapoleonischen Propaganda hingeben. In Österreichs Hauptstadt wurde er zum Sammelpunkt der antinapoleonischen Agitation. 1805 kam es schließlich zum Ausbruch des Dritten Koalitionskrieges zwischen Österreich und Frankreich, den Österreich verlor.

Ab 1806 focht jedoch nun Preußen gegen Frankreich und Gentz war als Gast des preußischen Hauptquartiers dabei. Aber auch diesmal obsiegte Napoleon. Und Gentz kehrte nach Österreich zurück.

Nun unter der Leitung von Stadion stellten sich die Österreicher 1809 im Fünften Koalitionskrieg ein weiteres Male dem Franzosenkaiser zum Kampfe. Das am 15. April 1809 in der „Wiener Zeitung“ veröffentlichte Kriegsmanifest ließ Stadion durch Gentz formulieren. Und wieder blieb der Korse siegreich.

Gentz versuchte, nach England, der einzig verbliebenen antinapoleonischen Großmacht, auszuweichen, aber der Versuch scheiterte. Sein Widerstand erlahmte und er versuchte, sich mit Napoleons Herrschaft zu arrangieren. Er wurde zum engsten Mitarbeiter von Metternich, mit dem ihn manches verband. Metternich hatte als Botschafter in Paris zum Fünften Koalitionskrieg geraten, angesichts des unbefriedigenden Kriegsverlaufs jedoch noch während des Krieges eine „Anschmiegung an das triumphierende französische System“ vorgeschlagen. Mit dieser Einstellung wurde er Nachfolger Stadions als Regierungschef. Metternichs Realpolitik machte Österreich zum Zünglein an der Waage in den Befreiungskriegen und damit ihn selber zum Präsidenten des Wiener Kongresses, auf dem Europa nach Napoleons Niederlage neu geordnet wurde. Gentz wurde Metternichs erster Sekretär und übernahm die Führung des Kongressprotokolls. Metternich erkannte, dass das Nationalstaatsprinzip dem habsburgischen Vielvölkerstaat widersprach und bekämpfte die nationalliberale Bewegung, mit Gentz an seiner Seite und als rechte Hand. Wie auf dem Wiener Kongress diente Gentz Metternich auch auf den nachfolgenden Monarchenkongressen in Aachen, Troppau, Laibach und Verona sowie den Ministerkonferenzen in Karlsbad und Wien als Protokollführer. Gentz machte sich zum Hassobjekt der Nationalliberalen, indem er Metternichs Politik der Restauration und Reaktion seine Feder lieh.

Schließlich kam es doch noch zur Entfremdung zwischen den beiden, da Gentz im Gegensatz zu Metternich am Ende zu dem Schluss kam, dass der Kampf gegen die nationalliberale Bewegung ein Kampf gegen Windmühlenflügel sei. Als Folge dieser späten Erkenntnis reagierte Gentz entspannter und friedfertiger als Metternich auf die Folgen der 1830er Revolution in Frankreich, Polen und Belgien. Diese Zweifel an der Haltbarkeit des Systems Metternich ließen Gentz in der Gunst des Staatskanzlers sinken und der bürgerliche Publizist im Staatsdienst musste erkennen, wie wenig gefestigt seine außerordentliche Stellung im Staatsapparat war. Nach der Abkühlung der Beziehungen zu seinem vormaligen Gönner politisch wie gesellschaftlich isoliert, zog sich Gentz mit seiner 46 Jahre jüngeren Geliebten, die er 1828 bei einem Theaterbesuch kennengelernt hatte, in sein Schlösschen im damaligen Wiener Vorort Weinhaus zurück, wo er am 9. Juni 1832 starb.

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt, Ausgabe 17/14, 26.04.2014

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