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Nach langem Weg am Ziel:
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14. Juli
1996: Gedenkstunde in Johannisburg |
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Durch die Vermittlung von Mira Kreska, der Vorsitzenden des deutschen Kulturvereins „Rosch“, konnte er auf dem Friedhof, noch während das Jugendlager arbeitete, die Denkmalpfleger aus Suwalki, Tumidajewicz und Mackiewicz, sowie Bürgermeister Puchalski aus Johannisburg sprechen. In einem langen Gespräch gelang es Hans Linke, sie von seinem Plan zu überzeugen, den gesamten alten Stadtfriedhof in eine Parkanlage umzugestalten sowie die alte Leichenhalle zu erneuern, zu konservieren und in eine Gedenkstätte zur Erinnerung an die Generationen deutscher Bürger dieser Stadt, die noch bis Anfang 1945 in diese Erde gebettet wurden, umzuwandeln. Mit dieser Umgestaltung wollte er auch erreichen, daß der deutsch-russische Soldatenfriedhof in einer würdigen Umgebung verbleibt.
Seine große Hoffnung aber war, daß sich Deutsche und Polen an dieser Gedenkstätte treffen, um gemeinsam der Toten zu gedenken und für die Erhaltung des Friedens in der Welt zu beten. Das Denkmalschutzamt und die Stadt Johannisburg stimmten dem Plan zu und schufen die ersten Voraussetzungen, ihn zu verwirklichen.
Die Finanzierung der Umgestaltung des Geländes in den Park sowie der Erhaltung und Umwandlung der Leichenhalle in die Gedenkstätte stellten Polen und Deutsche gemeinsam sicher. Die Stadt Johannisburg finanziert, auch mit Zuschüssen von staatlichen Stellen, die Gestaltung des Parks, die Kreisgemeinschaft Johannisburg, als Vertretung der vertrieben und geflohenen deutschen Bewohner dieser Stadt, finanzierte bereits voll die Gedenkstätte, und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge setzte 2001 Hans Linkes deutsch-polnisches Jugendlager zur Neugestaltung des deutsch-russischen Soldatenfriedhofs ein.
Die Kreisgemeinschaft Johannisburg hat eine Gedenkstätte geschaffen, die durch ihre Gestaltung den Besucher überzeugt. Um das Gebäude wurde ein Zaun aus Eisengittern gesetzt, wie er auf dem alten Friedhof um Familiengruften oft zu sehen war. Auf der Südseite des Gebäudes stehen aufgearbeitete Gedenksteine von früheren deutschen Gräbern des alten Friedhofs. Wenn sich dem Besucher die beiden Eichentüren am Eingang zum Innern der Gedenkstätte öffnen, zieht ihn ein wuchtiges Granitkreuz in seinen Bann. An der Nordseite des Gebäudes ist eine Gedenktafel in die Mauer eingelassen, deren Inschrift vom Vorsitzenden der Kreisgemeinschaft Johannisburg, Gerhard Wippich, klug und bedeutsam formuliert worden ist.
Bürger der Stadt Johannisburg, Besucher dieser Kapelle! Diese Gedenkstätte, der sie umgebende Park und der Ehrenfriedhof gefallener Soldaten, ist als Kulturstätte unter Denkmalschutz gestellt. Die Fläche dieses Parkes diente in der preußischen, deutschen und polnischen Zeit den Bewohnern der Stadt Johannisburg als Begräbnisstätte. Bewahrt dieser Stätte die angemessene Würde. Sie möge ein sichtbares Zeichen dafür sein, daß die Nationen in einem freien Europa miteinander in Frieden leben wollen. Erweist der Geschichte ihre gebührende Achtung.
Diese Worte sind in deutscher und polnischer Sprache geschrieben.
Als Voraussetzung für die Arbeiten zur Neugestaltung des Parks war ein neuer stabiler Zaun um den größten Teil des Friedhofes vonnöten. Aus der Vorkriegszeit steht entlang der Bahnhofstraße eine dicke Mauer aus Granitsteinen. Der Zaun wurde von der Stadt gesetzt.
