»Langfristig ist es nicht tragbar«
Selbst der Hohe Flüchtlingskommissar der UN kritisiert die einseitige Belastung Deutschlands und Schwedens
von
Norman Hanert
Eine gehörige Portion Verwunderung ist oftmals mit im Spiel, wenn im Ausland auf die derzeit nach Deutschland strömende Flut von Asylbewerbern geblickt wird. Während hierzulande von den etablierten Parteien und Medien der Eindruck erweckt wird, es sei abermals eine alternativlose Angelegenheit, dass Deutschland Hunderttausende Asylbewerber ins Land lässt, schärft ein Blick von außen das Bewusstsein für die ungeheure Dimension und Maßlosigkeit der hierzulangutede ablaufenden Vorgänge. So warnte unlängst der Hohe Flüchtlingskommissar der UN, Antonio Guterres, davor, dass Deutschland zu viele Flüchtlinge aufnimmt: „Wir müssen die Verantwortung auf mehr Schultern in Europa verteilen. Langfristig ist es nicht tragbar, dass nur zwei EU-Länder – Deutschland und Schweden – mit leistungsfähigen Asylstrukturen die Mehrheit der Flüchtlinge aufnehmen.“
Die Warnung, dass sich Deutschland übernimmt, scheint berechtigt. Momentan etwas aus dem Blick geraten ist nämlich, dass Deutschland auch hohe Zuwanderungszahlen aus den übrigen EU-Ländern zu verkraften hat. So machte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bereits letztes Jahr darauf aufmerksam, dass Deutschland mit seinen Zuwanderungszahlen mittlerweile klassische Einwanderungsländer wie Kanada überholt hat und nach den USA zum zweitwichtigsten Zuwanderungsziel unter den Industrieländern geworden ist.
Insgesamt hat der Zuwanderungsdruck nach Ansicht der „Washington Post“ dazu geführt, dass sich Deutschland in hohem Tempo sogar zum „globalen Experiment“ in Sachen Zuwanderung entwickelt hat. Noch auf einer inzwischen überholten Prognose beruhend, unternahm der Publizist Pat Buchanan, der unter Präsident Ronald Reagan Kommunkationsdirektor des Weißen Hauses war, einen eindrucksvollen Vergleich: „Deutschland, das im letzten Jahr 174.000 Asylsuchende aufnahm, richtet sich darauf ein, in diesem Jahr 500.000 aufzunehmen. Dabei ist Deutschland kleiner als Montana.“ Abgerundet hätte sich für die US-amerikanischen Leser das Gesamtbild mit einem Hinweis auf die Besiedlungsdichte: Als viertgrößter Bundesstaat der USA hat Montana lediglich eine Million Einwohner – das dicht besiedelte Deutschland wird von 82 Millionen Menschen bewohnt.
Aufgeworfen wurde von Buchanan auch eine Frage, die hierzulande umgehend den Vorwurf von Panikmache und Deutschtümelei nach sich gezogen hätte: Wie kann ein durch die Geografie eingeengtes, dicht bevölkertes und bereits mit fremdenfeindlichen Konflikten konfrontiertes Deutschland es verkraften, jedes Jahr eine halbe Million Einwanderer aus Dritte-Welt-Ländern aufzunehmen, ohne dass es das Land auseinanderreißt und der Charakter der Nation für immer verändert wird?
Angesprochen ist damit eine Tatsache, zu der hierzulande noch völliges
Schweigen in der öffentlichen Diskussion herrscht: Untermalt vom Mantra „Alle
Menschen sind gleich“, wird von Zuwanderungsbefürwortern gern der Eindruck
verbreitet, als würden sich die ins Land strömenden Menschen nur durch exotische
Kochrezepte und ein wenig Folklore von der ansässigen Bevölkerung unterscheiden.
Realistischerweise ist allerdings damit zu rechnen, dass die Erfahrungen und
Gewohnheitsmuster aus oftmals archaischen Gesellschaften, Krieg und
Bürgerkriegen nicht abgelegt werden, wenn die Herkunftsländer verlassen werden.
So scheinen Augenzeugenberichte aus Ungarn und Mazedonien nicht ganz zu dem Bild
zu passen, das hiesige Medien oftmals von der „Flüchtlingskatastrophe“ zeichnen.
Berichtet wird etwa aus Mazedonien, dass auf dem Weg in die eigentlichen
Zielländer wie Deutschland und Schweden kleine Bauerndörfer regelrecht
überfallen worden sind und heuschreckenartig alles gestohlen wurde, „was nicht
niet- und nagelfest“ war. Tatsächlich könnte sich Deutschland nicht nur mit der
Frage konfrontiert sehen, wie es seine Asylbewerber unterbringt, sondern auch,
ob sich der faktische Status als Einwanderungsland noch mit einem sehr liberalen
Strafrecht vereinbaren lässt. Findet die deutsche Gesellschaft auf solche
Herausforderungen nicht schnell Antworten, dann könnte es bereits in wenigen
Jahren in Deutschland so aussehen, wie in den Herkunftsländern der Asylbewerber.
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