Denkmal für eine Nacht: ein russischer Soldat überwältigt eine schwangere Frau

Kunstaktion:
Danzig entfernt Skulptur von vergewaltigendem Rotarmisten

DANZIG. Mit einer Skulptur eines Rotarmisten, der eine schwangere Frau vergewaltigt, hat ein polnischer Kunststudent in Danzig einen nächtlichen Polizeieinsatz ausgelöst. Der 26 Jahre alte Künstler stellte die fast eine halbe Tonne schwere Figur gemeinsam mit Freunden am Abend des vergangenen Samstag neben einem sowjetischen Panzer im Danziger Zentrum auf.

Die naturalistische Bildhauerarbeit mit dem deutschen Titel „Frau, komm“ zeigt einen sowjetischen Soldaten, der mit heruntergelassener Hose über einer hochschwangeren Frau kniet und ihr mit der rechten Hand eine Pistole in den Mund hält.

Die Polizei reagierte noch in der Nacht und ließ die Figur am Sonntagmorgen abtransportieren. „Zwischen zwei und drei Uhr morgens rief eine aufgebrachte Frau an. Polizeibeamte erschienen am Ort und stellten fest, daß die Skulptur ohne Erlaubnis der Stadt dort aufgestellt worden war“, berichtete eine Polizeisprecherin. Nach Medienberichten ließen die Polizisten das Objekt bis zum Abtransport bewachen. Am Morgen konnte der Student Jerzy Bohdan Szumczyk als Verantwortlicher identifiziert werden. Beim Verhör auf der Polizeiwache bekannte er sich zu der Aktion.

„Ich habe eine solche Reaktion erwartet, aber muß zugeben, daß mich die sofortige Reaktion der Polizei überrascht“, sagte Szumczyk dem Infoportal www.trojmiasto.pl. Keine Galerie habe die Arbeit ausstellen wollen. Sein ursprünglicher Plan sei es gewesen, die Figur des vergewaltigenden Sowjetsoldaten in Berlin am Brandenburger Tor zu postieren, aber er habe keine Mittel für den Transport gehabt.

Rzeźba przedstawiająca gwałt dowodem w sprawie
Die Statue der Vergewaltigung - Beweis für Aufstellung und Abtransport
Quelle: www.youtube.com/watch?v=QrNC0bDLF28+

„Der geschichtlichen Wahrheit gewidmet

Die Aktion in Danzig sei „der geschichtlichen Wahrheit gewidmet sowie dem Schicksal der Frauen während des Krieges“, erklärte Szumczyk. „Das Denkmal zeigt eine harte Vergewaltigung, ohne etwas zu verschweigen, zu vermeiden, es zeigt die Tragödie von Frauen, die nicht erwähnt wird.“

In der Geschichte solle nichts verschwiegen werden. „Ich weiß, daß das schwer ist, das hat mir wirklich viele Schmerzen bereitet“, so der Künstler, der im letzten Studienjahr an der Danziger Akademie für Schöne Künste Bildhauerei studiert. Die Arbeit entstand in den Räumen der Hochschule. „Meine Betreuer hatten keine Vorbehalte gegen die Arbeit.“

Szumczyk beteuerte, kein „Russenhasser“ zu sein und sich nicht für Politik, sondern Kunst zu interessieren. „Ich weiß, die Arbeit ist vulgär, aber so ist nun mal die Geschichte.“ Sollte er jemanden beleidigt haben, tue es ihm leid.

Staatsanwalt prüft Anklageerhebung

Bis Donnerstag entscheidet die Staatsanwaltschaft Danzig-Langfuhr, ob gegen Szumczyk Anklage erhoben wird. Medien berichteten, in Frage komme Paragraph 256 des polnischen Strafgesetzbuchs. Mit Haft bis zu zwei Jahren bedroht der Artikel denjenigen, der öffentlich eine „faschistische oder andere totalitäre Staatsordnung“ propagiert oder zu Haß zwischen den Nationen, Rassen oder Ethnien aufruft.

Jerzy Szumczyk war im Mai als Initiator einer Aktion an der früheren Danziger Lenin-Werft bekannt geworden. Dort hatten Aktivisten die Buchstaben „Lenin“ mit dem Logo der Gewerkschaft „Solidarität“ überdeckt. (cr)

Quelle:
JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co., Ausland, 16.10.2013,
www.jungefreiheit.de/Single-News-Display-mit-Komm.154+M576cc09ae47.0.html


Doch kein Volksverhetzer

Danzig – Das von der Polizei bereits wenige Stunden nach unerlaubter Aufstellung entfernte Denkmal „Komm, Frau!“ des 26-jährigen Kunststudenten Jerzi Bohdan Szymzuk in Danzig hat in Polen für Diskussionen gesorgt. Vor allem der russische Botschafter in Polen entrüstete sich über das Mahnmal, das einen Sowjetsoldaten zeigt, der brutal eine schwangere Frau vergewaltigt. Diese Skulptur würde russische Bürger kränken, so Alexander Alexsejew. Zudem würde es die 600.000 sowjetischen Soldaten beleidigen, die für die Freiheit und Unabhängigkeit Polens gekämpft hätten. Hierfür erntete der Botschafter Widerspruch von einem Mitglied der polnischen Regierungspartei PO. „Ich bin nicht ganz damit einverstanden, dass die Rote Armee die Freiheit für Polen brachte“, wird Andrzej Halicki vom „Deutschlandradio“ zitiert. Und da gleich mehrere polnische Historiker den Wahrheitsgehalt der Darstellung des Mahnmals bestätigten, zog die Danziger Staatsanwalt die Klage wegen Volksverhetzung gegen den Künstler zurück. Gegen ihn wird wegen der illegalen Aufstellung nur noch wegen einer Ordnungswidrigkeit ermittelt. Bel 

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt Ausgabe 43/13, 26.10.2013