Im letzten Jahr hatte ein schwerer Sturm auch Teile des alten Baumbestands auf dem Friedhof vernichtet. Entwurzelte Bäume mußten schnellstens beseitigt werden. Die Stadt schaffte das sehr schnell mit Hilfe von polnischen Pionieren aus Arys. An einigen Stellen hatten umgestürzte Bäume den neuen Zaun beschädigt. Die beschädigten Teile wurden ausgewechselt. Langsam nimmt die Umgestaltung des Parks Formen an. Dennoch wird es bis zur Beendigung dieser Arbeiten eine Zeit dauern. Der Stadt fehlt für den zügigen Ausbau das Geld. Von dem ersten Planungsgespräch im Sommer 1996 bis zum Tag der Einweihung am 10. Mai 2003 sind sieben Jahre vergangen.
10. Mai
2003: Feierstunde zur Einweihung |
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Am Sonnabend, dem 10. Mai, sollte nach dem Willen aller Beteiligten die Gedenkstätte endlich in einer würdigen Feierstunde eingeweiht werden. Die Vorbereitungen am Ort wurden von der Stadtverwaltung Johannisburg und dem deutschen Kulturverein „Rosch“ gemeinsam getroffen.
Die Gruppe Linke reiste bereits an dem vorausgehenden Mittwoch mit elf Jugendlichen und Erwachsenen, die an den letzten Jugendlagern teilgenommen hatten, nach Johannisburg an. Am nächsten Tag schon wurde sie zur Arbeit auf dem Soldatenfriedhof eingesetzt. 77 Arbeitsstunden waren für die Überholung der Anlage und ihre Vorbereitung für die Einweihungsfeier erforderlich, denn der Soldatenfriedhof war in das Einweihungszeremoniell mit einbezogen.
Dann war endlich der große Tag für die Einweihung der für Deutsche und Polen gleichermaßen wichtigen Gedenkstätte gekommen. Alle hatten sich dafür einen sonnigen Tag gewünscht, und die Sonne schien wirklich.
Aus der Bundesrepublik war mit Willi Reck, einem der Stellvertreter von Kreisvertreter Wippich, eine Delegation der Kreisgemeinschaft Johannisburg angereist. Ebenso waren der Kreispräsident des Kreises Schleswig-Flensburg, Johannes Petersen, der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Wilhelm v. Gottberg, und Vertreter der Johanniter aus Schleswig-Holstein nach Johannisburg gekommen. Der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Danzig, v. Berg, konnte aus dienstlichen Gründen erst verspätet zu den Festlichkeiten kommen. Der Kreis Schleswig-Flensburg hat ein Partnerschaftsverhältnis mit der Stadt Johannisburg, und die Johanniter sind durch die Sozialstation mit dem deutschen Verein „Rosch“ und der Stadt verbunden.
Die deutschen Gäste hatten sich gemeinsam mit den Geistlichen der katholischen und der evangelischen Kirche aus der Stadt, dem Bürgermeister von Johannisburg, Andrzey Szymborski, den Bürgermeistern der Nachbarstädte Arys und Gehlenburg, einer Abordnung von polnischen Offizieren unter Führung eines Oberst, Offizieren der örtlichen Polizei, Abordnungen von Lehrern und Schülern von Schulen aus Johannisburg und Gehlenburg, Vorsitzenden von örtlichen Vereinen sowie der großen Gruppe aus dem Deutschen Verein zur Feierstunde an der Kapelle versammelt. Auch die Vorsitzenden der deutschen Nachbarvereine waren gekommen. Die Verantwortlichen freuten sich, daß über 200 Gäste erschienen waren.
Die Einweihungsfeier wurde durch den Aufmarsch einer polnischen Pfadfindergruppe eröffnet, die sich als Ehrenwache neben das Hochkreuz und hinter die Symbolkreuze auf dem Soldatenfriedhof stellte. Sie hatte Kerzen mitgebracht. Der polnische Bürgermeister von Johannisburg begrüßte die Teilnehmer an der Feierstunde, und Hans Linke unterrichtete in seiner kurzen Ansprache über den langen Weg von der Idee bis zur Gestaltung der Gedenkstätte.
Anschließend sprachen der Kreispräsident Petersen, der Sprecher der Landsmannschaft v. Gottberg und der Vertreter der Kreisgemeinschaft Johannisburg, Reck. In ihren recht unterschiedlichen Ansprachen waren sie am Ende von der Ausstrahlung der Gedenkstätte auf das deutsch-polnische Verhältnis heute und in Zukunft überzeugt. Unter dem Kreuz in der Kapelle sollten sich die deutschen und polnischen Bewohner dieser Stadt zum gemeinsamen Gebet im Sinne von Vergebung und Versöhnung treffen.
Im Anschluß an die Ansprachen trugen zwei polnische Schülerinnen und ein Schüler in deutscher Sprache Gedichte deutscher Poeten vor, deren Texte dem Sinn der Feierstunde angepaßt waren. Sie überzeugten durch ihre Stimmen und die Art ihrer Vorträge.
Vor der Einsegnung an der Gedenkstätte durch die beiden Geistlichen wurde die große Gedenktafel an der Nordseite des Gebäudes gemeinsam von Willi Reck, Mira Kreska und Andrzey Szymborski enthüllt.
Die geistliche Ansprache hielt der Pfarrer der polnischen evangelischen Kirche in Johannisburg, und die Einsegnung des Gebäudes, des Kreuzes im Innern der Halle, der Gedenktafel und des Hochkreuzes auf dem Soldatenfriedhof wurde durch den Pfarrer der katholischen Kirche in Johannisburg vorgenommen.
Durch die vollzogene Einsegnung wurden die Generationen deutscher Bürger, die in die Erde dieses Friedhofs gebettet worden sind, und die gefallenen Soldaten, die ebenfalls hier ihre letzte Ruhe gefunden haben, wie in früheren Zeiten, wieder miteinander verbunden.
Am Hochkreuz gedachten die polnischen Offiziere der gefallenen Kameraden durch den Kranz und ihren Ehrengruß. Ihnen folgten die jungen Leute der Gruppe Linke, die ebenfalls am Hochkreuz die Kränze der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und ihrer Gruppe niederlegten.
Am Kreuz in der Gedenkstätte wurden Kränze und Blumen vom Bürgermeister der Stadt Johannisburg, den Bürgermeistern der Städte Arys und Gehlenburg, dem Kreispräsidenten des Kreises Schleswig-Flensburg sowie anderen Persönlichkeiten niedergelegt. Ganz zum Schluß gingen Wilhelm v. Gottberg und Hans Linke mit seiner Gruppe zum Kreuz. Nach der Niederlegung der Kränze nahmen die jungen Leute Wilhelm v. Gottberg in ihre Mitte, und gemeinsam beteten sie für die Toten und den Frieden in der Welt.
Gemeinsam haben Deutsche und Polen eine Anlage geschaffen, die an die deutsche Vergangenheit dieser Stadt erinnert, die polnische Gegenwart erlebt und den Weg in das gemeinsame Europa öffnet. Es ist zu wünschen, daß sich in diesem Park des Friedens der Glaube an die Versöhnung von Deutschen und Polen, die gemeinsam die Vergangenheit durch eine bessere Zukunft in einem geeinten Europa überwinden werden, verwirklichen möge.
Quellen: |
Über den Stadtfriedhof wurden 1996 und 2003 Videofilme
erstellt.
zur Film-Bestell- und
Preisinformation
Filme über Masuren und den Kreis Johannisburg |
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weitere Informationen:
Johannisburger Heimatbrief
2003, Seite 27-30
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